November 2021
Dortmund, Deutschland________________________________
Eigentlich wollte Julian nur schnell sein Zeug in die Wohnung bringen, doch eigentlich war eigentlich auch nur ein Füllwort. Als er damals in seine Wohnung in Dortmund zog hatte er bewusst eine privatere Gegend bevorzugt, mit möglichst wenig Trubel um ihn herum. Trubel im Sinne von Nachbarn hatte er aber immer noch, doch Rieke war einer der guten. Zumindest redete er sich das konstant ein. Rieke war Architektin und lebte mit ihrem Freund, sowie der Katze Frieda gegenüber von dem Fußballspieler. Eigentlich hatte er nie vorgehabt, eine enge Verbindung mit Nachbarn einzugehen, doch die braunhaarige Architektin konnte verdammt gut backen. So kam es also nicht ganz selten dazu, dass wenn er den Kopf voller Stress hatte und die Tabletten nicht mehr wirkten, er bei ihr auf dem Balkon landete und Apfelkuchen ass.
Sehr viel Apfelkuchen.In dem letzten halben Jahr hatte sich dies jedoch stark reduziert. Rieke hatte geheiratet und Julian saß betrunken in Bars. Er hatte immer noch ein schlechtes Gewissen, dass er ihr nie gratuliert hatte.
Nicht ganz unbegründet versuchte er ihr also aus dem Weg zu gehen, doch heute an einem Dienstag, hatte es nicht funktioniert.
„Julian!", sprach sie überrascht aus, als sie ihm im Flur begegnete. Ihre kurzen Haare standen ihr wirr vom Kopf ab und die Crocs quietschten bei jedem Schritt. In ihrer Hand hielt sie die Post und fast hätte Julian gedacht sie würde sie bei seinem Anblick fallen lassen, denn der Stapel wankte gefährlich.„Hallo Rieke."
Die beiden starrten sich an und dann dauerte es genau zwei Sekunden bis Rieke in einen typischen Sprach-Rausch verfiel.
„Oh Gott wir haben uns so lange nicht gesehen! Alles Gute noch nachträglich zum Geburtstag, ich glaube du hast unsere Karte nicht gesehen. Verdammt stimmte ich habe dir ja gar keine Karte geschickt, aber ich habe gedacht, dass du keine Zeit hast und so viel Stress hast und dann habe ich gelesen das du verletzt bist und-"
„Schon okay."
Rieke grinste, sehr wohl bewusst, dass es gerade mit ihr durch gegangen war, doch das machte sie aus und wahrscheinlich musste Julian auch deswegen grinsen. Das war das angenehme, Rieke fragte nicht, Rieke erzählte. Du konntest dir aussuchen, ob du Zuhörer oder Erzähler bist. Julian warf oft der Zuhörer.
„Lange nicht gesehen."
„Lange nicht gesehen.", erwiderte Julian nur und kurz hatte er vergessen, warum er hier war, doch sein Kopf spielte ihm nicht lange etwas vor. Die Tasche lag weiterhin schwer in seinen Händen und das ständige Vibrieren seines Handys bewies ihm, dass sein Vater ihn gerade verzweifelt versuchte anzurufen. Ja ganz kurz war alles normal.„Ich habe leider nicht viel Zeit, also...", fing er an, zeigte auf die Tür und fummelte nebenbei verzweifelt nach dem Schlüssel, um das Tor zu seinem persönlichen Verließ zu öffnen. Hinter ihm wankte der Stapel weiterhin gefährlich, denn wieder einmal bewegte sich seine Nachbarin zu viel.
„Oh ehm natürlich."
Rieke trat zur Seite, nun etwas nervös lächelnd, da sie die ganze Zeit halb vor Julians Tür stand.
„Möchtest du vielleicht mal wieder rüberkommen? Also nur wenn du Lust hast, denn Adrian hat dieses neue Rezept und es schmeckt echt gut und..."
„Gerne."
Das Schloss knackte und dies war ein offizielles Zeichen, doch egal wie betrübt Julian war, sie lächelte auf seine Antwort hin. Der blonde wusste nun das alles gesagt war, dass er wieder zu etwas ja gesagt hatte was er nicht halten konnte. Da war der dunkle Flur fast schon willkommener als alles andere.
„Pass auf dich auf Julian.", erwiderte Rieke ein letztes Mal, bevor Julian erneut für eine lange Zeit verschwinden würde.So war das nun einmal und Rieke konnte nichts tun, auch wenn sie es gern würde. Doch nichts hielt Julian davon ab sich einzusperren, sich selbst wieder in die Hölle zuschicken, denn sobald die Tür ins Schloss fiel, fiel auch seine Fassade. Die Tasche fiel und somit auch das letzte Fünkchen Selbstwürde, was er besaß. Doch Tränen war das letzte, was Julian vergießen würde. Er nahm das Handy aus seiner Hosentasche, verschwendete nicht einmal einen Blick auf dessen Display, warf es in die Ecke und sah nur noch wie der Display zerschellte. Dann folgte der Weg ins Bad, zu dem Arzneischrank, wo so viele Dosen lagen, das jedem der einen Blick darin reinwerfen würde, Angst bekam. Sie alle fielen nach draußen, doch das war egal, denn Julian wollte nur eine Packung.
Benzodiazepine.
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Ein Song reicht
FanficWir alle kennen doch diesen einen Song, der alle alten Erinnerungen in uns wieder aufleben lässt. Tja, und diese alten Erinnerungen holen gerade zwei junge Männer schneller ein, als es ihnen lieb ist. TW! __ Boy x Boy (Julian Brandt x Kai Havertz)