Astral der Sternengleiter - Shortstories ✨

Nana heilt

Aus dem Kessel dampfte es, dass der Deckel wild klapperte. Ruß stieg auf und bedeckte die Steinwände mit einer dicken bröckeligen Schicht. Der Hexe Menschengewänder waren bei jedem Anstreifen um einen Tick schwärzer geworden. Die Gläser in den Regalen mit den Gebräuen atmeten hörbar vor sich hin. Sie lebten nämlich. Wie genau, war noch nicht erforscht. Nana war aufgeregt, denn sie erfand gerade eine neue Mischung zur Heilung eines Bisses eines Drachenfressers. Wie ging der Drachensprache-Name noch schnell? Der Anführersohn, Airigien, war schwer verwundet und kämpfte mit dem Tod. Getrocknetes Himmelblau, Tau des Sonnentaus, frisch geerntet, einen Tag ziehen lassen in dem Gift der Drachenfresser, Mischung abseihen und die groben Bestandteile zerdrücken. Salamander-Kot hinzufügen und gut durchkneten. Dann noch ein Eidechsen Ei aufschlagen, untermengen und die Salbe ist fertig. So wisperte die Hexe zu Nagorek, der ihr mit großen angstvollen Augen in der Dunkelheit und bei Feuerschein zuschaute. Airigien soll leben. Er ist jung. Sein Schicksal war schon lange geschrieben, und nichts ist dort von Vergiftung durch einen Drachenfresser gestanden. Diese Bestien stehlen sich durch den natürlichen Lauf der Dinge, sie arbeiten gegen das Leben. Sie sind der Tod und der gebührt ihnen allen. Der völlig verwandelte Anführer peitschte mit seinem Schwanz, dass er gegen die Tunnelwand schlug und die Höhle erschütterte. Immer wenn Drakone besonders aufgewühlt waren, schälten sie sich als natürliche Reaktion aus ihren Menschenhüllen. Hör auf, mir von diesen – diesen Ausgeburten der Hölle zu erzählen. Sie wurden von Iresh-Na-Ral gezüchtet, um uns Drakone aus unserem rechtmäßigen Reich zu vertreiben. Sie haben es nicht einmal verdient bei ihrem richtigen Namen genannt zu werden: Na Moraket Drakais Elegbe. Die todbringenden Drachenfresser aus der Dunkelheit. Stenr arisia Der schwarze Klumpen in ihrer rechten Hand formte sich zu einer Schale. Einer Schale aus Stein, in der eine gelbe Flüssigkeit platschte. Bringt mich zu eurem Sohn. Sofort, sonst verdunstet das Gebräu. Ohne ein Wort zu verlieren, wandte sich der Anführer des Stammes um und führte Nana aus der Höhle. Vor ihm tat sich die Rinde eines riesigen Baumes am Rande der Lichtung auf, hier schützte man die Verletzten und die Kinder. In einer Ecke lag die abgemagerte Drachengestalt Airigiens. Ihm war es nicht mehr möglich gewesen, nach dem Biss und einer knappen Flucht noch zu einer Verwandlung fähig zu sein, obwohl Menschen leichter zu verarzten waren. Nana kniete neben ihm nieder, der Biss war auf Augenhöhe unterhalb der linken Schulter. Sohn, gleich erfährst du Linderung. Nagorek leckte fürsorglich die Wange Airigiens. Dieser gab als Antwort einen Schmerzensschrei von sich, da Nana die gelbe Flüssigkeit auf die Wunde geschüttet hatte. Sogleich begann sich diese, hell zu färben und zusammenzuziehen. In wenigen Minuten war Airigien wieder geheilt. Mit brennendem Stolz und Erleichterung in den Augen wandte sich Nagorek einmal zu Nana und dann wieder zu ihrem Patienten. Nana, ich bin so froh. Wie kann ich dir danken? Ein abwehrendes, aber freundliches Kopfschütteln Schick einen Krieger nach ral-Osa-estaté. Ich brauche wieder neue Kräuter von der Insel Kes, mir sind einige Vorräte ausgegangen. Für die Hexe und Heilerin waren alle Drachen einschließlich des Anführers sowas wie Zöglinge. Sie war älter als sie alle. Das Tal, über das sie eigentlich zu wachen hatte, war nun mal gleichzeitig Land dieses Stammes. Er gab ihr Gesellschaft und Heimat. Und er ließ sie an ihren langen verstorbenen Vater denken. Da es draußen schneidend kalt war, wickelte sie ihren schwarzen Umhang dichter um ihren Leib und war bald wieder über ihrem dampfenden Kessel am Werk.