Ich wachte auf, als das Pferd zu stehen kam und mich jemand herunter hob. “Ich wusste nicht, dass du mit ‘Mittel zum Zweck’ so etwas meinst”, meinte eine besorgte Stimme. Vorsichtig legte mich Tutanchamun auf der Decke ab. Ich zuckte zusammen, als der raue Stoff der Decke meinen aufgerissenen Rücken berührte. Schnell half er mir mich aufzusetzen und besah sich meinen Rücken.
“Sieht böse aus. Es tut mir leid, dass ich nicht früher reagiert habe. Ich hätte es dir wahrscheinlich komplett ersparen können. Ich wollte nicht, dass du verletzt wirst.”, erklärte er mir entschuldigend.
“Ich habe ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, dass sie mich auspeitschen würden.”, brachte ich hervor. Mit jedem Atemzug weitete sich mein Brustkorb und die Striemen rissen ein wenig weiter auf. “In dem Zustand kannst du nicht weiterreiten… glücklicherweise habe ich mir etwas Proviant… ausgeborgt.”, grinsend hielt er mir einen prall gefüllten Beutel vor die Nase. Ich konnte nicht anders als zurück zu grinsen. Er hatte in dem Lager tatsächlich auch einige Verbände mitgehen lassen. Wir waren wieder an einem der Brunnen. So selten konnten die gar nicht sein. Vorsichtig zog er die Fetzen, die am Rücken noch von meinem Kleid übrig waren und nun mit meinem eigenen Blut an die Wunden geklebt waren, davon weg. Eine schmerzhafte Prozedur. Ich hörte wie Tutanchamun hinter mir die Luft durch die Zähne einsog, als das ganze Ausmaß der Verletzung zum Vorschein kam. Sanft wusch er das Blut ab und legte danach eine breite Lage Stoff darauf, damit es nicht mehr also sehr blutete. Ich band den letzten langen Stoffstreifen um meine Brust und meinen Bauch, damit der Stoff auch auf der Wunde hielt. Ich versuchte das Kleid am Rücken wieder zusammen zu knoten, konnte meine Arme jedoch nicht so weit drehen und einen Knoten hinter dem Rücken konnte ich schon gar nicht binden. “Könntest du mir vielleicht helfen?”, fragte ich verlegen. Wenige Sekunden später streifte eine warme Hand mein Schulterblatt und die zwei Hälften wurden zusammengebunden. “Danke”, murmelte ich.
“Mir fällt gerade erst auf, dass ich deinen Namen nicht kenne.”, stellt er hinter meinem Rücken fest. Er klingt fast beschämt.
“Nakia”
“Das ist ein schöner Name, schöner als meiner.”
“Wie willst du denn, dass ich dich nenne?”
“ Ich weiß nicht, such du dir einen Namen aus, der dir gefällt.”
“Narmer”, ich wusste nicht woher der Name kam, er war einfach da, genau wie die Geschichte hinter dem Namen.
“Es gab einst einen großen König namens Narmer. Sein Vater hatte ihm einen Krieg vererbt und ein armes Land, in dem die Menschen Hunger litten. König Narmer wollte seinem Volk helfen und so betete er täglich zu den Göttern, bis sich Osiris erbarmte und ihm eine Lösung bot. Eine Reise in die Unterwelt, viele Gefahren und fünf Aufgaben, um zu testen ob er würdig ist, Pharao sein. Als er alle Aufgaben überwältigt hatte, schenkte Osiris ihm vier Samenkörner. Diese standen für die vier Himmelsrichtungen und er sollte sie an den jeweils äußeren Enden seines Landes einpflanzen. Eines ganz im Süden und eines im Norden, ein Samenkorn im Osten und das Letzte im Westen. Nachdem er alle Samen gepflanzt hatte begannen sie zu wachsen und zu gedeihen. Aus den Samen wurden Bäume, die kurz darauf schon Früchte trugen. Pfirsiche. Die Pflanzen wuchsen wieder und die Quellen brachten wieder Wasser hervor. Seitdem zieren vier Pfirsichbäume das Wappen des Königreichs von Pharao Narmer.”, erzählte ich.
“Woher kennst du diese Geschichte?”
“Ich weiß es nicht.” Wir saßen noch eine Weile schweigend nebeneinander, dann entschlossen wir uns jedoch, dass ein wenig Schlaf nicht schaden konnte.Das war mein zweites Kapitel heute. Jippie! Ein drittes wird aber wahrscheinlich heute nicht mehr kommen 😂
Eure MedeiaRona 👋
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Queen of Egypt
RomanceNakia ist eine der vielen Diener im Palast von Pharao Tutanchamun. Ihr Leben ist erträglich und sie hat nicht das Bedürfnis, etwas zu ändern. Doch sie gerät in eine heikle Situation, die ihr mehr offenbart, als ihr lieb ist, über ihre Gefühle, ihre...