Ich habe das Gefühl, dass die vier Tage viel langsamer vergehen, als all die Tage zuvor. So ist das, wenn man nach so langer Zeit wieder auf etwas wartet. Doch heute ist es so weit, der Ball findet heute Abend statt. Ich sitze mal wieder in meinem Sessel und sehe aus dem Fenster. Auf einmal steht Magrit vor mir, mit einem großen schwarzen Sack in der Hand. Ich zucke leicht, denn ich habe sie gar nicht hereinkommen hören. „Entschuldige, liebes, ich wollte dich nicht erschrecken." Ich ignoriere es und stelle stattdessen eine Frage „Was machst du hier?" Sie lächelt mich an. Sie ist die Einzige, die sich all die Wochen nicht von meiner Unhöflichkeit beeindrucken lassen hat. „Ich habe dein Kleid hier drin. Ich werde dir helfen, es anzuziehen." Ich lege den Kopf schief „Na los jetzt." Sie schiebt mich ins Bad und drängt mich, mich aus zuziehen. Sobald ich mich meiner Klamotten entledigt habe, öffnet sie den Sack und sofort quillt dunkelblauer, glitzernder Stoff heraus. Magrit zieht daran, bis das Kleid vor uns auf dem Boden liegt. Es ist wunderschön. Magrit hält es mir hin und ich steige hinein. Sie zieht es nach oben und schließt den Reißverschluss. Es ist trägerlos und liegt bis zur Taille wie ein Korsett eng an. Der Rock breitet sich weit über den Boden aus. Ich drehe mich langsam, die Stofflagen bewegen sich geschmeidig um mich herum. Es wirkt fast als wäre das Gewebe ein Stück des Nachthimmels. Ich blicke zu Magrit „Was ist das für ein Ball?" Sie lächelt mich schief an „Es ist der Herbstball meine Liebe, es wird die Verbindung zur italienischen und somit die Gründung der amerikanischen Mafia gefeiert. Es ist ein sehr besonderer Tag, der weit in die Vergangenheit zurückreicht, deshalb die aufwendigen Kleider. Ich hoffe, du kannst Tanzen." Sie zwinkert mir zu. Ich mache einen Schritt nach vorne „Hier drin mit Sicherheit nicht." Magrit zieht einen Hocker vor den Spiegel „Ich bin mir sicher du bekommst das hin, los setz dich, wir kümmern uns jetzt um deine Haare und dein Make-up!" Etwa eine halbe Stunde später tritt Magrit zurück und begutachtet ihr Werk. Meine dunklen Haare fallen mir in Korkenzieherlocken über die Schulter, zumindest die, die noch offen sind, die anderen hat sie zu einer aufwendigen Frisur hochgesteckt. Die letzte blau grüne Verfärbung, die von den Schlägen des Mannes noch zu sehen waren, hat sie geschickt überschminkt, sodass sie vollkommen verschwunden ist. Über meinen dunkel getuschten Wimpern, ist ein passender dunkel glitzernder Lidschatten. Ich drehe meinen Kopf etwas hin und her, ich muss zugeben das Magrit ihren Job wirklich gut gemacht hat. Mein Erscheinungsbild wirkt elegant und die dunklen Töne lassen mich stolz aussehen. Ein leichtes Lächeln umspielt meine mit dunklem Lipgloss bemalten Lippen. Magrit sieht auf ihre Uhr „Jetzt komm, sonst sind wir noch zu spät." Sie hilft mir noch die passenden Schuhe anzuziehen und zieht mich dann auf die Beine. „Aber es ist doch noch hell", sage ich verwundert. Magrit nickt „Ja, der Flug dauert aber drei Stunden, denn es gibt nur einen Ballsaal, der immer noch genauso aussieht und gut erhalten ist wie vor hundert Jahren."
Ich sehe aus dem Fenster und beobachte, wie das Land unter uns hinwegzieht. Auf einmal steht Mrs. Divois neben mir. Auch sie trägt ein aufwendiges Kleid in dunklem Grün. Der Unterschied ist nur das ihres keinen so aufgebauschten Rock hat, ihre blonden Haare hat sie zu einem strengen Zopf gebunden. „Miss Rivera, wir werden gleich landen, ich werde ihnen jetzt einmal den Ablauf beschreiben. Sobald wir in dem Ballsaal ankommen, werden sie Mr. McGrays vorgestellt werden. Ich hoffe Ihnen wurde schon gesagt das er ihr Partner auf diesem Ball sein wird. Sie sind verpflichtet, die ersten beiden Tänze wie auch die letzten mitzutanzen, den Rest der Zeit können Sie meinetwegen verbringen wie Sie es wünschen. Aber ich erwarte gutes Benehmen." Ich nicke und wende mich wieder dem Fenster zu, vier Tänze, das ist in Ordnung. Lucy hat mir irgendwann das Tanzen beigebracht, jetzt verstehe ich auch warum. Sobald wir landen fahren mehrere Jeeps vor um uns zu dem Ballsaal zu bringen. Die Fahrt dauert nicht lange, höchstens zehn Minuten. Wir stehen vor einem großen Gebäude, das vollkommen handgemacht zu sein scheint. Mrs. Divois tritt ein zweites Mal zu mir „Wir werden gleich alle hereingehen, Sie werden noch zwei Minuten warten." Sie deutet auf eine alte Uhr über der großen Eingangstür. „Wenn sie diese Tür öffnen werden Sie langsam hineingehen, rechnen Sie damit das sie angesehen werden. Hinter dieser Tür befinden sich zwei Treppen, die zu beiden Seiten in den Saal führen. Sie werden die Linke nehmen, eine Hand am Geländer, langsam hinab gehen, passen sie auf, dass sie nicht stolpern. Unten wartet Mr. McGrays auf Sie, Sie werden ihn erkennen, denn er wird der einzige sein, der dort steht. Begrüßen sie ihn höflich und stellen sie sich vor, danach haken Sie sich bei ihm unter und folgen ihm auf die Tanzfläche, er wird sie führen." Ich nicke und Mrs. Divois macht ein Handzeichen. Sie, Mr. Divois, Louis und Skylar, die ein fliederfarbenes Kleid trägt, treten in den Saal und hinter ihnen fällt die Tür wieder zu. Ich sehe auf die Uhr. Zwei Minuten. Eine Minute. Jetzt. Ich stoße die Flügeltür auf. Vor mir ist ein fein gearbeitetes Geländer, hinter dem es bestimmt drei Meter hinunter in den Saal geht. An der Decke hängen mehrere Kronleuchter. Der Saal sieht wirklich so aus als wäre er aus dem 19. Jahrhundert. Es ist so wie Mrs. Divois es gesagt hat, alle Blicke liegen auf mir. Links und rechts führen zwei Treppen nach unten. Langsam schreite ich auf die Linke zu. Eine Hand am Geländer, mit der anderen hebe ich den wallenden Stoff meines Kleides an. Unten steht ein Mann, den ich auf Levins Alter schätze. Er ist blond und sieht unter seinem Anzug trainiert aus. Ich verziehe den Mund als ich realisiere, wer er ist. Es ist der Typ, den ich an der Bushaltestelle zu Boden geschlagen habe, als ich auf dem Weg zu den Divois war. Warum wundert es mich überhaupt, dass er auch mit all dem hier etwas zu tun hat? Ich bin bei ihm angekommen „Hallo, ich bin Arila Rivera." folge ich den Anweisungen von Mrs. Divois. Er nickt mir grinsend zu, „Liam McGrays." Ich rolle mit den Augen und hake mich bei ihm unter. Immer noch scheinen alle Blicke auf uns zu liegen. Langsam läuft er mit mir auf die Tanzfläche zu, bis wir in der Mitte angekommen sind. Mein Blick durchsucht den Saal nach einer bestimmten Person. Mein Herz beginnt schneller zu schlagen als ich ihn finde. Levin steht nicht weit von mir auf der Tanzfläche, vor ihm Lucia, die erwartungsvoll zu ihm hochsieht. Sein Blick ruht auf mir, was seiner Partnerin gar nicht zu gefallen scheint. Sobald sich unsere Blicke treffen, wendet er sich ab. Auch ich sehe wieder zu McGrays, denn das Orchester, welches sich in einer Ecke verteilt hat, beginnt die ersten Töne zu spielen. Er greift mit einer Hand um meine Taille und mit der anderen nach meiner freien Hand. Er grinst mich an „Tu mir einen Gefallen und trete mir nicht zu oft auf die Füße." Es ist ein langsamer Walzer, bei dem nicht viel passieren kann. Ich verenge meinen Blick „Keine Sorge, Sunnyboy, ich bekomme das schon hin."
Levin
während ich Lucia sanft über die Tanzfläche führe, schweift mein Blick immer wieder zu Arila. Ja, ich habe damit gerechnet sie hier zu sehen, aber nach all dem was passiert ist und der Zeit die vergangen ist, fühlt es sich seltsam an. Sie ist wunderschön, ohne Zweifel. Mit ihrem dunklen, glitzernden Kleid schwebt sie durch den Saal, als wäre sie die Göttin der Nacht. Dennoch sehe ich, wie müde und fertig sie unter der Schminke wirkt. Ich höre Lucia schnauben und sehe zu ihr. „Sie denkt, sie ist etwas Besseres mit dem Kleid, was Mrs. Divois ihr in den Arsch geschoben hat." Ich ziehe eine Braue hoch und ziehe Lucia ein Stück weiter an mich heran, ihre Eifersucht kann ich gerade nicht gebrauchen. „Miss Rivera ist nun mal im Moment wichtig für die Cosa Nostra." Antworte ich ihr nur und sie nickt verstehend. Arila war ein Kapitel, mit dem ich abschließen sollte, sie wird ihre Entscheidung treffen und egal was sie tun wird, es wäre nicht gut, würde es eine Fortsetzung von dem geben, was vor einigen Wochen endete. Das, was wir hatten, war von Beginn an zum Scheitern verurteilt und wird es auch weiterhin sein. Es gibt nun einmal Menschen, die einfach nicht zusammen gehören.
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Game of Death
Action(Band 2 von Game of Love) „Du hast mich benutzt und belogen, mein Leben lang! Ich weiß nicht, wer du bist, verstehst du?" Arila ist am Boden. Ihre Mutter ist wieder da und sie erfährt, dass sie ihr ganzes Leben von ihr angelogen und betrogen wurde...