Stundenlang...

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"Hey, lass mich jetzt nicht hier stehen!"

"Komm und halte mich doch auf wenn du kannst!", lachte Lucius nur.

"Ach weißt du was, ich komme auch ohne dich aus!", weinte Siamon.

Der Drache lachte, drehte sich um und meinte: "Das möchte ich sehen! Komm aber nicht zu mir angekrochen, klar?"

"Sowieso nicht. Nie wieder!", schrie Siamon und rannte davon.

*So eine dumme Nuss... Wenn sie nur wüsste...*, dachte sich Lucius.

Er drehte sich wieder um und setzte auf seine Reise fort.

Er striff durch die Wälder... Befreit... Alle Sorgen verschwunden... Niemand, der ihm etwas antun wollte.

Er war glücklich. Glücklich und zufrieden.

Er hätte nie gedacht, dass er jemals so frei sein würde...

...doch es kam noch besser.

Lucius, ein Drache voller Gefühle und Emotionen, traf ein wunderhübsches Mädchen. Sie saß auf einem großen Monolythen und genoss die Sonne und strich durch ihr langes, wundervolles Haar.

Fast wäre er vor ihre Nase gelaufen, doch er bemerkte es reichtzeitig und versteckte hinter einem Baum. Er versuchte es zumindest...

Er linste hervor und beobachtete das süße Geschöpf, wie es seine Haare kämte.

Er war sofort fasziniert. Noch nie hatte er etwas so wunderschönes in seinem Leben gesehen. Er wollte es für sich haben, doch wie? War es ein magisches Wesen oder doch nur ein Mensch?

Bevor er ein Risiko einging, verwandelte er sich zurück in seine Menschenform und ging langsam auf das Mädchen zu.

"Hallo!"

"Keinen Schritt weiter, oder bring dich um!"

"Beruhig dich. Ich will dir nix tun."

"Du bist ein Drache, ich habe es gesehen! Bitte, tu mir nichts!!"

"Dir was tun? Warum denn?"

"Keine Ahnung..."

"Siehste? Also, was soll schon passieren?"

"Ach lass mich doch einfach in Ruhe..."

"Nö. Ich bleibe jetzt hier. Mir gefällts hier."

"Mir passt es aber nicht, dass du hier bist, also verschwinde..."

"Ich glaube eher das Gegenteil, denn du bist knallrot im Gesicht und außerdem scheinst du Schwierigkeiten mit deinen Haaren zu haben.", lachte Lucius beherzt.

Das Mädchen sah zu Boden, schaute kurz auf, ging auf Lucius zu, drückte ihm die Bürste in die Hand und setzte sich auf den Stein.

Lucius sah auf die Bürste und wusste gerade nicht so recht, was er tun sollte.

"Worauf wartest du?! Nun komm endlich!"

"Ähm. Ja. Was? Hä?"

"Du sollst meine Haare bürsten, du Idiot!!!"

"Oh. Achso. Ähm okay."Mit diesen Worten setzte er sich hinter das Mädchen, welches die Arme verschränkt hatte.

Er nahm das samtweiche Haar in die Hand und ihn überfuhr erst mal ein Kribbeln, das durch seinen ganzen Körper rannte.

Als das Kribbeln vorbei war, wollte er anfangen, doch - was sollte er nun tun?

"Ähm, kurze Frage: Wie soll ich deine Haare kämmen?"

"Einfach: Von Oben - Nach Unten? Kapisch?"

"Ja okay, kapisch.", stotterte er.

Er setzte die Bürste an und striff von Oben bis nach ganz Unten durch. Es erschien ihm makellos.

Er kämmte gefühlte Stunden durch das Haar des jungen Geschöpfes. Als ihm endgültig die Kraft entschwindet meint Lucius auser Atem:

"So. Ich bin jetzt stundenlang durch deine Haare, habe jeden Dreck, jeden Knoten einfach alles daraus entfernt."

Er bekam keine Antwort.

"Hallo?"

Wieder keine Antwort.

Er legte die Bürste hin und lief um den Stein herum und seine Augen wurden groß...

DrachenreiterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt