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Mit einem markerschütternden Schrei des Entsetzens sprang die Keyax zurück und versuchte mit neu entfachter Motivation ein weiteres Mal sich meinem Griff zu entwinden.
Ich schloss meine Hand noch fester um das unförmige Wesen, zwang es sich an einem Punkt zu sammeln, wobei ich darauf achtete, das meine Energie zwar die schwarze Masse umschloss, sie aber nicht direkt berührte.
Dann, mit einer abrupten Überlastung, betäubte ich sie.
Sobald die Keyax ihr Bewusstsein verloren hatte verlor auch ihr Körper jegliche Spannung und traf mit einem dumpfen Platschen auf dem Boden auf.

Ich richtete meine volle Aufmerksamkeit zurück auf Xion, überprüfte erneut seinen Zustand und heilte ein paar kleinere Fehlfunktionen.
Währenddessen öffnete sich ein Fach in der Decke und eine Glasröhre wurde herunter gefahren und über die reglose Keyax gestülpt. Nachdem ich bestätigt hatte, dass die Keyax in ihrer Gesamtheit außer Gefecht gesetzt worden war öffneten sich die Sicherheitstüren und ein medizinisches Team eilte herein um sich Xions anzunehmen.

Als ich meine Hand von seiner Stirn löste stürmten die Empfindungen von außen wieder auf mich ein. Es war so ähnlich als würde man von einem Tauchgang wieder an die Oberfläche zurückkehren.
Das Alles hatte nicht mal eine Minute gedauert doch es fühlte sich immer wieder aufs Neue wie Stunden. Ich wartete einige Sekunden und beobachtete wie sie Xion abtransportierten bevor ich meinen Rucksack einsammelte und mich zu Sinan vor die Tür stellte.
„Immer wieder aufs Neue bin ich gleichzeitig beeindruckt und erschüttert von der Effizienz ihrer Fähigkeiten. Wenn ich mich recht erinnere waren sie beim Militär bevor sie zu Arkan gewechselt sind, richtig?", erkundigte er sich.
„Ja.", antwortete ich nur und fragte dann nach der infizierten Trinix.
Sinan warf mir zwar einen erstaunten Blick zu doch begann bereitwillig mich zum nächsten Quarantäneraum zu führen.
Die meisten Heiler brauchten nach solch einem Eingriff mindestens ein paar Stunden Ruhe, ich jedoch nicht.
Ein weiterer Punkt der mich von Anderen unterschied.

Arkan wusste nicht um den wahren Umfang meiner Andersartigkeit und ich sorgte dafür, dass es so blieb.
Nicht nur waren meine Energiereserven besonders groß sondern auch meine körperliche Belastbarkeit für deren Nutzung, an welcher die Meisten scheiterten, unnatürlich hoch. Es war egal wie stark jemandes 'Magie' war wenn sein Körper dem Druck nicht standhalten konnte.
Des Weiteren war ich in der Lage meine Energie nicht nur von lebenden Wesen zu beziehen sondern auch aus meiner Umgebung und über diese hinaus.
Da war auch noch... Anderes, aber darüber zu denken weckte Erinnerungen welche ich über die Jahre erfolgreich verdrängt hatte.
Durch eine dieser Eigenschaften löste ich in Wesen wie den Keyax abgrundtiefe Panik aus, eine einzigartige Mischung aus Angst und Abscheu. Deshalb hatten die Keyax damals Ihn und nicht mich ausgewählt.

Strenggenommen war es möglich für mehr als Eine in einem Menschen zu existieren doch es kam nur selten vor. Damals hatten Hunderte sich Verzweifelt auf die Suche nach einem neuen Wirt gemacht und neben mir nur eine einzige andere Person in ihrer Nähe gefunden.
Arkan hat Verbindung zu Polizei, Regierungen bis hin zu Leichenschauhäusern. Man versuchte allerdings zu verhindern das Leichen Infizierter überhaupt erst in das System gelangten. Selbst unter normalen Umständen waren sie kein schöner Anblick.
Das Bild brannte sich in die Netzhaut ein und es brauchte mehr als ein Leben um es wieder los zu lassen.

Mit einer besonderen Medikamenten Mischung war es mir möglich viele meiner Eigenheiten zu verschleiern welche andererseits zum Beispiel Sensoren der Sicherheitsüberprüfung ausgelöst hätten, doch das erforderte eine regelmäßige Anwendung.
Mit meinem Austritt aus Zyren plante ich auch meine Verbindungen mit Arkan aufzulösen. Aufgrund der damit verbundenen Risiken würde ich jedoch zumindest vorübergehend verschwinden müssen, zu jemandem anderen werden.
Es war einfacher als es klang.
Nach fast siebenhundert Jahren entwickelte man eine gewisse Routine in solchen Dingen.

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