Kapitel 6

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Ich weiß nicht, wie ich mich fühlen soll, ganz ehrlich und je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr übel fühle ich mich. Kann ich meine Fassade aufrecht erhalten? Pissnelke ist vielleicht doch nicht so scheiße, aber ich vertraue ihm nicht. Und der Fakt, dass ich ihn heute nach einer Woche wiedersehen tue, bereitet mir nur noch mehr Unwohl. Ja, ich blieb die letzten vier Tage daheim, weil ich nicht wusste, wie ich zu reagieren habe. Ich habe gelogen und habe keinen Plan, wie ich ihm gegenüber treten soll. So eiskalt wie immer? Kann ich das noch? Ich seufze und knöpfe mein Hemd zu, kämme noch kurz meine Haare und werfe mir den Schulranzen über und suche anschließend den zweiten Schuh, den ich letzte Woche aus Frust irgendwo hinwarf. Nach fünf Minuten hatte ich ihn gefunden, er lag unter der Couch (Wo auch sonst?) nur hatte ich keine Ahnung, wie genau der jetzt dahin kam. Ist aber auch egal, ich habe wichtigere Probleme. Und das Problem sah ich vor meinem Gartentor stehen. Wie? Entweder stand Pissnelke jeden Tag dort, um zu wissen, ob ich zur Schule gehe oder es war purer Zufall und er bindet sich nur seine Schuhe. Wenn die erste Vermutung stimmt, war das extrem krank, selbst für ihn. So locker wie möglich gehe ich dem Weg hinab zum Tor und öffne es, Pissnelke beachte ich nicht und schließe hinter mir ab. "Guten Morgen, Levi!!", schreit Pissnelke, euphorisch wie immer. Ich bekam gleich wieder Hass auf ihn. "Fresse.", knurre ich und laufe Richtung Schule. "In den letzen Tag haben wir viel neuen Stoff behandelt, ich habe alles zweimal aufgeschrieben, also für dich, damit du nichts verpasst. Und ich habe dich vermisst, du gingst ja nicht mal ans Festnetz, ich machte mir Sorgen um dich, Levi." Ich weiß nicht, ob es an der Schlaflosigkeit lag, aber dieser letzte Satz, war sehr schön. Jemand, der sich um mich sorgt, dem ich nicht egal war? Ich lächle fast, aber kann es noch verhindern, nicht das Adlerbraue es sieht. Ich schaue weg. Aber dann kommt wieder diese Frage, kann ich ihm vertrauen? Er tat noch nichts in der Art, damit er mein Vertrauen verdient hätte. Da ich nicht zehn Minuten schweigen konnte, sagte ich zu ihm: "Sehr zuvorkommend, aber unnötig, es gibt Handys du Held. Ein paar Fotos die du mir über WhatsApp schickst und die Sache ist gegessen, aber das du besonders bist, wusste ich schon an dem Tag, an den du dich neben mich gesetzt hast. Kondome schützen, weißt du?" Er lächelt nur verletzt und flüstert, dass er meine Nummer nicht hat. Ich zucke mit den Schultern, "Wer nicht fragt. Also heul nicht." Ich muss diese Fassade aufrecht halten, solange ich nicht seine wahren Absichten weiß. Denn der Lehrer befahl ihm nicht, dass er sich neben mich setzen soll, das tat er aus freien Stücken, aber warum? Will er mich auf die Schippe nehmen um mit irgendwelchen Mädchen zusammen zukommen oder diesen zu imponieren? Ich hasse Menschen.

Heavy dirty soul Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt