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Stell die Uhr,
Dreht die Zeit.
Passe auf,
Sonst ist alles vorbei.
Dein Leben verwirkt,
In den Tod,
Ein jeder Mensch,
Sich panisch umsieht.
Dunkelheit bricht herein,
Sollst diese Dunkelheit sein.
Am Rande von Leben und Tod,
Ein jeder sieht,
Wie das Leben wirklich ist.

Wie das Leben wirklich ist. Es ist für jeden anders. Leichter oder härter, gefüllt mit Glück oder mit Pech und Schmerz. Jedes Leben ist unterschiedlich. Aber in einem sind sich alle Menschen einig: das Leben ist kein Ponyhof. Und wenn ich so an früher denke, dann spreche ich aus Erfahrung. Das Leben ist ein gigantisches Spiel, was du nur einmal spielst. Machst du einen Fehler, bist du raus. Also sollte man sein Leben so leben, wie man es selbst will. Ohne den Einfluss anderer. Doch nicht du entscheidest, wann und ob du das Spiel spielst. Du kannst nur entscheiden, wie du es spielst. Und wenn du spielst, dann mach es richtig. Du spielst es nur einmal.

-

Als wir zurück in's Hotel kamen, legte Sien sich schlafen. Der Jetlag holte sie ein. Ich konnte nicht schlafen. Nicht, wenn meine Kinder hier irgendwo in der Stadt waren. Stattdessen sah ich mich im Zimmer um. Es war gemütlich eingerichtet, mit einem Doppelbett in der Mitte und einen Fernseher an der Seite. Eine Tür führte nach draußen auf den Balkon und eine weitere in das Badezimmer. Zudem gab es noch einen Schreibtisch, auf dem ein Blatt Papier lag. Neugierig faltete ich den Zettel auf, da mein Name draufstand.
"Kann ich mich neben Sie setzten?"
"Natürlich. Wie heißt du denn?"
"David. Und Sie?"
"Mick."

Das war alles. Mein Gehirn arbeitete. Es kannte diese Worte, diese verhängnisvollen und ersten Worte. Was spielt der Typ für ein Spiel?! Ein raffiniertes, was ich nur noch nicht verstehe, Bob. Ich drehte den Zettel nachdenklich um.
Erinner dich, David. Spielen wir ein Spiel.
Spielen wir ein Spiel. Ja. Mick macht die Regeln, ich folge seiner Spur. So finde ich ihn! Wäre nur hilfreich zu wissen, wo du ihn das erste mal getroffen hast. Ja, das wäre es. Konzentriert schloss ich die Augen, reiste einige Jahre in die Vergangenheit. Wo habe ich ihn getroffen? Ich riss die Augen auf, als mir ein Ort in den Sinn kam. Ich musste da hin! Aber erst umziehen und Sienna wecken. Schnell schlüpfte ich in meine schwarze Jogginghose, meine Skatcher und ein schwarzes T-Shirt. Dann weckte ich Sienna und sagte ihr, dass sie sich fertig machen sollte.
Wie eine gespannte Sprungfeder wartete ich auf meine Frau, bevor ich sie erneut quer durch die Stadt führte. Zu einen Park, in dem ich früher immer gewesen war. Unter einen Baum stand eine Bank. Hier hatten Mick und ich uns das erste Mal getroffen. Vor ihr blieb ich stehen.
"Hier hat alles angefangen. Hier habe ich Mick getroffen." Sienna nahm meine Hand und sah mich abwartend an. Tief atmete ich durch, rief die Erinnerung hervor.
"Es war ein normaler Frühlingstag, schön warm. Ich war damals neun Jahre alt, glaube ich. Ich war mit meinem Skateboard unterwegs und war hier im Park auf dem Skaterplatz. Ich brauchte irgendwann eine Pause. Also fragte ich Mick, ob ich mich zu ihm setzten könne. So kamen wir in's Gespräch. Mit der Zeit haben wir uns immer häufiger getroffen." "Und wie hilft uns das weiter?",fragte Sienna. "Es ist ein Spiel. Ich soll an meiner Vergangenheit zerbrechen. Denke ich",antwortete ich und fischte einen weiteren Zettel von einem Ast hinunter.
Du weißt, wo du mich findest.

Grimmig lächelnd hielt ich den Zettel in die Höhe. Es geht in die Hölle? Ja, ja dahin geht es jetzt.

-

Ich gab mir nicht besonders Mühe, die schwere Eisentür leise aufzumachen. Sie quietschte sowieso. Hat sie damals auch schon getan. Licht fiel in die düstere Lagerhalle. Beleuchtet wurde sie nur von den staubigen Fenstern an der Decke. Home Sweet home. Nicht jetzt, Bob. "Wo sind wir?" "Anden Ort, an dem ich zum Monster wurde. Komm, wir müssten nach unten." Ich führte sie durch die Halle zur alten Treppe. Auf dem Weg klaubte ich mir von einer Kiste eine Pistole, die jemand hat liegen lassen. Ich werde Mick ganz sicher nicht unbewaffnet gegenübertreten.
Unten lebten die Assasinen, verborgen vor der Außenwelt. Hier lebten und trainierten sie. Eigentlich ein friedliches Leben, sah man vom Job ab. Einmal am Tag eine härtere Prügellei, irgendjemand rastete aus, man hörte Gestöhne, wenn jemand wieder ein Mädchen dabei hatte, die Neuen waren am Verzweifeln, Flüche über andere, Gelächter mit Freunden. Alles entspannt. Wäre da nicht dieses winzige Detail, dass alle hier Mörder waren.
Sienna klammerte sich an meine Hand, während sie die Steingänge und einige offen stehende Räume interessiert betrachtete. Ich war angespannt. Man hörte kein einziges Geräusch, als ob alle außer Haus wären. "Hier hast du mal gelebt?" Ich seufzte. "Ich bin nicht gerade stolz drauf",erwiderte ich, während ich Richtung Arena ging. Hier gab es gerne mal Boxkämpfe. Und Mick war gerne hier. Vor dem Eingang hielt ich an und drehte mich zu Sienna. "Hör zu. Egal, was hier jetzt passiert, vergiss niemals, dass ich dich liebe. Ich liebe dich so sehr, das glaubst du nicht." Schwach lächelte ich sie an und zog sie an der Hüfte zu mir. Ich küsste sie, steckte so viel Liebe hinein, wie ich konnte. Vorsichtig löste ich mich von ihr, drehte mich um und betrat die Arena. Über mir, in zehn Meter Höhe, erstreckte dich eine Kuppel aus einen schweren Eisengitter. Dort oben saßen immer die Zuschauer. Hier unten gab es nur den nackten Sandboden. Und Mick mit meinen zwei Kindern. Gefesselt saßen sie auf Stühlen. Verdreckt, mit angstgeweiteten Augen. "Dad!",schrien die Zwillinge und begannen zu weinen. Mir brach das Herz. Hasserfüllt sah ich Mick an, der ganz entspannt an der Wand lehnte. "Lass sie gehen, Mick. Du hattest deinen Spaß." Er lachte nur, als hätte ich den besten Witz der Weltgeschichte gerissen. Er stieß sich von der Wand ab und kam locker auf mich zu geschlendert. "Hast du es immer noch nicht verstanden, David? Ich will dich leiden sehen. Keiner tritt ungefragt aus." "Habe ich nicht schon genug gelitten?! Jetzt lass Aylin und Laila gehen!" Mick seufzte theatralisch auf und machte tatsächlich ihre Fesseln los. Sofort rannten die zwei auf mich zu, doch ich schob sie schnell hinter mich. Geht da in den Gang, da seid ihr sicherer",flüsterte ich ihnen zu. Dann rannte auch schon Mick auf mich und ließ seine Faust aufmischen zu schnellen. Gerade so konnte ich ausweichen und wich zurück in die Mitte der Arena. Mick folgte mir. Wir schlugen auf uns ein, wobei ich eher auf meine Wut setzte. Der Typ würde sich nicht erneut in mein Leben einmischen! Mick verpasste mir einen Kinnhaken. Betäubt ging ich zu Boden. So schnell, wie nur möglich richtete ich mich wieder auf, warf dabei Sand in seine Richtung und flüchtete aus seiner Reichweite. Keuchend blieb ich stehen und zog in einer fließenden Bewegung meine Waffe, die genau so schnell entsichert war. Mick rieb sich die Augen, entfernte so den Sand und richtete ebenfalls seine Pistole auf mich. "Irgendwelche letzten Worte?",fragte ich kalt. Im Schießen war ich ihm schon immer überlegen gewesen. Mick setzte ein teuflisches Grinsen auf.
"Leide."
Dann ertönte der Schuss.

AssasinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt