Jules Sicht:
Meine Jungs und ich unterhielten uns noch ein bisschen über die Karriere der zwei.
Jannis hat sich schon immer für Fotografie interessiert. Mit 7 Jahren hatte er seine erste richtige Kamera. Er erzählte wie sehr es ihm Spaß machte und wie toll es sei zu fotografieren. Meine Gedanken drifteten bei dem Thema in Richtung Cleo ab und ich bekam nichts mehr von Jannis mit. Sie ist schon etwas länger beim BVB. En hat sich Recht schnell mit ihr angefreundet, obwohl sie eigentlich so gar nicht der Menschentyp ist. En vertraut nur wenigen Leuten und hat auch Probleme sich einfach Mal fallen zu lassen. Sie trinkt so gut wie gar nicht und auf Partys kommt sie auch nicht oft mit. En ist sehr schüchtern, aber ich muss sagen, dass sie sich mit der Mannschaft ausgezeichnet versteht. Das gibt ihr Selbstbewusstsein und Stärke. Ich denke Cleo tut En sehr gut. *Aber würde sie es verstehen, wenn ich nicht mehr so viel mit ihr mache? Was wenn ich meine Beste Freundin vernachlässige, weil ich mit Cleo zusammen bin? Will ich überhaupt mit Cleo zusammen sein? Will sie mich überhaupt? Bilde ich mir das alles nur ein und sie möchte gar nichts von mir?*
"Julian?" riss mich Jannis aus meiner Gedankenwelt.
"Hhm, ja?" fragte ich verträumt zurück und bekam einen genervten Blick von ihm.
"Jascha hat dich gerade zum fünften Mal gefragt was der Grund für deinen Überraschungsbesuch ist? Wo bist du nur mit deinen Gedanken?" fragte mich Jannis mit einem schon fast vorwurfsvollen Unterton.
"Wie gesagt Planänderung." gab ich trocken zurück und hoffte, dass damit das Thema vom Tisch war.
"Ja aber-" wollte Jascha nachhaken, aber ich fiel ihm ins Wort:
"Kein Aber, ich kann und werde auch nicht darüber reden. Es ist alles in Ordnung. *Ich musste eine kurze Pause einlegen und tief einatmen* Wo sind eigentlich Papa und Mama? Ist Papa noch arbeiten? Ich denke ich sollte Mal nach Nala schauen, sie vermisst mich bestimmt schon." lenkte ich selbst die Richtung des Gesprächs. Ich erntete zwei äußerst verwirrte und besorgte Gesichter, die ich gekonnt ignorierte *hoffte ich jedenfalls* und so tat als würden mich die Worte, die meinen Mund verlaßen, ernsthaft interessieren.
Ich deutete mit meinem Finger auf die immer noch offene Haustür. Ohne eine Antwort abzuwarten, ging ich auf die Tür zu. Meine Brüder ließ ich draußen allein, unwissend, zurück.
Eigentlich konnte ich mir die Frage selbst beantworten, da nur noch ein weiteres Auto in der Einfahrt stand. Jannis fuhr ein Motorrad, welches sich wahrscheinlich in der Garage befand. Da ich wusste, dass dieses Auto, neben dem ich geparkt hatte, meiner Mum gehörte, ging ich in Richtung Küche da sie wahrscheinlich damit beschäftigt war, Abendessen zu kochen. Meine Mum liebt es zu kochen. Wenn es nach ihr ginge, hätte sie ihr Bett wahrscheinlich in der Küche damit sie nie ihre heißgeliebte Küche allein lässe.
Den Tag über ist sie zu Hause und Abends geht sie arbeiten. Sie ist Chefköchin in einem 4-Sterne Restaurant und kommt dann meist nicht vor 0 Uhr wieder zurück. Darüber hinaus kocht sie auch für Geburtstagsfeiern, Hochzeiten oder andere Anlässe. Mein Dad arbeitet bei einer Marketingagentur, also ein Bürojob, aber er liebt seinen Job und hängt sich da voll rein. Leider kommt er nicht vor 18 Uhr nach Hause, obwohl er immer schon als Erster aus dem Haus ist.
Und wie ich es geahnt hatte, steht meine Mum am Herd und kocht schon fleißig. Nicht weit von ihr entfernt sitzt Nala ganz brav in ihrem Körbchen und beobachtet das Kochspektakel mit großen Augen. Als ich den Raum betrete, bemerkt mich die Hündin sofort und kommt schwanzwedelnt auf mich zu gerannt. Instinktiv gehe ich in die Hocke und nehme Nala herzlich in Empfang. Als ich mich wieder aufrichte, schaue ich direkt in die Augen meiner Mum.
"Julian! Du hier! Ich dachte du kommst-"
"Erst in einem Monat wieder?" beendete ich ihre Frage und grinste ihr entgegen, was sie sichtlich nur noch mehr verwirrte.
"Tja Mum, Planänderung schätze ich Mal. Ich hab dich auch vermisst!" lachte ich sie an und stecke sie damit an.
"Sehr lustig du Scherzkeks. Ich hab dich natürlich auch vermisst. Komm her!" Sagte sie und machte eine offene Geste mit ihren Armen und kam auf mich zu.
"Ich weiß Mum." und schloss sie in meine Arme.
Nach einer Weile lösten wir uns wieder und schauten uns tief in die Augen.
"Planänderung also?" hakte sie nach.
"Jep. Wir haben ein paar Tage frei bekommen."
"Und wo ist En dann jetzt? Sie hat dann doch auch frei?"
"Mum, wir sind nicht mehr 14- Wir machen nicht immer alles zusammen. Sie verbringt die Tage mit ihrem Vater." *Scheiße wieso lüge ich sie denn an?*
"Mit ihrem Vater?" hielt meine Mum misstrauisch an dem Thema fest.
*Mist wieso durchschaute sie mich denn immer so schnell?*
"Ja, so abwegig? Ich bin doch auch gerade hier."
*Was gebe ich denn da für einen Stuss von mir?*
"Ich dachte En hätte mit ihrem Vater keinen richtigen Kontakt mehr?"
*Jetzt hatte sie auch noch Recht. Ich wusste nicht genau was ich darauf jetzt antworten sollte.* Meine Mum runzelte immer mehr die Stirn.
"Ich... Ähm.. Also naja..-" stotterte ich vor mich hin. *Ich konnte noch nie gut lügen*
"Ach herrjeh, hattet ihr etwa Streit?"
"Was, nein- Also ich weiß nicht.. Mum, können wir bitte das Thema wechseln?"
"Na gut aber ich werde nachher En anrufen und fragen wie es ihr geht."
Meine Mum hatte nach dem Tod von En's Mutter diese Rolle übernommen und behandelte sie so wie ihre eigenen Kinder.
"Nein Mum bitte. Ihr geht's gut, wirklich. Du musst sie nicht anrufen" versuchte ich meine Ma von ihrem Vorhaben abzuhalten auch wenn ich wusste, dass das nichts ändern würde.
"Pass auf, dein Fleisch fackelt gleich ab!" sagte ich etwas lauter als gewollt, aber da die halbe Küche in Rauch eingehüllt war, hielt ich es für angebracht und zeigte geschockt auf die Pfanne. Meine Mum rannte schnell auf den Herd zu und versuchte da irgendwas mit der Pfanne und dem Fleisch zu retten. Ich schaute ihr amüsiert dabei zu und war gerade so vertieft dabei, dass ich meine Brüder erst bemerkte als sie mich schon wieder mit Fragen bombardierten und wohl beschlossen hatten mich zu nerven.
"Hey Jule, wieso bist du denn einfach gegangen? Wir waren doch noch gar nicht mit unserem Gespräch fertig. Ist irgendwas passiert, du wirkst so abwesend? Läuft's bei dir gerade nicht mit deiner Karriere beim BVB? Wechselst du wieder zum-"
dröhnte es von Jascha auf mich ein, doch irgendwie kamen die Worte nicht richtig bei mir an, denn ich hörte sie nur als würden sie von ganz weit entfernt kommen dabei stand er doch nicht Mal 5 Meter von mir entfernt.
"Jascha jetzt halt Mal die Luft an! Du erstickst Jule ja mit deinen Fragen. Er ist bestimmt noch total K.O. von der Fahrt. Sag Mal Jule, geht's dir gut? Du siehst ein bisschen blass aus.. Hast du heute überhaupt schon etwas getrunken?" unterbrach Jannis seinen jüngeren Bruder. Er kam auf mich zu, doch just in dem Moment machten sich meine Beine selbstständig und trugen meinen Körper in Richtung Treppe. Als ich eng an Jannis vorbei ging, sah ich im Augenwinkel, wie er mich verwirrt ansah. Schließlich kam ich an der Treppe an und ging herauf.
Es muss wohl gruselig ausgesehen haben, wie ich dastehe, kreidebleich, kein Wort von mir gebe und dann einfach verschwinde.
"Mein Zimmer." bekomme ich dann doch noch irgendwie aus mir heraus und nehme nur noch wage wahr, was um mich herum passiert."Ehm Julian? Du siehst aus wie ein Geist. Das ist voll gruselig, Mann" mischte Jascha sich wieder mit ins Geschehen ein. Jannis wollte mir wohl hinterher laufen, wurde dann aber von meiner Ma abgehalten:
"Jannis, bleib hier. Lass ihn Mal allein. Julian braucht jetzt etwas Ruhe und Zeit für sich.."
Und mit diesen Worten war ich in meinem alten Zimmer verschwunden.
Ich hatte keine Ahnung was mit mir los war, aber ich fühlte mich gerade so als hätte mich einer mit einem Panzer überfahren. Mir war schlecht und ich musste mich konzentrieren nicht gleich umzukippen. Ich fühlte mich eingeengt und überfordert. Es war alles irgendwie zu viel und ich war nicht darauf vorbereitet. Ich setzte mich langsam auf mein Bett und starrte einfach nur die Wand an.
*Was ist nur los mit mir? Warum bin ich so? Ich versteh das alles nicht. Warum lässt meine Leistung beim Fußball so nach? Ich hab doch alles, eine Familie die mich liebt, ich bin körperlich topfit, ich bin Profi-Spieler beim BVB, ich habe zwei beste Freunde..
Obwohl, bei Kai bin ich mir da nicht mehr so sicher.. Er hat sich in den letzten Wochen nicht so oft gemeldet wie sonst. Er hat zwar gesagt, er nimmt es mir nicht übel , dass ich den Verein gewechselt habe, aber irgendwie glaube ich das irgendwas daran falsch ist...*
Und so sitze ich noch eine Weile da und lasse einfach meine Gedanken schweifen bis ich irgendwann so müde davon werde, dass ich mich einfach nach hinten fallen lasse und einschlafe.
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BVBrandt
FanfictionEnola Lily Black träumt von einer Sportfotograf Karriere beim BVB und zufälliger Weise ist ihr Bester Freund gerade als Profi-Fußballer dorthin gewechselt. Als sie ihre Bewerbung schreibt, ahnt sie jedoch nicht, wie sehr das ihre Zukunft und Beziehu...