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Der Rest des Tages tröpfelte nur so dahin. Man konnte es kaum glauben aber als ich mit Aarons neuem Zimmer fertig war, war es gerade einmal kurz vor sechzehn Uhr gewesen.

Während die Aufnahmen unter Jasons wachsamen Auge fortgeführt wurden nutzte ich die Gelegenheit um mich mit den Neulingen auseinanderzusetzen, Aaron mit eingeschlossen.
Wir gingen in den großen Proberaum im ersten Stock des Anbaus und während Ian sich sofort ans Schlagzeug setzte betrachtete Logan interessiert die Gitarren an der Wand.
Aaron seinerseits setzte sich zunächst auf den Klavierhocker und lies seinen Blick über die verschiedenen Instrumente schweifen.
Ich begann damit, dass ich ihnen nacheinander Stücke gab, welche sie auf ihren jeweiligen Instrumenten vorspielten. Dann gab ich ihnen eines unserer Neueren und lies sie es zusammen einüben.

Es lief ziemlich gut und der Nachmittag ging langsam in den Abend über.
Ich war erstaunt wie gut auch Aaron sich gemacht hatte, immerhin war er im Vergleich zu den Anderen kein Vollzeitmusiker.
Er war im Moment zwar nur in 'Reserve' doch ohne musikalisches Talent hätte er nichts in Zyren zu suchen gehabt.
Vielleicht war es wirklich ein Familientalent, 'er' war schließlich ganz ähnlich gewesen.

Ich schüttelte innerlich den Kopf. Ich konnte nicht für immer seinen Namen verdrängen. Das würde nicht funktionieren.
Silvan! Sein Name war Silvan gewesen.
Es war nur ein Name, ein Name von Milliarden von anderen...
Meine Aversion gegen diesen Namen erinnerte mich fast schon an etwas, was Ty mir einmal erzählt hatte.
Er hatte einen Faible für alte Bücher und mir einmal von einer Geschichte erzählt, in welcher es aus Angst niemand gewagt hatte den Namen des Bösewichts auszusprechen, bis jemand kam, der dies nicht wusste, und dem Konzept mit kompletten Unverständnis entgegen trat.

Es war aber auch, objektiv betrachtet, lächerlich.
Warum sträubte sich mein Inneres so sehr sich an so etwas wie einen einfachen Namen zu erinnern?
Ich wusste es nicht. Ich war noch nie sonderlich gut mit Emotionen gewesen, meinen im Besonderen.
Ich musste mir einfach eingestehen, dass Aaron den befürchteten Effekt auf mich hatte, er brachte mich aus dem Konzept.
Verflucht noch eins, ich wiederholte mich. Ich fuhr mir erschöpft übers Gesicht.
Es gab andere Probleme um die sich gekümmert werden musste. Zum Beispiel der anstehende Auftritt.

In drei Tagen sollte im angrenzenden Sonnensystem ein großes Konzert einer Wohltätigkeitsorganisation stattfinden, mit Zyren als einem der Ehrengäste.
Aufgrund unserer kleinen Umstrukturierung hatten wir die Besetzung für das Event noch nicht ganz festgelegt.
Das Ereignis wäre ein guter Probelauf um festzustellen wie sich die Neulinge auf der Bühne machten, war aber gleichzeitig wichtig genug um es sich zweimal zu überlegen ob man dieses Risiko eingehen wollte.
Ich glaubte sie könnten es mit ein bisschen Hilfe bis Freitag schaffen.
Sie beherrschten bereits einen Großteil der benötigten Lieder, Teil des Auswahlverfahrens, und schienen in der Lage zu sein gut miteinander zu harmonieren.
Es könnte also, theoretisch, funktionieren.

Es klopfte an der Tür und nach einem kurzen Zögern kam Ryan herein, unverwechselbar zu erkennen an seiner violett gefärbten Haarpracht welche er immer in hunderte kleine Zöpfe flocht und in einem hohen Pferdeschwanz zusammengefasste.
„Habt ihr Hunger? Wir haben ein bisschen was bestellt. Steht alles unten.", fragte er.
Ich sah auf die Uhr, es war tatsächlich schon Zeit fürs Abendessen.
„Ich komme gleich.", erklärte ich und auch die anderen Drei sagten ebenfalls zu.

Ich lies sie vorgehen und stand noch einige Momente alleine in dem nun stillen Raum.
Nur noch ein paar Wochen!
In ein paar Wochen würde ich freier sein als ich es in den letzten sechzig Jahren jemals gewesen war.
Ich atmete noch einmal tief durch.
Ich hatte es für Jahrhunderte geschafft, wenn schon nicht richtig zu leben, zumindest immer zu funktionieren. Ich sah keinen Grund warum sich dies nun ändern sollte.
Ein Schritt nach dem anderen, niemals stehenbleiben. Wer stehen blieb versank, wer stehenblieb starb.
Ich hatte Versprechen zu halten.

Für immer ab jetztWo Geschichten leben. Entdecke jetzt