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Juni 2019
Ibiza, Balearen
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„Warte du willst mir ernsthaft erzählen das du ohne Sonnencreme in den Sommerurlaub gefahren bist?"

Die ironische Stimme des mittleren Brandts, der auf Julians Bett saß, hallte grell durch die leere Ferienwohnung. Die beiden Brüder hatten sich als erster vom Pool weg bewegt, da Julian ein kleines Problem hatte, und somit waren sie nun in dieser allein.
„Ja Jannis.",antwortete besagter grummelnd, während er sein Zimmer komplett auf den Kopf stellte. Julian kramte durch jede Tasche nur um schließlich nichts zu finden, was ihn nur noch mehr frustrierte. Wie konnte er nur Sonnencreme vergessen?

Sie waren nun schon seit zwei Tagen hier auf Ibiza und er hatte seit zwei Tagen vergessen das er sich vielleicht eincremen sollte und als es ihm schließlich einfiel musste er merken das er nicht mal welche besaß. Wahrscheinlich hatte er beim packen mal wieder alles andere als die Tube im Sinn, wie so oft in den letzten Tagen. Jetzt war es eh zu spät.
„Mama wäre enttäuscht von dir."
Langsam nervten Julian die Kommentare seinen Bruders und er fragte sich warum er diesen eigentlich mit in seinen Urlaub mitgenommen hatte. Richtig, weil er nicht allein mit Kai sein wollte.
Was eine Ironie.

„Hast du welche? Ja oder Nein?", beschwerte er sich nun weiter und drehte sich dabei zu seinen Bruder, welcher nur skeptisch die Augenbrauen hoch zog.
„Natürlich aber die hilft dir jetzt auch nicht mehr."
Jannis blickte auf Julians mehr als nur verbrannten Körper. Jede Stelle die nicht von einem T-Shirt bedeckt wurde war rot. Dunkelrot wenn man es genau nahm, weswegen folgende Bezeichnung auch nur mehr als gut passte.
„Du siehst aus wie ein Krebs."
Frustriert legte der ältere den Kopf in den Nacken. Diese Konversation brachte ihn nicht weiter.
„Hast du wenigstens das Zeug was gegen Sonnenbrand hilft von Mama?",löcherte Jannis weiter, verzweifelt seinen Bruder vor schlimmerem zu bewahren. Wahrscheinlich war es dafür schon zu spät, aber auch bei ihm galt das Motto der Wille zählt.
„Nein."
„Hast du überhaupt was mit?"
„Nicht hilfreich."

Julian musste frustriert feststellen, dass sich das Gespräch im Kreis drehte. Vielleicht sollte er einfach so bleiben. Eis drauf legen? Oder am besten einfach googeln was man machen kann. Hätte er gleich machen sollen, denn Jannis war nicht so hilfreich wie das Internet.
„Frag doch mal Kai vielleicht hat der sowas?",schlug Jannis weiter vor und nun hätte der zukünftige BVB-Spieler am liebsten aufgestöhnt.
Ja klar.
„Sieht er so aus als bräuchte er das?"

Kai war genau das Gegenteil von Julian. Keine lebende Leiche, die Lichtschutzfaktor 300 brauchte. Eher mehr der Surfer Typ aus Andalusien, raus gesprungen aus einer Teenie-Serie.
„Du doch eigentlich auch nicht. Bist doch schließlich Latino."
Zwickernd lächelte sein Bruder ihn an und nun war der Punkt wo Julian dringend ein Kissen brauchte, um ihn dieses ins Gesichte zu rammen.
Ja rammen.
„Fick dich Jannis."
„Probier es einfach."
Verwirrt schaute Julian erst seinen Bruder an, da diese Aussage mehr als nur zweideutig war. Schnell bemerkte er jedoch das er die Sache mit Kai meinte und nicht- ihr wisst schon was.
„Ja ja.",grummelte er daraufhin nur genervt und fing nun an seine auf dem Boden zerstreuten Klamotten einzusammeln. Der andere Brandt bewegte sich keinen Meter, betrachtete stattdessen seinen Bruder nur weiterhin skeptisch.
„Sag mal..", fing er an.
„Ist alles gut bei euch?"

Jackpot.
Ja Jannis hatte den Wundenpunkt gefunden. Ein Wunder das es nicht eher passierte. Ja, zwischen den beiden war etwas, was sich nicht klären lies und ja bei ihnen war nicht alles in Ordnung. Zumindest nicht aus Julians Sicht. Genau aus diesem Grunde mieden sie sich, oder besser gesagt Julian mied Kai.
Der Vorfall, wie Julian es in seinem Kopf so gerne betitelte, war nun zwei Wochen her und seitdem hatte sich eigentlich nichts und gleichzeitig so viel verändert. Macht das Sinn? Nein.
Doch momentan machte nichts in Julians Kopf Sinn.
Er hatte erst gedacht dass das ganze nur ein Fiebertraum gewesen wäre, doch er erinnerte sich glasklar an alles. An den Kuss, an Kai wie er danach weg gerannt war und er selbst der es nicht mal bis zu seiner Wohnung schaffte.
Julian bekam jedes mal eine Gänsehaut nur wenn er daran dachte. Er hatte jetzt noch das Gefühl in seinen Adern, wie der Alkohol durch ihn strömte und Kais so verdammt weichen Lippen auf seinen.
Es war das schönste Gefühl. Ganz im Gegensatz zu dem Gefühl am nächsten Morgen.

Ein Song reichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt