Kapitel 19

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Ich versuchte so gut wie möglich Erwin für den Rest des Tages aus meinen Gedanken zu verbannen, so war der Junge, der einst so atemberaubend nervig war nur noch ein Fremder. Natürlich hätte ich das für gut befunden, wenn ich den Grund für diese Veränderung wissen würde. Den ich nicht tat. Oder habe ich insgeheim Gefallen an ihn gefunden, da er hinter meine Fassade blickte und versuchte mir aufrichtig zu helfen? Ich weiß es nicht, werde es wahrscheinlich nie wissen und sollte meine Gedanken nicht mit sowas verschwenden. In der Pause saß ich nach wie vor alleine, das angemessen der Umstände unangenehm war. Klar war ich froh, dass sich diesbezüglich mal nichts geändert hat- doch war ich wieder mit meinen Gedanken alleine. Was ich nicht wollte. Erwin war auf dem Pausenhof auch nicht zu sehen, was mich nicht verwunderte. Ich nahm mittlerweile das Schlimmste an und sah ihn außerhalb des Schulgeländes rauchen, denn nichts zeigt besser wie „badass" und total indifferent man sei indem man seinen eigenen Körper fickt. Naja. Warum ist es mir nicht egal? Wie lange kannte ich ihn? Also im Sinne von, er besuchte mich und trank Tee mit mir während wir Hausaufgaben machten? Drei Monate? Ich seufzte. Ich dachte, er wäre anders. So war er doch wahrlich eine Pissnelke. Eine, deren ich keine Aufmerksamkeit schenken sollte. Die es nicht verdient hat, mich auch nur anzuschauen. Die Art Mensch, deren negative Aura einen selbst herunterzieht. Doch warum bin ich so irrational? Warum will ich ihm helfen? Was ist dieser Drang, den ich verspüre, wenn ich ihn sehe, dass alles wie damals ist? Für ihn waren es Monate, doch für mich nur Tage. Soll ich versuchen ihn zu helfen? Ihn weiterhin beleidigen oder doch gänzlich ignorieren? Ich... ich weiß nicht mehr weiter. Nach dieser eher niederschlagenden Konklusion ging ich wieder Richtung Klassenzimmer. Wir hatten jetzt Mathe, Pissnelkes Lieblingsfach. Mr Albert, dessen Lieblingsschüler besagte Nelke war, sprach jetzt verächtlich über ihn, ich zitiere: „Erwin Smith ist natürlich wieder abwesend, was hätte ich auch anderes erwartet." Dafür war ich jetzt sein Lieblingsschüler, glaube ich. Er nahm mich öfters dran und antwortete auf richtige Antworten meinerseits, dass er nichts anderes erwartet hätte vom Klassenbesten. Warte mal.
Klassenbester? Ich? Ich wusste ja, dass ich gut war, also ich habe mein Zeugnis des letzten Halbjahres gesehen, aber Klassenbester? War Hanji nicht das Wunderkind, von dem alle Lehrer schwärmten? Diejenige, die eine freundliche Rivalität mit Erwin um diesen „Titel" hatte, als würde es irgendjemand interessieren, wer Klassenbester war, wenn man einen guten Durchschnitt hat. Ich griff mir in die Haare, diese neue Realität nervt. Vielleicht sollte ich mit Hanji sprechen. Eine Sicht von einer außenstehenden Person kann vermutlich mehr helfen als in meinem Gedanken zu versinken, wo ich Mutmaßung nach Mutmaßung aufstelle.
So warte ich wie damals sehnlichst darauf, dass der Unterricht endet. So nervig Hanji auch war, ich brauchte sie. So packte ich nach Unterrichtende sie an ihren Zopf und drehte ihr Gesicht zu dem meinen.
„Wir müssen reden."

A/N: Ich weiß, dass Hanji kein Geschlecht hat im Manga wie in der Serie, so benutze ich „sie" von diese Person und manchmal er von der Person.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 15, 2022 ⏰

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