Die ganze Wahrheit

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Das Klingeln und Hämmern an meiner Haustür riss mich aus meinen Gedanken. Fast schon ängstlich öffnete ich und David starrte mich wütend an. "Was ist falsch mit dir Charly? Was?" "Ich, ich kann das -" "Lass mich raten, du kannst es mir erklären? Du hast gesagt, du hörst auf mit deinem Lästerblog." "Ja, aber -" "Nichts aber Charly, das hätte ich nie von dir gedacht, dass du so falsch bist. Ich dachte wirklich, du hättest dich geändert, aber du hast uns alle an der Nase herumgeführt." "Nein." Mehr brachte ich nicht hervor und sah ihn nur traurig an. Stumm hielt er meinem Blick stand und seufzte schließlich. "Dann erklär's mir." "Du wirst mir sowieso nicht glauben." "Das entscheide ich selber." "Na gut,. Das Management will, dass ich mit meinem Blog weiter mache, weil das gute Publicity für One Direction ist. Und wenn ich es nicht mache, dann, dann -" "Was ist dann?", fragte David genervt und sah mich an. "Dann gehen sie mit meinem größten Geheimnis an die Öffentlichkeit." "Du hast noch ein Geheimnis?" Schockiert sah er mich an und ich nickte zögernd. "Aber es ist weitaus schlimmer, als das mit meinen Eltern." "Wieso?" Sein schockierter Gesichtsausdruck wechselte zu einem besorgtem und wir setzten uns auf mein Sofa. "Ich kann es dir nicht sagen." "Warum nicht Charly? Ich könnte dir helfen." "Glaub mir, du könntest nicht. Das kann man nicht wieder gut machen." "Und warum gehst du nicht einfach damit an die Öffentlichkeit?" "Bist du bescheuert? Ich kann doch nicht in der Öffentlichkeit rumposaunen, dass ich ein Menschenleben auf dem Gewissen hab!" Erschrocken hielt ich mir die Hand vor den Mund und David starrte mich entsetzt an. "Du hast was?" "Es war ein Unfall. In der Schule gab es einen Jungen, der mich jeden Tag schikaniert hat. Jeden beschissenen Tag. Und er hat mich nach dem Sportunterricht in der Dusche fotografiert und erpresst. Und dann haben wir uns nach der Schule irgendwie im Treppenhaus in die Haare gekriegt und dann hab ich ihn geschubst, als er mir an die Wäsche wollte und dann ist er rückwärts die Treppe runter und hat sich dabei irgendwie das Genick gebrochen. Ich wollte das alles nicht, wirklich nicht", schluchzte ich nun verzweifelt und grub meine Fingernägel in meine Handflächen. Der Schmerz tat mir gut und ich beruhigte mich langsam. 

"Warum hast du mir das nie erzählt?" "Du weißt gar nicht wie viel Überwindung es mich gekostet hat, mich dir überhaupt ein wenig zu öffnen, nach allem was ich erlebt habe." Er nickte nur und sah schweigend aus dem Fenster. "Wenn es ein Unfall war, wäre es wirklich so schlimm, wenn es an die Öffentlichkeit käme?" Vorsichtig sah er mich an. "Natürlich. Du weißt gar nicht, was für ein beschissenes Gefühl das ist, wenn du jemanden umgebracht hast." "Sag das nicht, es war ein Unfall." "Aber trotzdem bin ich schuld an seinem Tod." David schwieg und nahm mich einfach nur in den Arm. Dafür liebte ich ihn. Er nahm mich einfach in den Arm, wenn es besser war zu schweigen und war für mich da. Er war einer der Personen, bei denen ein Schweigen nicht unangenehm war – nein, mit ihm war schweigen beruhigend und angenehm. "Was mache ich denn jetzt? Ich will die Jungs nicht fertig machen, dafür mag ich sie zu gern." "Dann hör auf. Erzähl der Welt deine Geschichte. Deine ganze Geschichte." "Ich kann nicht der ganzen Welt offenbaren, wer ich wirklich bin. Ich kann das einfach nicht." "Es wäre vermutlich besser so. Dann hat dich niemand mehr in der Hand und niemand kann dich erpressen." "Aber -" Das Klingeln an meiner Haustür unterbrach mich. Gemeinsam mit David ging ich zur Tür und als ich öffnete, standen Harry und Louis davor. "Was soll das Sharleen? Ich dachte ich könnte dir vertrauen." Vorwurfsvoll sah Louis mich an und von Harry erntete ich den altbekannten finsteren Blick. Als ihre Blicke auf David fielen, der hinter mir standen, sahen sie überrascht aus. "Was machst du bei dieser Verräterin?" "Sie ist keine Verräterin", zischte David und auch ich sah ihn nun überrascht an. Ich hatte nie erlebt, dass er einen seiner Kumpels anfauchte. "Ach nein?" "Nein, sie wird dazu gezwungen." "Und von wem?" Harry zog eine Augenbraue in die Höhe und ich legte eine Hand auf Davids Arm, der inzwischen neben mir stand. "Lass es gut sein, sie werden mir sowieso nicht glauben." "Aber -" "David, es bringt nichts." Mit diesen Worten ging ich zurück in meine Wohnung und hörte wie die drei Jungs sich noch gedämpft unterhielten, doch ich blendete das aus und schaltete meinen Fernseher ein. Gerade wollte ich den Sender wechseln, da hielt ich inne. In irgendeiner Starnachrichtensendung flackerte ein Bild von mir über den Bildschirm mit der Unterschrift Läster-Sharleens Comeback. Da hatte mir die Fernsehproduktion also einen Spitznamen gegeben. "Fuck!" Das zweite Mal an diesem Tag warf ich ein Kissen gegen die Wand und warf stöhnend den Kopf zurück. Das konnte doch alles nicht wahr sein. Wieso, wieso, wieso?

"Charly, ich denke, du solltest damit wirklich an die Öffentlichkeit gehen. Du hast doch gesagt, dass der Tod deines Mitschülers ein Unfall war. Und dass er dich erpresst hat und du ihn zu deiner Verteidigung im Streit geschubst hast. Dich trifft keine Schuld." "Ich weiß David, aber niemand wird mir glauben. Außerdem hasst mich doch sowieso schon jeder." "Das stimmt nicht." "Aber es hassen mich die, die ich liebe und mag. Vor allem One Direction hassen mich. Dabei war ich gerade dabei, mich mit Liam anzufreunden. Es tut so weh, zu sehen wie sehr ich ihn und auch die anderen verletzt habe. Sie haben wirklich geglaubt, dass ich mich geändert habe – was ja auch stimmt. Ich weiß einfach nicht mehr weiter David. Ich würde ihnen so gerne alles sagen, mich entschuldigen und alles, aber wie?" "Du solltest mit deinem Blog aufhören." "Das sowieso. Und was noch?" "Ich lade das Video hoch." "Welches Video?" Überrascht drehte ich mich zu ihm um und er deutete grinsend auf seine Kamera. "Du hast das nicht ernsthaft aufgenommen oder?" Entgeistert sah ich ihn und er nickte. "Oh doch, es ist deine einzige Chance Charly. Die Leute werden dich nicht fertig machen." "Woher willst du das wissen? Woher willst du wissen, dass dadurch nicht alles schlimmer wird?" "Ich weiß es einfach, vertrau mir bitte." Lange sah ich ihn einfach nur stumm an, dann nickte ich seufzend. "Okay, ich melde mich, wenn es Neuigkeiten gibt." Damit umarmte er mich und stürmte aus meiner Wohnung. Perplex blieb ich zurück und betete, dass das Video nichts verschlimmern würde. 

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Ich hoffe, dass das nicht zu viel Drama ist? :D

Don't care about feelings. (One Direction fanfiction)Where stories live. Discover now