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-David-
Nach fast fünf Stunden war das Meeting vorbei. Es lief gut, was heißt, dass Simon und ich uns nicht gestritten haben.
Gedankenverloren verließ ich das Büro. Wenn mich jetzt jemand fragen würde, worum es die letzten fünf Stunden ging, hätte ich keine Antwort geben können. Ich war einfach mit meinen Gedanken bei jemanden amders. Aber kann man's mir verübeln? Wie würdet ihr reagieren, wenn ihr eure alte Liebe nach fünf Jahren wiederseht?
Ich stieg in mein Auto und fuhr los in den mir bekannten Abendverkehr. Die Lautsprecher dröhnten und ich sang aus vollem Halse mit
I'm falling in love
With your favourite song
I'm gonna sing it
All night long
I'm gonna dance with somebody
Dance with somebody
Dance
Dance
Dance!

Jap, Mando Diao mit Dance eith somebody. Ein älteres Lied, aber ich liebte es. Ich bog auf die Autobahn ab und gab ordentlich Gas. Ein kleines Lächeln zierte meine Lippen. Geschwindigkeit und Musik, genau dass, was ich jetzt brauchte. Und sie, meinte meine kleine Kopfstimme. Ja, sie war immernoch da. Leider. Du bist doch froh mich zu haben! Also Fresse halten und auf die Straße achten, da vorne ist schon die Ausfahrt, du Hornochse! Ich verdrehte die Augen und nahm meinen Fuß vom Gaspedal. Gemütlich fuhr ich durch das Stadtteil. Jetzt ne Kugel Eis wäre auch nicht schlecht. Also parkte ich, lief durch den Park und holte mir Eis. Schokolade und Himmbeer. Mit meiner Lieblingsmischung in der Hand schlenderte ich durch den Park. Feuerwehrwagen brausten plötzlich mit lauten tatütata an mir vorbei. Neugierig, wie ich nun mal war, ließ ich mein Eis fallen und lief ich ihnen hinterher. Irgendwie hatte ich ein blödes Gefühl bei der Sache. Und ich wurde nicht enttäuscht. Als ich um eine Ecke bog, stauten sich schon die Einsatzwagen. Aus einem Etagenhaus mit mehreren Wohnungen kam Qualm und es loderten noch einige Flammen. Feuerwehrmänner eikten gehetzt aber geordnet hin und her, Bewohner und Nachbarn standen auf der Straße, weinten oder sahen nur ausdruckslos und geschockt auf das Haus. Und mittendrin, sie. Ich eilte zu....Lina...hin und nahm sie ohne zu überlegen in den Arm. Ihr Gesicht war rusgeschwärzt. Nur die Tränen hatten kleine Bahnen auf ihr wunderschönes Gesicht gezeichnet. Hemmungslos schluchzend lag sie in meinen Armen, ihr Gesicht an meiner Brust vergraben. "Schschscht. Alles wird gut",murmelte ich leise in ihr Ohr. Immer und immer wieder. Doch sie schüttelte nur den Kopf und drückte sich noch näher an mich. Unbeholfen hielt ich sie fest. Was sollte ich tun? Wir waren weder zusammen, noch so was wie Freunde. Und unsere Trennung war....nicht gerade das Happy End einer Disneygeschte gewesen, wenn ihr euch erinnert. Aber ich konnte sie ja auch nicht hier lassen. "Komm, Lina, lass uns gehen", meinte ich sanft zu ihr, doch sie rührte sich nicht vom Fleck. Kurzerhand hob ich sie wie eine Braut hoch und lief so durch den Park. Dabei schwebte mir ein schönes Bild vor Augen: Ich im Anzug, mit Lina im Brautkleid auf dem Arm, wie wir uns glücklich ansahen. Wunschdenken! Hör auf zu träumen, David! Das letzte Mal, als war sie nicht so begeistert von dir, erinnerst du dich? Und wie ich mich erinnerte. Lina, die mich anschrie, ich solle sie nicht anfassen. Lina, die mich hasste. Was wäre, wenn sich das nicht geändert hat? Unsicher sah ich auf die kleine Person in meinen Armen. Klein, ja, aber sie hatte die größte Persönlichkeit und das größte Herz auf diesen Planeten!
Wir erreichten den Lamborghini und ich setzte sie vorsichtig auf den Beifahrersitz, bevor ich das Auto umrundete und selbst einstieg. Leicht strich ich ihr eine Träne weg und sah sie an. Jedoch riss ich mich schnell los und fuhr nach Hause. Also zu mir nach Hause. Auch hier hob ich Lina vorsichtig aus dem Auto, schloss irgendwie die Tür auf und trug sie ins Badezimmer. Ich setzte sie auf die Toilette und reinigte notdürftig ihr Gesicht. Lina starrte nur in die Leere, reagierte nicht und sah mich schon gar nicht an. Ok, sie hasste mich also immer noch. Ich stand auf, wusch das Handtuch aus und kniete mich wieder vor sie. "Willst du duschen? Du hast noch überall Rus." Jetzt sah sie mich an und nickte leicht. Ich half ihr auf, legte Handtücher bereit und verließ das Badezimmer. Erschöpft lehnte ich mich an die Wand und atmete tief durch. Jetzt mal ganz ruhig, David! Du hast dein Mädchen wiedergefunden, sie ist jetzt bei dir. Wenn auch durch andere Umstände. Und sie scheint dich noch zu hassen. Also Kopf hoch, so schlimm kanns nicht werden!, motivierte ich mich selbst. Ja, total aufmunternd.

-Lina-
"Willst du duschen? Du hast noch überall Rus." Seine Stimme holte mich aus diesem Trancezustand. Ich sah hoch. Seine eisblauen Augen sahen mich sanft, besorgt aber auch traurig an. Ich hatte sie vermisst. Leicht nickte ich und David half mir auf. Ein Strohmschlag durchlief mich, als unsere Hände sich berührten. Er gab mir zwei flauschige Handtücher und verschwand dann. Langsam zog ich mich aus und stieg in die Dusche. Es war eine dieser Regenschauerdurchen. Ich schäumte mich schnell mit Davids Shampoo ein und betrachtete, wie der schwarze Rus durch den Abfluss verschwand. Das Wasser prasselte angenehm auf mich hinab und wärmte mich wieder auf. Ich stieg aus der Dusche und kuschelte mich in ein großes Handtuch. Erst jetzt sah ich mich im Badezimmer um. Es war modern eingerichtet, größtenteils in Schwarz-weiß gehalten. Aber schön. Es klopfte an der Tür. "Lina? Darf ich kurz reinkommen?",erklang Davids Stimme durch die Tür. Sie war in den letzten Jahren noch etwas tiefer und dunkler geworden. Jedoch passte sie zu ihm. Ich wickelte das Handtuch näher um mich und öfnette die Tür. "Ich hab hier was für dich. Ich weiß nicht, ob es passen wird, aber ich dachte, besser als deine verrauchten Sachen." Er hielt mir ein kleines Kleiderbündel entgegen. Schweigend nahm ich es an und lächelte leicht. "Hast du Hunger?",fragte David weiter und ich nickte. "Gut, ich koch sas, ja? Komm einfach, wenn du fertig bist. Einfach immer dem Geruch nach." Er lächelte eines seiner Lächeln, wo ich dahin schmolz. Er verschwand den Flur hinunter und ich zog mich schnell um. Es war ein weißes Tshirt und eine Jogginghose von David. Beides war mir viel zu groß und roch nach ihm. Ich liebte seinen Duft! Die Hose zog ich an den Bändern irgendwie fest. Das Tshirt musste einfach seine Länge behalten, auch wenn's mir bis fast an die Knie reichte. Meine Haare föhnte ich kurz trocken und dann verließ ich das Bad auch schon. Naja, schon ist gut. Ich war fast ein einhalb Stunden dort drin.
Davids Haus war schön. Es war nicht so groß, wie erwartet und gemütlich eingerichtet. Die Treppe war aus Holz mit einem weißen Geländer. Von ihr aus kam man direkt in das Wohnzimmer. Hier standen ein großes Sofa und ein Sessel. Auf dem Sofa, was aus schwarzem Kunstleder bestand, waren viele bunte Kissen verteilt. An der Wand hing ein großer Fernseher, darunter eine Musikanlage mit Bose Boxen. Es gab auch ein Bücherregal, jedoch hing nirgendwo ein Bild. Ich folgte dem Geruch von Nudeln und gelangte so in eine geräumige Küche. David stand am Herd, in Jogginghose und ein Liedchen aus dem Radio pfeifend. Mich wunderte es nur, dass er ein Tshirt trug. Hatte er eine seiner Gewohnheiten geändert u d trug nun zu Hause Tshirts? "Du kanmst dich schon mal setzen, das Essen ist gleich fertig",sagte David und rührte im Topf herum. Ich setzte mich an den kleinen Tisch in der Küche u d wartete. Keine Minute später stand vor mir ein großer Topf mit Nudeln mit Tunfischsauce. Lecker! Wortlos gab David mir eine Portion und nahm sich dann selbst etwas. "Danke",murmelte ich. Er sah kurz hoch, nickte und wittmete sich dann wieder seinen Nudeln. Die Stimmung war angespannt. Sein Handy klingelte und er ging ran. "Was gibt's, Mitch?...Super!...Wow, ich bin echt stolz auf dich....Heute ist kein Training, sagst du den amderen bitte bescheid? Ich bin zu müde und habe auch noch Besuch....Ja...Ja, ok....Danke....Ciao, bis morgen." David legte wieder auf und sah meinen fragenden Gesichtsausdruck. "Ich helfe Kindern und Jugentlichen, damit sie nicht auf die schiefe Bahn kommen. Mitch ist 14 und hat gerade eine eins in Mathe geschrieben." Ich nickte nur. Schweigend aßen wir weiter. Eines musste man sagen: David konnte ziemlich gut kochen.
"Seit wann bist du hier?",unterbrach er die Stille. "Knapo eine Woche." "Und warum? Was hat dich nach Australien gebracht?" "Das Studium. Ich studiere Medizin und wir konnten für ein Jahr einen Austausch nach Australien machen. Und hier bin ich. Wie kamst du hier her? Und was machst du jetzt?" David sah mir einen Augenblick fest in die Augen. "Nun, ich wollte einfach so weit wie möglich von den USA weg. Du kennst den Grund. Und nun leite ich eine Bank." Klar kannte ich den Grund. Aber dass er nun eine Bank leitete....Respekt!
Wieder senkte sich Schweigen über uns. Es war merkwürdig hier mit ihm zu sitzen. Nach fünf Jahren, in denen ich so oft an ihn gedacht hatte, wie es Sterne am Himmel gab, sah ich ihn wieder. Erneut klingelte sein Handy und seufzend sah er auf das Displey. Jedoch verdunkelte sich sein Gesichtsausdruck schnell wieder. Er tippte etwas, stand auf und verschwand, nur um kurz danach umgezogen und in Jeans wieder in die Küche zu kommen. "Ich muss kurz weg, bin gleich wieder da. Wenn was ist, ruf mich an." Und weg war er. Ich hörte noch, wie sein Lamborghini startete und mit quitschenden Reifen davon fuhr, dann war es still. Tja, was tat man in der Wohnung seines Exfreundes?

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Heyho :D!
Wie geht's euch? Hoffe, ihr seid alle gesund. Das Kapitel ist für meine kleine Schwester (@iamfrozen-anna). Sie ist gerade krank. Hier hast du was zur Beschäftigung. Hab dich lieb und werd schnell gesund❤.

Kommen wir zum Fragespiel:
Habt ihr ein Hobby, ohne das ihr nicht leben könntet? Also, das nicht wegzudenken wäre?

Ich: Ja, Tanzen❤❤

Bis zum nächsten Kapitel :)❤

Ps: Danke für über 1K Votes!!! *-*

AssasinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt