Epilog

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Das erste, was ich warnehme, als ich langsam blinzelnd meine Augen öffne, ist eine kahle, weiße Decke mit einer grässlichen Lampe. Ich liege in einem weichen Bett. Langsam versuche ich mich aufzurichten. Mit etwas Mühe klappt es und ich schaue mich im Zimmer um. Es ist hell und steril eingerichtet wie bei meinem Zahnartzt zuhause. Doch jetzt wird mir klar, wo ich bin: in einem Krankenhaus. Mit einem Mal kommen alle Erinnerungen von den frühsten Ereignissen hoch. Wo ist Ray? Und was ist mit Grace? Sie ist doch nicht etwa ...? Auf einmal geht die Tür meines Zimmers auf und der schwarzhaarige Junge kommt herein, den ich so sehr liebe. "Lily!" Es klingt wie ein Freundenschrei. "Geht es dir gut?" frage ich Ray und mustere ihn von oben bis unten. Er hat ein paar Kratzer im Gesicht und dunkle Augenringe, aber seine Augen glänzen vor Glück. "Du fragst mich ob es mir gut geht? Du bist echt unglaublich." Er grinst mich an. "Was ist passiert? Wie bin ich hier her gekommen?" frage ich ihn. "Die Polizei kam gerade, als du bewusstlos wurdest und hat alle mitgenommen. Dann wurden wir ins Krankenhaus gebracht zur Untersuchung. Wir müssen nochmal zur Polizei wegen dem Protokoll und so. Aber das hat Zeit. Grace muss -" Ich unterbreche ihn. "Was ist mit Grace? Wo ist sie? Wie geht es ihr?" Ich schaue ihn volle Hoffnung an nichts schlimmes zu hören. "Keine Angst sie hat es überlebt. Der Notartzt war rechtzeitig da. Ihr wurde sofort die Kugel aus der Schulter operiert." erklärt er und legt seine Hand auf meine. "Kann ich zu ihr?" frage ich ihn. "Die Ärzte haben gesagt, dass du noch hier bleiben sollst und dich ausruhen sollst." sagt er vorsichtig. "Scheiß auf die Ärzte." grinse ich. "Jetzt weiß ich, was ich die letzten Stunden so vermisst habe." Er lacht und holt den Rollstuhl aus der Ecke." Boah ich wollte schon immer mal im Rollstuhl fahren." lache ich, wobei es eher nach einem Krächzen einer heiseren Krähe klingt. Ray hilft mir mich dort hinein zu setzen. "Ich liebe dich." lächelt er und drückt mir einen liebevollen Kuss auf den Mund. "Ich dich auch." Kaum hatte ich das gesagt, fahren wir schon aus dem Zimmer. Im Gang fahren wir schnellst möglich zum Fahrstuhl. In der nächsten Etage gehen wir gleich in das erste Zimmer Rechts. Ich sehe eine blasse Grace im Bett sitzen mit einem riesigem Verband am Arm, der mit Schläuchen verbunden ist. Doch sie lächelt gerade die anderen an, die um sie herum sitzen. "Grace!" rufe ich. "Lily!" sie dreht sich zu mir und fängt an zu strahlen. "Ich bin so glücklich dich zu sehen. Mit beiden Armen." grinse ich sie an. Sie kichert und legt ihren gesunden Arm um mich. Ich bemerke, dass Jessi und Maik unter den anderen sind." Jessi." lächle ich sie an. Sie umarmt mich stürmisch. "Mein Gott, Lily. Du hast mir gestern vielleicht einen Schrecken eingejagt. Ich dachte du rennst in den Tod. Aber du hast die so platt gemacht, mit Sachen, die wir nicht mal gelernt haben." plappert sie aufgeregt los. Lachend zwicke ich sie in die Wange. Ray setzt sich mit neben mich und ich lege meinen Kopf auf seine Schulter, während wir anfangen zu diskutieren, was uns die Polizei wohl fragen wird und ob wir in die Zeitung kommen.

~

"Boah man 3 Tage in diesem Krankenhaus waren echt zu viele." meckert Grace, wärend ich ihr helfe die Jacke über den Verband zu bekommen. Heute ist der letzte Schultag. Es kommt mir wie gestern, als ich meine Fähigkeiten entdeckt habe. Bei der Polizei lief alles glatt. Natürlich wissen sie von den Fähigkeiten und der Schule. Rays Mutter war ebenfalls da und war total aufgelöst. Jedenfalls haben wir erzählt, was passiert ist. Naja und nach noch zweit Tagen im Krankenhaus konnten wir endlich raus. "Na dann los." Ich klatsche in die Hände, als Grace ihre Jacke an hat. Zusammen gehen wir zur Schule. Kaum treten wir ins Foyer drehen sich alle und wirklich alle Köpfe zu uns. Ich dachte das gibt es nur in Filmen, aber jetzt weiß ich wie unbehaglich sich die Person in dem Film gefühlt haben muss. Mit einem lauten Schlucken mache ich mich mit Grace durch die starrenden Schüler auf zum Klassenzimmer. Gott, diese brennen sich in meinen Rücken. Als wir im Klassenzimmer sind ändert sich nicht viel: Alle glotzen uns an. "Na toll. Ich fühle mich, als hätte ich etwas peinliches im Gesicht." flüstert mir Grace zu. Plötzlich knacken die Lautsprecher über der Tür und Frau Gersters Stimme meldet sich: "Alle ins Sekreteriat kommen, die vor drei Tagen an der Sache beteiligt waren. Jetzt." Meine Freundin wirft mir einen viel sagenden Blick zu. Wir machen uns auf den Weg ins Sekreteriat. Dort angekommen treffen wir auf die anderen. "Weißt du was sie will?" fragt Ray, auf mich zukommend. Ich schüttle meinen Kopf und zucke mit meinen Schultern. Die Tür geht auf und die Schulleiterin tritt in den Rahmen "Kommt herein." Sie macht Platz, damit wir an ihr vorbei ins Zimmer gehen können. Wir setzen uns in die Sessel vor dem Schreibtisch. Frau Gerster lässt sich in den Drehstuht hinter dem Tisch fallen und faltet die Hände. "Also zu aller erst: Was habt ihr euch eigentlich dabei gedacht?! Ihr seid im ersten Schuljahr und denkt ihr könnt eine Hundertmann-Armee Einhalt gebieten. Euch hätte sonst was passieren können. Ich werde dann dafür verantwortlich gemacht und warum habt ihr mich nicht gleich geholt? Oder angerufen?" sie ringt mit den Händen und fährt sich schließlich durch die Haare. "Naja aber ihr habt trotzdem unsere Schule und die Schüler und Lehrer gerettet und es war trotz eurem blinden Leichtmut sehr kühn. Ich danke euch herzlich dafür." Sie hat jetzt ein kleines Lächeln auf dem Gesicht. "So und jetzt husch in eure Klassen. Die Zeugnisse warten." Die Schulleiterin lacht leicht und geht mit uns bis zur Tür. "Lily." Ich drehe mich zu ihr um. Die anderen sind schon draußen. "Du hast unglaubliches Potential und deine Macht ist mindestens so groß wie die eines Erwachsenen. Du bist sehr stark und mutig. Das ist etwas ganz besonderes. Pass auf dich auf." mit diesen Worten schickt sie mich den anderen nach. Ray nimmt meine Hand. "Was wollte sie?" fragt er. "Ach sie hat nur gesagt, dass ich aufpassen soll und ich sei etwas ganz besonderes weil ich so stark bin." sage ich leicht hin. "Für mich brauchst du gar keine übernatürlichen Kräfte, um etwas Besonderes zu sein." sagt Ray. Ich bleibe stehen und drehe mich zu ihm. "Ich liebe dich." Mich faszinieren immer noch seine wunderschönen blauen Augen, in die ich schon so oft geschaut habe. "Ich dich auch." Sein strahlende Gesicht nähert sich meinem bis wir uns küssen. So stehen wir da mitten im Gang, und küssen uns leidenschaftlich voller Gefühle. Atemlos lösen wir uns. "Wir sollten in die Klassen, sonst bekommen wir am letzten Schultag noch Ärger." Ich kichere und wir gehen in Richtung Klassenzimmer. Während wir uns im Zimmer auf unsere Plätze setzen überkommt mich plötzlich eine wunderbare Erkenntnis:

Ich bin glücklich. Überglücklich. Ich bin zufrieden mit allem, wie es gerade ist. An dieser Schule. Ich bin glücklich mit allen Menschen zusammen zu sein, die ich liebe. Ray, Grace, Lulu, Jessi, Nadine, Maik und Mum und Dad.

So soll es immer bleiben.

Ende

Normal? Not really!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt