Oase

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Ich wurde von dem Licht der Sonne geweckt. Die Sonnenstrahlen kitzelten meine Nase. Ich spürte das Gewicht einer warme Decke, die sorgsam über mich gelegt worden war. Neben mir bewegte sich etwas. Ich öffnete die Augen und drehte meinen Kopf zu Seite. Da lag Tutanchamun, neben ihm stand das Pferd, angebunden an einen Baum, kaum mehr als ein kahler, trockener Ast, der aus dem Boden ragte. Leise stand ich auf und verstaute die Decke wieder, dann öffnete ich einen der Proviantsäcke und holte getrocknete Früchte, Dörrfleisch und trockenes Brot heraus. Ich beobachtete die Landschaft genauer, während ich darauf wartete, dass Tutanchamun wach wurde. Wir waren an einem der wenigen Brunnen in der Wüste. Ich zog einen Trog voll Wasser hoch und stellte ihn dem Pferd hin. Nach wenigen Minuten wachte Tutanchamun auf und freute sich sichtlich über das Frühstück. Danach kümmerte ich mich um seine Wunde. Sie hatte sich glücklicherweise noch nicht entzündet und so riss ich einen Streifen meines langen Leinen Kleides ab und machte ihn nass, um den Schnitt zu säubern und zu verbinden. Während der ganzen Arbeit blickte ich nich auf. Ich war noch niemandem in den letzten zehn Jahren so nah gewesen und schon gar keinem König.
“Danke”, meinte Tutanchamun, als ich fertig war.
“Natürlich”, entgegnete ich mit gesenktem Blick. Es kam nicht also oft vor, dass sich jemand bei mir bedankte.
“Ich denke nicht, dass es natürlich ist, dass du mir hilfst.” 
“Aber ihr seid der Pharao, es ist meine Pflicht euch zu helfen.” 
“Dem Schicksal ist es relativ egal, wer ich bin. Und bisher hat es mir noch nicht geholfen Pharao zu sein, im Gegenteil. Außerdem möchte ich dich bitten nicht mehr so förmlich zu sein, denn hier hast du keine Pflichten mir gegenüber zu erfüllen, obwohl ich dir sehr dankbar wäre, wenn du mich nicht alleine zurück lassen würdest.”,setzt er mit er mit einem kleinen Lächeln hinzu. Endlich schaue ich auf und direkt ich in seine dunkelblauen Augen. Ich weiß nicht wieso, aber sein Lächeln ist ansteckend, so dass ich auch lächeln musste.
Nach dem Essen ritten wir weiter. Mehrere Tage sahen wir nichts als Sand und Wüste und noch mehr Sand. Abends wurde es so kalt, dass wir uns die Decke teilen mussten, da es ohne eine einfach nicht auszuhalten war. Wir waren einen weiteren Tag geritten, den ersten ohne Proviant, als plötzlich am Horizont eine Oase auftauchte. Die Dunkelheit brach bereits herein, als wir müde und hungrig dort ankamen. Die Oase war klein und nicht bewohnt, so wie einige andere. In der mitte gab es zwei kleine Teiche, der eine hatte etwa zwei Meter Durchmesser und lag im Schatten einiger Palmen, wodurch das Wasser schön kühl war, der andere war ein wenig größer und hatte eine etwas wärmere Wassertemperatur. Nachdem wir unsere Vorräte aufgestockt hatten, mit den Kokosnüssen und den anderen Früchten, die hier an Büschen und Bäumen wuchsen und uns gestärkt hatten gingen wir schlafen. Als ich Tutanchamuns regelmäßige Atemzüge hörte schlich ich mich zu dem größeren der beiden Teiche. Vorsichtig schälte ich mich aus meinem Kleid, das mittlerweile eher grau war, als weiß und watete in das klare, immer noch warme Wasser. Nachdem ich den Dreck der letzten Tage einigermaßen abgeschrubbt hatte, fühlte ich mich sehr viel besser. Ich war fast traurig, als ich beschloss das Wasser zu verlassen. “Du solltest dein Kleid auch gleich mit waschen, wenn du schon dabei bist.”, ich erschrak, als ich die Gestalt von Tutanchamun am Ufer des Gewässers stehen sah. Schnell duckte ich mich etwas tiefer ins Wasser.
“Und was soll ich anziehen, solange es trocknet?”, fragte ich. Er grinst und ich hoffte, dass keine unverschämte Antwort kam.
Wider Erwarten antwortete er: “Ich find, die Decke würde sich hervorragend als Kleid machen. Sie ist zwar nicht so schön weiß, wie dein Kleid, aber dafür auch nicht so dreckig.” Er  hatte recht, die Farbe der Decke hatte eher die selbe Farbe wie Matsch. Außerdem war es ja nur vorübergehend. Also nickte ich und er warf mir das graue Kleidungsstück zu. Ich gab mir Mühe zumindest die größten Flecken heraus zu bekommen und hatte sogar teilweise Erfolg. Als ich fertig war zögerte ich. Ich war splitterfaser nackt und Tutanchamun saß noch immer am Ufer und war damit beschäftigt das Frühstück vorzubereiten, während die Sonne aufging. Als er sah, dass ich noch immer unschlüssig in der Mitte des Teiches stand hob er die Decke auf, die er zusammen gefaltet hatte und hielt sie mir hin, er machte sogar die Augen zu, als er merkte, dass ich noch immer zögerte. Langsam verließ ich das Wasser. Meine Fingerkuppen waren schrumpelig und mir war kalt. Ich nahm die Decke aus Tutanchamuns Händen und wickelte sie um mich. Schön sah es nicht aus, aber es hielt wenigstens. Mein eigenes Kleid hängte ich über einen tiefen Ast, damit es trocknete. Dann setzte ich mich zu Tutanchamun, der bereits mit dem Frühstück begonnen hatte. “Hübsch.”, kommentierte er meine neue Garderobe. Ich verdrehte die Augen.
“Das meinte ich ernst. Ich mag es, wie sich deine nassen Haare wellen. Sieht wirklich schön aus.”, verlegen blickte ich zu Boden. Ein Kompliment hatte ich nun wirklich nicht erwartet.

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