Kapitel 8 - Aaron

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Nach dem Kuss sah ich Aaron nochmal in seine Augen und konnte nichts als Wärme und Zuneigung in diesen erkennen. Ich löste meine Augen von ihm und schmiegte mich wieder an seinen Körper. Wir verharrten noch eine Weile in dieser Position und schauten hoch in den Himmel, keiner sagte ein Wort, um die Atmosphäre nicht zu ruinieren. Mit der Zeit wurden die Blitze immer weniger und die Donner immer leiser, bis irgendwann Aaron zu mir runterschaute und sich räusperte: "Komm, wir sollten wieder reingehen, nicht dass wir noch krank werden." Wortlos folgte ich ihm zurück ins Haus und realisierte ist jetzt so langsam, was da eigentlich draußen im Garten passiert ist und was hätte passieren können, im positiven sowie negativen Sinne. Wieder im Haus wurde ich sofort von einer Kälte umgeben, die mich zum Zittern brachte. Draußen ist mir die Kälte im Regen und dank Aarons Körperwärme gar nicht aufgefallen, aber ohne seine Berührungen und durch meine klatschnassen Haare und Klamotten, begann ich sehr schnell zu zittern. Ich suchte den Raum nach Aaron ab und meine Augen fanden ihn beim Sofa neben seiner Tasche, aus der er ein paar Klamotten und ein Handtuch holte. "Guck mal du Angsthase, ich hab da was für dich!" Mit diesem Satz warf er mir ein Shirt von ihm zu und zwinkerte, als ich es fing und ihn fragend ansah. Er kam zu mir und deutete auf das Shirt in meiner Hand: "Zieh es an, dann hast du mich heute Nacht bei dir, falls es nochmal wieder gewittert." Nun musste ich auch grinsen, schmiss das Shirt aufs Sofa und umarmte ihn kurz. "Ich geh mich dann mal trocknen und umziehen, bis gleich!" Mit diesen Worten verschwand ich aus dem Wohnzimmer hoch in mein Zimmer. Im Zimmer angekommen ließ ich mich erstmal an der Tür hinuntergleiten und inspizierte das Shirt in meiner Hand: es war etwas oversized und war so wie diese Basketballtrikots aus den 90er Jahren bedruckt, was schon ziemlich gut aussah. Ich atmete einmal tief durch, bevor ich mich erhob und mir eine Jogginghose aus meinem Schrank holte, um damit dann ins Bad zu gehen. Aufgrund des Gewitters verzichtete ich jedoch erstmal auf eine Dusche und entschied mich dazu, mich nur erstmal abzutrocknen und umzuziehen und meine Haare zu föhnen.

 Als ich trocken und in den neuen Klamotten war, schaute ich mich im Spiegel an: Das Shirt war an mir so lang, dass ich es schon fast als Kleid tragen könnte. 'Wer weiß, vielleicht mach ich das die Tage ja nochmal', dachte ich und bei diesem Gedanken huschte mir ein Lächeln über mein Gesicht. Bei dem Lächeln dachte ich für einen kurzen Moment, Marie stünde auf der anderen Seite und würde mich anlächeln. Meine frisch geföhnten und nicht gemachten Haare erinnerten mich ein wenig an die von meiner toten Schwester. Ich war grad dabei, wieder tief in meinen Gedanken zu versinken, bis mir Aaron unten wieder eingefallen ist. Ich schob meine Gedanken über Marie und alles Negative also wieder zur Seite und beeilte mich, nach unten zu meinem besten Freund zu kommen. Unten und im Wohnzimmer angekommen sah ich, dass Aaron sich schon das Sofa mit Kissen und Decken hergerichtet hatte und auch schon halb am Schlafen war. Dieses mal war er es, der mich fragend ansah: "Ich dachte du würdest schon schlafen. Ist alles okay?" - "Ja klar, ich wollte nur fragen ob du noch was brauchst. Also ich mein irgendwie vielleicht was zu trinken, noch eine extra Decke oder was dein Herz sonst so begehrt?" Nun hatte Aaron ein leichtes Grinsen im Gesicht: "Nein Oli, alles gut. Geh schlafen und ruh dich aus. Ich komm schon klar." Mit diesen Worten sank Aarons Kopf in eines der Kissen, wo seine vom Regen noch feuchten Haare leichte Flecken hinterließen. Ich ließ meinen Blick zur Kontrolle noch einmal prüfend durchs Wohnzimmer schweifen: Die Vorhänge waren flüchtig zugezogen und die Terrassentür dahinter sah geschlossen aus, der Fernseher wurde ebenfalls ausgeschaltet und auf der Heizung hingen diverse Kleidungsstücke von Aaron, was bedeutete, dass er sich, während ich im Bad war, hier unten umgezogen haben muss. Im Raum war es ganz ruhig, als plötzlich ein leichtes Seufzen den Raum erfüllte. Aaron schlief bereits seelenruhig, was mich dazu bewegte, langsam und bedacht aus dem Raum zu schleichen und hoch in mein Zimmer zu gehen. 

Oben angekommen entschloss ich mich, noch weiter an der Präsentation von mir und Tom zu arbeiten, obwohl es mittlerweile schon nach 23 Uhr war und schon auf Mitternacht zusteuerte und ich befürchtete, dass Chris und Chrissi morgen nach dem Frühstück wohl nicht so schnell wieder verschwinden werden. Ich begann also, ein Design für die Powerpoint zu erstellen und meine Folien nach und nach mit Inhalt zu füllen. Zwischendurch kontrollierte ich nochmal mein Handy, ob Tom mir vielleicht schon seine Sachen geschickt hatte, was aber leider nicht der Fall war. Als es schon mitten in der Nacht war, hatte ich auch keine Lust mehr zu warten, also fuhr ich meinen Laptop herunter und legte mich in mein Bett, um wenigstens noch ein bisschen Schlaf zu bekommen. 

POV Erzähler

Als wenige Stunden später der Wecker piepte, schreckte Olivia erstmal gehörig zusammen und wollte schon fast auf 'Schlummern' drücken, bis ihr einfiel, dass sie ja noch duschen musste, dass Aaron sich noch duschen musste. und dass sie das Wohnzimmer noch wieder herrichten mussten, bevor ihre Freunde vorbeikamen. Schweren Herzens stand Olivia also quälend langsam aus ihrem warmen Bett auf, suchte sich eine bequeme Hose und ein lockeres Shirt aus ihrem Schrank zusammen und begab sich dann langsam in Richtung Badezimmer. Wenig später schlenderte sie, nun ein wenig wacher als noch vor einer halben Stunde, die Treppe zu Aaron hinunter, um ihn auch zu wecken. Sobald sie das Wohnzimmer betrat, bot sich ihr ein wunderschöner, idyllischer Anblick: die Morgensonne schimmerte durch die flüchtig zugezogenen Vorhänge direkt auf das Sofa, wo Aaron friedlich schlaf. Er lag auf dem Bauch und hielt ein Kissen so in seinen Armen, dass es fast so aussah, als ob er mir jemandem kuscheln würde. Olivia überlegte, ob er dabei grad in seinen Träumen wohl an jemand besonderes dachte. Leise zog Olivia ihr Handy aus ihrer Hosentasche und öffnete die Kamera, damit sie diesen idyllischen Moment festhalten konnte. Sie verharrte noch einen Augenblick mit dem Handy in der Hand, bevor sie sich endlich dazu bewegen konnte, ihren besten Freund zu wecken. Langsam schlich sich Olivia zu den Vorhängen und zog diese ruckartig auf, sodass schnell das komplette Wohnzimmer mit dem Licht der Morgensonne geflutet wurde. Die plötzliche Helligkeit im Raum sorgte dafür, dass in den ruhigen und friedlichen Körper auf dem Sofa plötzlich Leben kam. Gähnend richtete Aaron sich auf und hielt sich eine Hand vor die Augen: "Boooahh Oli... Es ist Sonntag, warum müssen wir denn so früh aufstehen?!" Olivia konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen und antwortete mit einem Grinsen im Gesicht: "Guten Morgen du Schlafmütze. Chris und Chrissi kommen bald zum Frühstück, hast du das vergessen? Wir haben noch circa eine halbe Stunde, also geh dich fertig machen und nimm am besten deine Tasche und deine anderen Sachen mit hoch in mein Zimmer. Ich kümmere mich um das Wohnzimmer und bereite schon mal das Frühstück vor. Deal?" - "Deal" war die kurze Antwort des noch immer ein wenig verschlafenen Aarons. Dieser stand ebenso quälend langsam vom Sofa auf, wie Olivia ein wenig früher aus ihrem Bett, nahm seine herumliegenden Sachen und seine Tasche und tapste in Richtung Treppe. An der Tür drehte Aaron sich jedoch noch einmal um, musterte Olivia, die ihre Aufmerksamkeit schon voll auf das Sofa und das Anordnen der Kissen gerichtet hatte und murmelte "Mein Shirt gestern Abend stand dir deutlich besser, warum hast du heute nur was anderes an?" Als er realisierte, was er da gerade von sich gegeben hatte, färbten sich seien Wangen verdächtig rot und er drehte sich schnell weg und beschleunigte sein Tempo die Treppen hoch in Richtung Olivias Zimmer und danach Badezimmer, wo er sich letztendlich auch erstmal hinsetzen musste und hoffte, dass Olivia nicht gehört hatte, was er da gesagt hatte. Verdammt, sie war doch seine beste Freundin! Wieso benahm er sich so komisch?!

Olivia hatte sich schon voll dem Sofa gewidmet, während Aaron im Wohnzimmer seine Sachen zusammensuchte und sich auf den Weg nach oben machte, die Blicke, mit denen er sie aber musterte, bevor er endgültig das Wohnzimmer verließ, hatte sie aber eindeutig gespürt. Ebenso hatte sie mitbekommen, dass Aaron leise etwas gemurmelt hatte, aber sie hat nicht verstanden was er gesagt hatte und als sie nachfragen wollte, war Aaron schon verschwunden. Das musste sie auf jeden Fall noch in Erfahrung bringen, vor allem weil das der Grund war, warum er so schnell aus dem Wohnzimmer abgehauen, ja beinahe geflohen, ist. Olivia Nam sich kurz einen Moment, setzte sich aufs Sofa und ließ alles Revue passieren: Der Stirnkuss im Regen und Gewitter am vorherigen Abend, sein Versprechen, sein T-Shirt und heute morgen seine musternden Blicke auf ihr. Der reine Gedanke an das alles hinterließ eine wohlige Gänsehaut auf ihrem Körper und eine leichte Röte auf ihren Wangen.     

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 12, 2022 ⏰

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