Das Dorf

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Lucius kam wieder zu Sinnen, als er den frischen Wind durch sein Fell wehen fühlte. "Warum bin ich in der Drachenform?", fragte er sich selbst.

"Was ist letzte Nacht passiert? Habe ich gekämpft? Habe ich geträumt? Was zur Hölle ist denn passiert?!"

Das Geschöpf erhob sich und spürte starke Schmerzen. Es neigte seinen Kopf und betrachtete sein Bein. Eine Wunde war zu sehen.
Vorsichtig leckte der Drache darüber. Lucius schrie vor Schmerz: "AAAAHHH! DAS BRENNT JA HÖLLISCH!!!"
Nachdem er sich wieder beruhigt hatte, starrte er erneut in die Wunde, die mittlerweile leicht mit Blut tropfte. Er musste wohl das Grind abgerissen haben.
Lucius erinnerte sich...

...Letzte Nacht... Dieser Engel... Ich wollte ihn töten. Er schoss mit einem Pfeil... Er muss sich tief in mein Fleisch gebohrt haben...

Das klärte dann wohl die Frage, wo die Wunde her kam.
Der Drache hob seinen Kopf und sah der aufgehenden Sonne entgegen.
"Der Tag ist noch sehr jung. Was mache ich jetzt? Ich bin ahnungslos. Ich weiß nicht, was ich noch tun soll. Ich muss meinen Bruder aufhalten. Ja. Ja, das muss ich tun. Ich sollte ihn aufhalten und in meine Welt zurückkehren, doch wie stelle ich das an? Soll ich es wirklich wagen? Ohne einen Reiter in meine Welt zurückkehren? Ich habe doch keine Ahnung mehr wie es dort aussieht... Ich... Ich sollte vielleicht..:" GRRRR! Rumpelte es Lucius im Magen. "Ich sollte vielleicht erst einmal etwas essen.", lachte er sich selbst zu.
Er lief durch den Wald. Eher gesagt, er humpelte. Das Bein schmerzte sehr. Er kam an einen See.
"Diesen See... Ich erinnere mich... Silvercrest... Einst hatte ich hier mit meiner ersten Reiterin trainiert, doch es lief alles aus dem Ruder... Ich hätte wissen sollen, dass ich ohne Reiter genauso gut zurecht komme, wie mit. Ich sollte wieder gehen..."

Lucius verließ den Platz mit schlechten Erinnerungen. Eine große Fläche erstreckte sich vor seinen Augen. Er dachte sich, was das für eine wunderschöne Aussicht sei. Sie war atemberaubend, dachte er. In der Ferne sah er ein paar kleine Häuser. Womöglich ein kleines Bauerndorf. Er sah die Felder, die sich über die vielen Hügel erstreckten. "Wie schön es sein muss, hier als Mensch zu leben..."

Lucius wanderte weiter und richtete immer wieder seinen Blick auf dieses eine Dorf in der Ferne. Immer wieder während seines Marsches quer durch die Welt, ziellos, striff sein Blick in dieses kleine aber dennoch verlockende Dorf.
Schlussendlich entschied er sich, das Dorf doch einmal zu besuchen.
Er verwandelte sich zurück. Er wollte gerade das Gebüsch verlassen bis ihm eins auffiel - Er war nackt. 

"Was zum Teufel!? Warum bin ich auf einmal nackig?! Was mache ich denn jetzt??"
Panisch sah er sich um. Nichts zu sehen. Er versank in Gedanken...

"Ganz schön blöd so ohne Klamotten!"

"AAAAAAAAHHHH!!!", sprang Lucius erschrocken auf. Er richtete seinen Blick auf die Person, die vor ihm Stand. Eine Frau. Eine schöne Frau. Eine sehr schöne Frau. Eine sehr sehr schöne Frau. Bis er dann realisierte, dass er nach wie vor mit herunterhängdndem Glied vor ihr stand. Schnell schütze er seine Genitalien mit seinen Händen vor den Blicken der Frau. Fröhlich lachte die Frau und sagte zu ihm: "Du brauchst sie nicht vor mir zu verstecken, ich habe sie eh schon gesehen!".
"ÄÄhh was gesehen?"
"Na deine, na du weißt schon.", lachte sie.
"Meine? Oh! Ähm jaaaa...", lief Lucius rot an.
"Komm doch mit, ich gebe dir was zum anziehen!", sagte die Frau höflich.
"Ähm, ja, ähm okay?", stammelte der Junge vor sich hin.
"Kannst du denn nicht ein mal Danke sagen?"
"Äh, danke."
"Na du bist auch nicht gerade die hellste Birne was?", lachte das Mädchen.
Lucius sah sie nur schräg an.
"Ach, ich habe ja ganz vergessen mich vorzustellen, ich bin übrigens Lucie! Freut mich dich kennenzulernen!"
"Ja mich auch! Ich bin äh."
"Ja?"
"Ich bin... Ich... Ähm... Tut mir leid aber gerade fällt mir mein Name nicht ein.", lachte der Junge.
"Hahaha! Du bist ein komischer Vogel! Wie auch immer, komm mit, dann bekommst du endlich etwas zum Anziehen!"

Lucius folgte dem netten Mädchen unauffällig bis zu ihrer kleinen aber bescheidenen Hütte.
"Hier!" Lucie schmiss ein paar Sachen auf den Tisch. "Das kannst du anziehen. Das sind die Sachen von meinem Ex-Mann. Sie sollten dir passen."
Mit Scham im Gesicht meinte Lucius: "Könntest du dich bitte umdrehen?"
Sie lachte nur und drehte sich um. Lucius probierte die Sachen an. Sie waren doch etwas zu groß, aber für den Moment waren sie ausreichend.
"Fertig."
"Ups. Etwas groß. Tut mir leid, da habe ich dich wohl zu dünn geschätzt!", lachte Lucie.
"Soll das heißen du findest mich fett?!"
"Neeeeeiiiiin, das meine ich doch gar nicht!" Lucie bekam vor lauter Lachen kaum noch Luft. "Ich meinte eigentlich, dass du einfach nicht in die Sachen passt!"
Lucius verzog nur den Mund, musste aber trotzdem grinsen. Er sah sie an. Nun mussten sie beide lachen. GRRRRR!
"Hat da etwas jemand Hunger?", grinste das Mädchen.
"Hättest du denn ein Stück Brot oder ähnliches für mich?", fragte Lucius peinlich berührt.
"Ein Stück Brot? Bleib doch zum Abendessen. Dann habe ich wenigstens mal wieder einen Grund einkaufen zu gehen und zu kochen!", lachte sie.
"Wenn es dir keine Umstände bereitet?"
"Ach quatsch! Komm doch mit! Dann kann ich dich ein wenig durchs Dorf führen!"
"Aber mich kennt doch hier niemand? Vor allem, du kennst mich doch auch nicht? Mich werden bestimmt alle komisch finden..."
"Nein, bestimmt nicht! Du bist sehr sympathisch, sie werden dich mögen, da bin ich mir ganz sicher."
"Na gut..."

So brachen Lucius und Lucie zum Dorfsplatz auf.

DrachenreiterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt