Kapitel 1: Das außerirdische Kind

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Moon erzählt die Geschichte eines besonderen Mädchens mit einer einzigartigen Fähigkeit. Diese Fähigkeit entwickelt sich immer weiter und beeinflusst ihr Leben in allen Lebensbereichen. Moon ahnt von dieser besonderen Fähigkeit nichts, da sie diese nicht bewusst einsetzen kann. Die daraus resultierenden Ereignisse lassen Moon immer auf einem schmalen Pfad zwischen Gut und Böse wandeln.

Die Geschichte von Moon beginnt in einem ungewöhnlichen Laborkomplex. Das Geräusch von heulenden Sirenen ist zu hören. Ständige Explosionen innerhalb des Komplexes verdrängen zeitweise die heulenden Sirenen. Überall flackert das Licht oder ist bereits erloschen. In den Räumen ist überall Feuer zu sehen. Rauch füllt die Gänge. Das Gebäude ist bereits zum größten Teil verlassen, denn es ist instabil. Hier wurden äußerst seltene Materialien gelagert, die sehr empfindlich waren und zu großen Teilen freigesetzt wurden. Die geheimen Experimente, die hier durchgeführt wurden, sind nicht mehr gesichert. Einige haben kolossale Nebenwirkungen und Interaktionen verursacht, die dem Gebäude schwer zusetzen. Materie beginnt sich in einigen Bereichen aufzulösen und Spalten in Raum und Zeit drohen den Komplex zu zerreißen. Sie sind überall in dem Komplex und es ist nicht nachvollziehbar, wie sie in so großer Zahl entstehen konnten. Es ist nur eine Frage der Zeit bis der Komplex zusammenstürzt. Wer hier gearbeitet hat, ist längst geflohen oder hatte es zumindest vorgehabt.

An der Wand eines Flures hockt eine Frau mittleren Alters. Sie trägt einen Labor-Kittel und atmet schwer. Immer wieder hustet sie ab. Die Haare, die noch nicht vom Feuer verbrannt wurden, sind verkohlt. Zu erkennen ist die eigentliche Haarfarbe nicht mehr. Die linke Gesichtshälfte ist völlig verbrannt und ihr linkes Auge in der Hitze des Feuers geschmolzen. Trotz der enormen Hitze hier, zittert sie. Ihre Kleidung ist teilweise verbrannt, aber längst nicht so stark, wie ihr Gesicht. Mit der rechten Hand umklammert sie eine Decke, darin ist etwas eingehüllt. Die linke Hand kann sie nicht verwenden, denn sie ist vollkommen verbrannt und bei jeder möglichen Bewegung schmerzt sie extrem. Sie hat überall Schmerzen, da viele Stellen ihres Körpers vom Feuer geschädigt wurden und ihre Kraft schwindet langsam. Sie würde sich am liebsten hinlegen und aufgeben. Alle Ausgänge sind verschüttet oder es tobt ein gewaltiges Feuer in den Aufgängen. Jeder Fluchtweg ist versperrt.

Mit einem gequälten Gesichtsausdruck schaut sie in die Decke. Sie spricht nicht und hat eine Träne im Auge. Sie sorgt sich nicht um sich selbst, sondern um das Baby in der Decke. Dem sicheren Flammentod konnte sie es entreißen, aber jetzt weiß sie nicht mehr weiter. Jede ihrer möglichen Optionen ist gefährlich für sie und das Baby. Das kleine Geschöpf bekommt von all dem nichts mit. Es schläft. Sie schaut sich besorgt um. Die Frau hat nicht mehr viel Zeit, denn die ersten Spalten bilden sich nun auch in ihrem Bereich. Sie atmet tief durch und muss plötzlich husten. Der Rauch in den Gängen füllt immer wieder ihre Lungen. Mit viel Mühe erhebt sie sich vom Boden und versucht einen sicheren Ort zu finden. Jedes Mal, wenn sie einen neuen Raum betritt, wird sie vom Feuer begrüßt. Hinter ihr fällt eine Wand in sich zusammen. Sie dreht sich um. Jeden Moment könnte sie etwas töten. Sie kann sich nicht entscheiden, wohin sie gehen soll.

„Komm hierher!! ", schreit plötzlich jemand.

Sie wendet sich der Stimme zu. Vor einem der Fenster fliegt jemand und ruft ihr zu. Sie besitzt zwei riesige Flügel und eine ungewöhnliche Rüstung, aber die Frau nimmt kaum Notiz von ihnen, denn sie hat im Moment andere Sorgen. Ihre einzige Chance ist durch den Rauch nur schlecht zu erkennen, aber eine andere Wahl bleibt ihr nicht. Die Frau eilt zum Fenster, während ihre mögliche Retterin dieses mit einem Schwert einschlägt. Dabei erfassen die Flammen ihre Kleidung, aber sie hält nicht an, denn sie will das Kind unbedingt retten. Am Fenster angekommen, versucht sie das Baby zu übergeben. Mit einer Hand ist das nicht einfach. Doch wie ein Gummi zieht etwas an ihr. Ihre Kraft reicht nicht aus, um sich zu wehren und die panischen Schreie ihrer Retterin hört sie nicht mehr. Sie streckt die Arme aus und lässt das Schwert fallen. Mit offenem Mund und einem entsetzten Blick stürzt die Frau samt Baby durch die Decke des Raumes. Doch sie landet nicht auf dem Erdboden, sondern fällt direkt in eine plötzlich aufgetauchte Spalte im Raum. Die ungewöhnliche Frau konnte das erkennen, aber nichts mehr tun. Sie sind verloren.

Die Laborantin erwacht und um sie herum stehen viele Menschen. Sie sind seltsam gekleidet und haben teilweise äußert merkwürdige Frisuren. Überall sind Geräusche zu hören und Lichter zu sehen. Seltsame Wesen rasen an ihr vorbei. Dass es Autos sind, weiß sie nicht. Sie kennt diese Welt nicht. Das Blaulicht eines Polizeiwagens weckt ihr Interesse. Ein Polizist blickt ihr ins Gesicht und sagt etwas. Sie hört ihn nicht. Das Baby ist nicht da. Aufgeregt tastet sie mit ihrer rechten Hand alles ab und hebt den Kopf. Sie schaut sich um und sucht das Kind. Dann erkennt sie die verkohlte Decke in den Armen einer jungen Frau. Das Baby schreit. Der Lärm hat es geweckt. Es ist das einzige Geräusch, das die Laborantin wahrnimmt. Sie hat es geschafft und jede Anspannung fällt von ihr ab. Sie schließt ihre Augen. Ein Rettungswagen kommt an und Ärzte springen aus dem Wagen. Sofort nehmen sie sich der schwer verletzten Frau an. Die spürt, wie sie auf eine Bahre gelegt wird. Bevor sie in den Rettungswagen geschoben wird, schaut sie ein letztes Mal zu dem Baby. Sie streckt ihre Hand noch einmal aus.

„Moon. ", spricht sie leise.

„Wir kümmern uns um sie, versprochen! ", sagt einer der Ärzte.

Mit Blaulicht rast der Wagen los. Er überfährt zahlreiche rote Ampeln auf dem Weg und jedes Auto macht ihm Platz oder hält an, um ihm die Vorfahrt zu gewähren. Am Krankenhaus werden sie bereits erwartet. Der Rettungswagen fährt vor. Sein Blaulicht ist bereits abgeschaltet. Als die Tür geöffnet wird, ist die Bahre bereits abgedeckt.

„Sie hat es nicht geschafft. ", sagt einer der herausspringenden Ärzte.

„Das arme Kind. ", sagt eine Schwester.

Die Identität der Frau und ihre merkwürdigen Verletzungen bleiben für die Behörden ein nicht zu lösendes Rätsel. Es hat weit und breit kein Feuer gegeben, dass ihre Verletzungen erklären konnte. Die Frau hat keine Papiere, ihre Fingerabdrücke sind nicht im System und sie wurde deshalb unter dem Namen Jane Doe beerdigt. Das Baby hat nun keine Mutter mehr. Auch von dem Kind gibt es keine Dokumente. Es gibt keine Urkunde für seine Geburt. Die Frau kann niemand mehr dazu befragen und da sie als letztes einen bestimmten Namen rief, wird dem Baby dieser auch gegeben. Er lautet Moon. Das ungewöhnliche Ereignis wird natürlich offiziell untersucht und von der BAV dokumentiert. Die Behörde für außergewöhnliche Vorkommnisse legt dafür eine kleine Akte an, die unter dem Namen Moon abgelegt wird. Noch am selben Tag wird eine junge 18-jährige Frau in das Büro ihres Chefs gebeten. Sie ist noch neu in der BAV und arbeitet erst seit zwei Tagen hier. Sie bekommt die Akte von Moon. Die wenigen Sätze darin liest sie durch. Es gibt nur sehr wenig Informationen zu dem Baby. Gewicht, Größe und Augenfarbe kann sie dem Schriftstück entnehmen. Sie sieht etwas verwirrt zu ihrem Chef.

„Was soll ich damit machen?", fragt sie nach.

„Moon ist noch ein Kleinkind. Einen erfahrenen Ermittler diese Akte zu übergeben ist nutzlos. Sie wird erst in Jahren interessant werden, falls es überhaupt mal etwas zu ihr zu untersuchen gibt. Aber dann soll jemand mit dem Fall betraut werden, der sich damit beschäftigt und das nötige Alter aufweist. Im Moment ist es nur eine Akte, ihre erste Akte. Moon ist ihre Aufgabe, Agentin Nimus."

Die junge Frau pustet kurz durch.

„Ich werde sie nicht enttäuschen.", erklärt Nimus und verlässt das Büro wieder.

Agentin Nimus besitzt ein eigenes Büro und öffnet die Schublade für die Akten. Sie ist noch leer. Dann stellt sie ihre erste Akte hinein und schließt stolz die Schublade. Jetzt ist sie offiziell Agentin der BAV und sie kann sich nicht im geringsten vorstellen, was die Zukunft für sie bereithält.

MoonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt