Klingt ziemlich kompliziert.

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"Klingt ziemlich kompliziert", gab David nachdenklich von sich und ich nickte, während ich mich an den Tisch setzte. "Und ich soll jetzt ganz ehrlich sein?"

"Wäre nett, ja", lachte ich unsicher und knackte nervös mit meinen Fingern. "Nun ja, also wenn du den Jungen, mit dem du die Affäre hast, wirklich lieben würdest, wärst du nicht mit deinem jetzigen Freund zusammengekommen, oder? Ich denke, du solltest die Affäre beenden. Glaub mir, du wirst schnell merken, wann du das Richtige tust." Aufmunternd lächelte er mich an, doch ich war noch nicht ganz überzeugt.

"Hey Charly, vertrau mir. Ich weiß, dass du das Richtige tun wirst." Er trat neben mich und ich ließ mich seufzend von ihm umarmen.

"Warum muss das Alles auch so unglaublich kompliziert sein?" Diese Frage spukte mir schon die ganze Zeit im Kopf herum und ich war froh, sie endlich ausgesprochen zu haben. Manchmal wünschte ich mir, ich hätte One Direction nie persönlich kennengelernt, denn dann wären mir so einige Probleme – wie das Jetzige – erspart geblieben. Aber ohne sie würde ich immer noch die alte Charly sein, die ich nie wieder sein wollte.

"Ich habe keine Ahnung, Kleine, aber wir sollten wieder zu Niall gehen, sonst fällt er über meinen Chipsvorrat her", grinste David und ich kicherte – das erste Mal seit langer Zeit. Erleichtert, mit David geredet zu haben, folgte ich diesem ins Wohnzimmer, wo Niall gelangweilt durchs Fernsehprogramm zappte.

"Du kannst mich doch nicht so lange alleine lassen, Alter. Außerdem war ich zuerst hier und wollte deinen Rat", schmollte der Ire, doch sofort umspielte seine Lippen ein kleines Lächeln. Irgendwie hatte sein Aussehen etwas Unschuldiges und als ich wieder die Traurigkeit in seinen Augen sah, verspürte ich das Bedürfnis ihn zu knuddeln. Ich hatte Schuldgefühle, fühlte mich für seine Traurigkeit verantwortlich.

"Sorry, dass ich dir David geklaut habe. Ich gehe jetzt auch wieder, damit -" "Nein, du kannst ruhig hier bleiben. Ich will Davids beste Freundin nicht vertreiben." Mit einem ehrlichen Lächeln sah Niall mich an und ich setzte mich neben ihn.

"Wo wir beide gerade hier sind, Niall. Also, ich, hast du mir eigentlich wirklich verziehen?", fragte ich vorsichtig und traute mich nicht, ihm in die Augen zu sehen. In gewisse Weise hatte ich Angst vor seiner Antwort. Was, wenn er mir nur was vorgespielt hatte? Vielleicht verabscheute er mich ja sogar?

"Sagen wir so, ich akzeptiere dich und weiß, dass du mich und die anderen nie wieder verletzen wirst. Aber ich brauche noch ein bisschen, um dir komplett zu verzeihen. Es hat ziemlich weh getan, was du immer geschrieben hast. Vor allem, weil es genau das war, was ich auch immer von mir dachte. Du hast mich in meinem Glauben, ich wäre schlecht, bestätigt." Nun hob ich doch meinen Blick und sah ihn fassungslos an. Seine blauen Augen schimmerten und ich war mir sicher, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis die erste Träne an seiner Wange runterlief.

"Oh Gott Niall, sag sowas bitte nicht. Ich habe doch nie auch nur eines dieser Wörter über dich ernst gemeint. Wirklich nicht. Ich hätte nie gedacht, dass dich das so sehr verletzt. Du darfst meinen Worten keinen Glauben schenken. Du bist nicht hässlich, du bist der schönste Ire, den ich je getroffen habe. Und untalentiert bist du auch nicht. Immerhin spielst du Gitarre und bist Mitglied einer der erfolgreichsten Bands. Und singen kannst du auch richtig gut. Deine Stimme ist etwas Besonderes, genauso wie du Niall. Glaub mir, ohne dich wäre One Direction nie so weit gekommen. Bitte, mach dich nicht wegen diesen Zweifeln kaputt. Es tut mir weh, dich so traurig zu sehen." Nicht nur David und Niall waren überrascht, sondern auch ich. Hatte ich das Alles gerade wirklich gesagt? Ohne das es mir schwer fiel? Als ich das Lächeln der beiden Jungs sah, fing ich ebenfalls an zu lächeln. Es tat gut zu wissen, dass ich der Grund ihres Lächelns war.

"Danke Sharleen, wirklich. Es bedeutet mir viel, dass ausgerechnet von dir zu hören", gab Niall nur dankbar von sich, dann rollte ihm eine kleine Träne über die Wange. Zögernd umarmte ich ihn und es dauerte nicht lange, da hörte ich ihn schluchzen. Verzweifelt sah ich zu David, der mich anerkennend und stolz ansah. In diesem Moment wusste ich, dass ich das Richtige tat.

"Niall, hör bitte auf zu weinen, das zerreißt mir das Herz. Wenn du weinst, haben die Hater gewonnen. Ich spreche aus Erfahrung." Langsam hob er seinen Kopf und ich wischte seine Tränen davon. Seine blauen Augen sahen noch kurz traurig aus, dann glänzten sie plötzlich glücklich.

"David, hast du Schokolade?", fragte Niall grinsend und wir alle lachten los. Ich war froh, dass es Niall besser ging und hoffte, dass ich bei Zayn und den anderen nicht auch so viel Schaden angerichtet hatte. Immer noch lachend gab David Niall eine Tafel Schokolade und Niall teilte großzügig mit uns.

 "So, es ist schon spät. Ich glaube ich gehe jetzt. Außerdem habe ich noch was Wichtiges zu erledigen", meinte ich zwei Stunden später mit einem Blick auf die Uhr. Es war bereits 22 Uhr und die Dunkelheit hatte sich über London ausgebreitet. Und ich wollte möglichst heute noch die Affäre mit Harry beenden – auch wenn es mir schwer fallen würde.

"Okay, mach's gut. Bis später Kleine." Lächelnd umarmte mich David zum Abschied und Niall lächelte mich an. 

"Tschüss Niall", rief ich noch, dann fiel die Haustür ins Schloss und ich stand auf den nächtlichen Straßen Londons. Ich liebte die Nacht. Sie war nicht so laut und gehetzt wie der Tag, sondern eher ruhig und gelassen. Man begegnete nicht vielen Menschen und war in gewisser Maßen allein und genau das gefiel mir. Während ich nach Hause ging, sang leise Little Things. Irgendwie hatte ich dieses Lied in mein Herz geschlossen. Es berührte mich, weil es einfach so wahr war. Fast jede Stelle dieses Liedes traf auf mich zu, auch wenn ich es nicht zugeben wollte. 

Zuhause angekommen betrat ich – immer noch singend – das Gebäude. Ob es die anderen Bewohner störte, wenn ich im Treppenhaus sang, war mir relativ egal. Stufe für Stufe ging ich nach oben, bis ich mein Stockwerk erreicht hatte. Fröhlich kramte ich meinen Wohnungsschlüssel aus meiner Tasche und wollte ihn gerade ins Schloss stecken, da nahm ich eine Bewegung war. Ein paar Sekunden später spürte ich heißen Atem auf meinem Nacken und zwei Hände, die sich auf meine Hüften legten. 

"Da bist du ja endlich, ich hab schon auf dich gewartet", hauchte mir Harry ins Ohr, woraufhin die gesamte Anspannung der letzten Sekunden von mir abfiel. Ich hatte mit dem Schlimmsten gerechnet, doch es war nur Harry gewesen. Aber was wollte er hier? War er nicht sauer auf mich, weil ich ihn abgewiesen hatte? 

Don't care about feelings. (One Direction fanfiction)Where stories live. Discover now