Ein Song reicht

3.

Mai 2019
Leverkusen, Deutschland
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Julian sollte es gewohnt sein Kotze vor seiner Haustür zu sehen. Wenn in Köln mal wieder Karneval gefeiert wurde, blieb nämlich niemand verschont. Auch nicht er. Das änderte jedoch nichts an der Tatsache das jedesmal wenn es passiert, er fast selber noch dazu reihern musste.
Das Erbrochene stank erbärmlich und die mittlerweile sommerähnlichen Temperaturen, förderten das ganze nur. Das sowas außerhalb der Karnevalssaison passierte war ungewöhnlich, jedoch war es im Endeffekt sowieso egal.

Genervt stelzte der Blonde über die Pfütze. Er hatte eigentlich überhaupt keinen Nerv dafür die Kotze von irgendwelchen Menschen weg zu machen. Der Tag war auch ohne dieser nämlich eine reine Achterbahnfahrt und Julian war noch mitten im Looping.
Heute war das finale Gespräch gewesen. Die Entscheidung die seine Karriere verändern würde.
Lange hatte der Fußballer mit sich gehadert und ständig hinterfragt ob es das richtige sei, doch nun war es eh zu spät um nein zu sagen.
Es stand fest.
Nächste Saison würde er in Dortmund spielen.

Den Vertrag hatte er zwar noch nicht unterschrieben, aber alles war so gut wie im Kasten. Die Bombe wollte das Management jedoch erst in ein paar Tagen oder Wochen platzen lassen. So auch Julian, denn nicht alle wussten bis jetzt von dem endgültigen Wechsel.
Müde strich sich der junge Mann durchs Gesicht. Mittlerweile hatte er sich auf seine Couch gesetzt und versuchte verzweifelt zu realisieren was hier gerade passierte. Sein Magen hasste ihn dafür und dennoch hatte Julian das Gefühl das Richtige zu tun. Ob es am Ende auch immer noch so sein würde, wusste er nicht.
Für den Moment fühlte es sich jedoch gut an. Zumindest bis sein Handy brummte.

„Runde Fortnite?"

Kai's Nachricht leuchtete hell auf dem Display und brannte sich somit regelrecht in die Augen des Offensivspielers. Es war typisch für den jüngeren nur so kurze pregnante Nachriten zu schreiben, weswegen es den Blonden auch gar nicht störte. Sofort wollte er natürlich zusagen, hatte das Handy schon in der Hand, als ihm jedoch wieder einfiel das Kai es noch nicht wusste.
Der Wechsel.
Julian drückte sich, seitdem dieser in Betracht gezogen wurde, es seinem Kollegen zu sagen.
Eigentlich war Kai immer der erste gewesen dem er etwas erzählte, wenn Julian irgendetwas hatte, doch in der Sache war es anders. Der Blonde wollte seinem jüngeren besten Freund nicht die Saison vermiesen, denn verdammt lief diese gerade gut. Alles klappte super, Kai spielte super, die Punkte stimmten. Julian wollte das einfach nicht mit dem Wechsel und somit einer Veränderung vermiesen, doch ewig konnte er es auch nicht für sich behalten.
Während er noch mit sich haderte, ploppte eine neue Nachricht auf.

„Du hast noch mein Headset ;)"

Das Lächeln konnte Julian sich nun nicht mehr verkneifen und so passierte es das er Kai zu sich einlud, ohne sich weiter Sorgen zu machen. Den anfänglichen Mut denn er zu diesem Zeitpunkt noch hatte, verflog jedoch in der nächsten halben Stunde.
Egal wie oft er sich einredete das es nur Kai war und nicht seine verdammte Mutter, es wurde nur schlimmer. Kai war eben nicht nur ein Kollege. Nein, er war für Julian eben vieles mehr.
Und kurz bevor der jüngere ankommen müsste, fiel Julian wieder etwas ein.
Die Kotze.

Sich selbst, jegliche Götter und die Welt verfluchend suchte er nach einem Eimer und Lappen, nur um dann wie eine Furie rauszustürmen. Er hatte das Dilemma vor seiner Tür exzellent verdrängt. Tja, und nun war es dummerweise auch zu spät, denn als er die Tür öffnete erblickte er nicht nur Kotze.

„Frag einfach nicht.",zwängte Julian zerknirscht raus, bevor der Brünette der ihm gegenüber stand, überhaupt etwas sagen konnte. Lachen musste dieser trotzdem, als er über die Pfütze und den blassen Blonden stelzte. Es kostete Julian insgesant zehn Minuten und fünf  'Ich kotze gleich selber drauf '- Momente, bis das Dilemma weg war. Kai hatte es sich währenddessen auf dem Sofa bequem gemacht. Selber hielt er denn Gestank nämlich nicht aus und er wäre wahrscheinlich definitiv derjenige der dazu kotzte.
„War Jannis etwa zu Besuch?",fragte dieser dann schließlich grinsend, als Julian endlich seinem Freund Gesellschaft leistete und dieser schüttelte dabei nur den Kopf. Es war tatsächlich nämlich das ein oder andere mal passiert, dass wenn Jannis da war und sie feierten, öfters Kotze in Julians Wohnung vorzufinden war. Diesmal lag es jedoch nicht an dem zweiten Brandt.
„Nein tatsächlich nicht. Nur irgendein Suffi wahrscheinlich. Bist du fertig?"
Kai nickte nur und somit begannen sie zu zocken.
Vielleicht konnte man es zwar nicht so nennen, da sie fast nur am schreien und diskutieren waren. Egal war es ihnen jedoch trotzdem.