Die Polizei untersucht den Unfall nicht wirklich. Der Junge wird einfach abtransportiert. Einige Schüler werden befragt, aber niemand hat etwas gesehen. Deshalb sind sie schnell wieder verschwunden. Der Bereich des Unfalls wird erst einmal abgezäunt. Eine Autopsie wird vorgenommen. Sie soll klären, wie es zu dem seltsamen Unfall kommen konnte. Schon beim Entkleiden des Leichnams bemerkt der zuständige Mediziner einen kräftigen Bluterguss auf der Brust des Mannes. Bei genauerer Untersuchung wird festgestellt, dass mehrere seiner Rippen gebrochen sind. Jemand hat ihn mit einem unglaublich kräftigen Tritt in den Lenker hineingetreten. Das zu schaffen, erfordert viel Kraft in den Beinen. Jetzt ist es eine Morduntersuchung. Leider mangelt es an Beweisen und Hinweisen. Den Mörder zu finden, dürfte schwer werden. Aber er muss sehr groß und kräftig sein, um so viel Kraft aufzubringen. Der Abdruck auf der Brust widerspricht dieser These allerdings, denn er deutet auf eine kleine Person hin. Aber die konnte unmöglich so viel Kraft erzeugen. Experten können sich deshalb nicht auf ein genaueres Profil einigen. Der Tod des Jungen ist sehr mysteriös und hinterlässt viele Fragen.
In der BAV erfährt Agentin Nimus von dem ungewöhnlichen Vorfall, der sich in der Nähe von Moon ereignet hat. Sie liest sich den Bericht durch. Dann öffnet sie ihre Schublade und sucht unter den zahlreichen Akten gezielt die von Moon heraus. Sie legt die Akte auf den Tisch und öffnet sie. Es liegt nur ein Blatt darin und sie ordnet den erhaltenen Bericht ein, was nicht lange dauert. Dann setzt sie sich auf ihren Stuhl und denkt nach.
„Ich habe diese Akte jetzt 15 Jahre, aber es ist nie etwas passiert. Ist das nur ein Zufall oder geht es jetzt los?", fragt sie sich.
Nimus bleibt ruhig. Sie hat genug gesehen, um zu wissen, dass es noch keinen Grund gibt, etwas zu unternehmen. Aber sie ist vorgewarnt und lässt die Akte von Moon auf dem Tisch liegen.
Gemeinsam mit Hannah und Carol geht Moon schließlich wieder heim, als der Schultag zu Ende ist. Während sie sich unterhalten, folgt ihnen ein Wagen in sicherer Entfernung. Es ist ein silberner BMW, dessen Kennzeichen natürlich gestohlen ist. In dem Wagen hocken vier junge Männer, die auf der Suche nach etwas Spaß sind. Aber was sie unter Spaß verstehen, ist recht einseitig.
„Die Rothaarige? ", fragt Leon.
Leon ist der Fahrer der Gruppe und trägt einen Kinnbart. Er hat eine Glatze und ein paar Ohrringe in beiden Ohren. Neben ihm sitzt Max. Er hat lange schwarze Haare und wirkt sehr ungepflegt. Sein Äußeres ist ihm nicht so wichtig.
„Nein. Wir sollten Miss Pink nehmen! Ich will endlich wissen, ob alle ihre Haare pink sind. ", meint er.
„Ich stimme Max zu. Wir hatten erst eine Rothaarige. ", meint Jonas dazu.
Jonas ist der jüngste der Gruppe und hat einen kurzen Haarschnitt. Der letzte im Bund ist Anton. Ihm ist es egal, welches Mädchen gewählt wird. Er hat seinen Spaß erst, wenn alle anderen fertig sind, denn er ist für die kreative Entsorgung zuständig. Es bereitet ihm Vergnügen Frauen zu foltern. Sie folgen den drei Mädchen, bis die sich mit Küsschen trennen. Wenige Hundert Meter später ist Moon dann auch zu Hause.
„Alles klar. Wir lauern ihr Morgen gleich dort hinten auf. Da können wir den Wagen gut parken und sie schnell einpacken. Ist eine super Stelle. ", meint Jonas.
„Das wird super. Die sieht so geil aus. ", sagt Max.
Die vier sind sich schnell einig und fahren wieder davon. Es gibt ja schließlich noch ein paar Dinge vorzubereiten. Moon kommt inzwischen zu Hause an. Ihre Mutter steht gerade in der Küche und bereitet das Abendbrot vor.
„Wie war dein Tag, Schatz? ", fragt sie.
„Nicht so gut. Es gab einen Unfall an der Schule. "
„Schlimm? ", fragt Ines nach.
Moon antwortet nicht. Sie holt sich ein Glas aus dem Schrank und füllt es mit Multivitaminsaft, den sie aus dem Kühlschrank nimmt.
„Glaubst du an Karma? ", fragt sie anschließend.
„Manchmal. ", sagt ihre Mutter.
Sie legt das Messer aus der Hand und dreht sich zu ihrer Tochter um.
„Was ist los? ", will sie wissen.
Moon trinkt einen Schluck.
„Ein Typ hat mich heute dumm angemacht. "
„Das tut mir leid, Schatz. "
„Das ist nicht so schlimm. Ich hab mir nur gedacht, wie schön es wäre, wenn er tot umfallen würde, verstehst du und...nun ja, jetzt ist er es."
Sie beendet ihren Satz. Ines geht auf sie zu und nimmt sie in den Arm.
„Ich versteh, was du sagen willst. Mach dir keinen Kopf. Manche Dinge lassen sich nur schwer erklären. Es ist nicht deine Schuld. Wenn sich unsere Wünsche immer gleich erfüllen würden, dann wären wir alle sehr viel glücklicher. "
Moon nickt, obwohl sie nicht unbedingt der Meinung ihrer Mutter ist.
„Ich gehe auf mein Zimmer. Ich muss mich ein wenig hinlegen. ", sagt Moon.
„Ich hole dich, wenn das Essen fertig ist. "
„Okay, Mam. "
Moon geht auf ihr Zimmer und legt sich erst einmal ein wenig aufs Ohr. Ihre Mutter kommt schon wenig später hoch, um sie zum Essen zu holen. Aber Moon schläft tief und fest. Ines nimmt eine Decke und deckt Moon damit zu.
„Ich stelle es warm, Schatz. Schlaf erst einmal ein Stündchen. ", sagt sie.
Moon wacht spät auf. Sie schaut auf die Uhr. Sie geht nach unten und holt das Essen aus dem Backofen. Sie isst ein wenig und dankt ihrer Mutter dafür, sie nicht geweckt zu haben.
„Ich gehe heut früh zu Bett. ", sagt sie zu ihrer Mutter.
„Ist alles in Ordnung? ", fragt sie ihre Mutter.
„Alles bestens. Mach dir keine Sorgen. Bin heut einfach nicht gut drauf. "
Moon unternimmt am heutigen Abend nichts mehr von Bedeutung und geht früh schlafen. Morgen wird sie sich bestimmt besser fühlen. Als sie sich zu Bett begibt, kommt die Katze ins Zimmer. Dolli setzt sich kurz vor das Bett und miaut. Als Moon zu ihr schaut und lächelt, springt sie auf das Bett und holt sich ihre tägliche Dosis Streicheleinheiten ab. Danach legt sich Moon hin und ist schnell eingeschlafen. Ines macht gerade den Abwasch, als sie etwas poltern hört.
„Moon...bist du das?", fragt sie.
Niemand antwortet ihr. Vorsichtig, aber keineswegs ängstlich geht sie aus der Küche, um nachzusehen. Im Wohnzimmer angekommen, sieht sie eine umgefallene Vase. Es sind nur Kunstblumen darin und deshalb wurde kein Wasser verschüttet. Sie stellt sie wieder hin.
„Dolli...", sagt sie.
Sie ist sich sicher, dass es die Katze war, obwohl sie nicht zu sehen ist. Sie geht zurück und bleibt an der Treppe stehen, die nach oben führt. Einen Augenblick schaut sie nach oben und lauscht. Es ist sehr still im Haus. Ines geht nach oben und schaut nach Moon. Sie liegt in ihrem Bett und schläft, die Katze Dolli liegt gleich neben ihr und schläft ebenfalls. Ines ist ein verwirrt. Dolli ist sehr schnell nach oben geflüchtet und hat sich zu Moon gelegt. Ines denkt nicht weiter darüber nach und geht wieder nach unten. Als Mike nach Hause kommt, schaut er kurz zu seiner Tochter ins Zimmer. Aber Moon schläft tief und fest. Er wünscht ihr eine gute Nacht und geht wieder zu seiner Frau zurück. Sie machen sich einen gemütlichen Abend vor dem Fernsehgerät und gehen erst spät zu Bett.
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Moon
FantasiMoon besitzt eine außergewöhnliche Fähigkeit, die sich immer dann aktiviert, wenn sie Schutz braucht. Um ihren Körper, ihre Interessen oder sogar ihre Wünsche zu schützen, entwickeln sich diese immer weiter und schrecken nicht einmal vor Mord zurück...