Arila
Ich drehe mich noch ein letztes Mal bevor die Musik stoppt und ich vor Liam zum Stehen komme. Eins muss man ihm lassen, er ist kein schlechter Tänzer. Mein Blick wandert zu Skylar, die sich gerade auf die Zehenspitzen stellt, um Louis zu küssen. Die beiden sind noch nicht lange zusammen, vielleicht zwei oder drei Wochen. Irgendwie habe ich damit gerechnet, beide waren schon immer harmonisch miteinander, aber es interessiert mich auch nicht wirklich. Schnell wende ich mich wieder ab, denn sie hat meinen Blick gefangen und ich kann mich nicht mit dem Gedanken anfreunden, sie könnte mich jeden Moment anlächeln. Stattdessen sehe ich in die hellblauen Augen meines besonders witzigen Tanzpartners, er hat mich den ganzen Tanz lang zu gelabert und scheint es auch jetzt nicht lassen zu können. „Bist du bereit für den nächsten Tanz oder tun dir schon die Beine weh?", fragt er und reißt dabei die Mundwinkel nach oben. Wie kann man nur so viel grinsen? Ich verdrehe nur die Augen und schüttel den Kopf. Eigentlich muss ich gestehen das meine Füße wirklich schon etwas schmerzen, aber das muss er ja nicht wissen. Noch dieser Tanz und dann kann ich eh machen, was ich möchte. Mit Entsetzen muss ich feststellen, dass es ein Tanz mit Partnerwechsel ist. Ich kann zwar alle Schritte sauber ausführen, allerdings bedeutet das auch, dass ich mit all den anderen Männern aus diesem Saal tanzen muss. Ich sehe kurz zu Lucia, die ihr weißes eng geschnürtes Kleid hebt und die Nase rümpft. Offenbar freut sie sich auch nicht sonderlich auf diesen Tanz. Da haben wir wenigstens eine Gemeinsamkeit, nur mit dem Unterschied das ihr vermutlich die Vorstellung nicht gefällt das alle Frauen aus diesem Saal mit Levin tanzen werden. Ich ebenfalls, realisiere ich dabei. Ich konzentriere mich auf meine Schritte, denn gleich wird der erste Wechsel sein. Ich drehe mich bis ich mit dem Rücken zu meinem neuen Partner stehe, eine Hand dreht mich vorsichtig zu sich. Während ich weiter tanze, muster ich mein Gegenüber. Er ist nur ein Stück größer als ich und seine blonden Haare bedecken in Wellen seine Stirn. Seine Hand streift meine Taille nur leicht, was mich eine Braue heben lässt. Er errötet leicht, wodurch ich auch die andere hebe und mir ein Grinsen nicht verkneifen kann. Irgendwie niedlich. Wie automatisch sehe ich zu Levin, doch er schenkt seine volle Aufmerksamkeit der kleinen Blondine vor ihm, die ihn über beide Ohren anstrahlt. Die nächsten Wechsel verlaufen wie von selbst. Ich arbeite mich langsam durch den Saal, drehe mich immer wieder ein Stück weiter. Ich stehe erneut mit dem Rücken zu meinem nächsten Partner und eine Hand greift nach der meinen. Sofort jagt ein Kribbeln über meine Haut und Levin dreht mich zu sich. Ich bleibe einen Moment einfach nur stehen und sehe ihn an. Er schiebt mich etwas nach hinten, um den Tanz weiterzuführen. „Nicht sabbern, kleiner Sniper", raunt er mir ins Ohr und ein warmes Gefühl entsteht in meinem Bauch bei der Art, wie er den Spitznamen betont, den er mir gegeben hat. Meine Augen wandern immer wieder von seinen Augen, die ganz genau auf mir ruhen, zu seinen fein geschwungenen Lippen und wieder zurück. Ich verliere die Kontrolle über meine Beine und stolper nach hinten über den Saum meines Kleides. Levin greift unter meinen Rücken und zieht mich mit Leichtigkeit zurück, sodass es wie ein einfacher Schritt ausgesehen haben muss. Die Erinnerung an den ersten Ball, auf dem ich war, kommt zurück, wo genau dasselbe passiert ist. Konzerntrier dich Arila, es darf nicht sein das er dich so sehr aus der Fassung bringt. Ich drehe mich und werde mit dem Rücken an seine Brust gedrückt. Sein Geruch nach Sommerregen steigt mir in die Nase. „Wo warst du all die Wochen?" Hauche ich kaum hörbar. „Bei meiner Mutter und..." Er macht eine kurze Pause als müsste er nachdenken wie er mir das kommende sagt „in Italien." Bei all dem, was passiert ist, habe ich ganz vergessen, dass er ja eine andere Mutter als Louis hat. „In Italien?", frage ich, doch will die Antwort eigentlich nicht wissen. Er blickt über meine Schulter, „Bei Lucia." Ein stechen entsteht in meiner Brust und er richtet seinen Blick wieder gleichgültig auf mich. „Und was hast du da gemacht?" Er zieht eine Braue hoch „Mein Liebesleben weiter geführt, ich bin mit ihr zusammen. Du hast das mit uns beendet, Arila." Ich starre ihn aus großen Augen an, er ist mit ihr zusammen? Er beginnt etwas zu grinsen „Bist du etwa eifersüchtig, kleiner Sniper?" Dies war der letzte Schritt, ich müsste eigentlich weiter, doch stattdessen starre ich ihn nur an bis das nächste Mädchen angedreht kommt und mich beiseite schiebt.
Ich sitze an einem der Tische und beobachte Levin und Lucia. Mir ist irgendwann klar geworden, dass Levin mich vermutlich nie wirklich geliebt hat, aber dass ich in seinen Augen nur so wenig wert bin, trifft mich sehr. Es ist als hätte er mir ein Messer in den Bauch gesteckt. Kein großes, mehr so Taschenmesser Größe, aber es tut trotzdem verdammt weh. Ich reibe mir die Augen, die vor Müdigkeit etwas brennen. Ich bin so verdammt müde. Plötzlich höre ich Skylars vertraute Stimme neben mir „Arila? Alles in Ordnung?" Ich sehe zu ihr und gebe einen bejahenden Laut von mir. „Liam hat dich gesucht." Ich hebe die Braue, „Und was machst du dann hier?" Frage ich sie bissig, denn den guten Mr. McGrays habe ich eben noch mit einem Mädchen herum flirten sehen. „Ich meinte, ich suche dich für ihn." Ich gebe nur ein „Aha" von mir und lehne mich im Stuhl zurück. Skylar setzt sich neben mich und ich seufze extra laut. Plötzlich winkt sie und als ich schaue, wem kommt Liam auf uns zu stolziert und wedelt sich mit einem Blattpapier zu, auf das irgendwas draufgekritzelt ist. Er schmeißt sich auf einen Stuhl vor mir und ich vergrabe das Gesicht in meinen Händen. Ich höre ihn lachen „Ist Prinzessin Ich-hasse-mein-Leben etwa schon müde?" Ich sehe wieder auf, nur, um ihn böse anzufunkeln „Nein, ich freue mich nur so unglaublich über deine Gesellschaft." zische ich. Er hebt die Brauen und wippt belustigt mit dem Kopf. Ich lege meinen Kopf wieder auf dem Tisch ab und schließe die Augen. Im nächsten Moment höre ich die raue Stimme von Levin, die mich aufhorchen lässt. „Liam, schön, dich wiederzusehen." Ich öffne ein Auge. Liam steht vor Levin und löst sich gerade von dem Handschlag, den sie gemacht haben. Meine Augenbrauen schieben sich zusammen. Die sind jetzt nicht auch noch befreundet, oder? Jetzt hebe ich doch den Kopf wieder an. Liam zieht den Zettel von vorhin hervor und knallt ihn auf den Tisch. Darauf steht eine Handynummer, vermutlich die des Mädchens, die er an gesabbert hat. „Bam! Schau wie spät es ist, ich habe die Wette gewonnen" Jubelt Liam. Levins Blick wandert zu einer großen Uhr über der Eingangstür und nickt ihm dann anerkennend zu „Respekt Bruder, das ist ein neuer Rekord." Ich verdrehe die Augen, ist das ihr Ernst? Liam bemerkt meinen genervten Blick, „Madame Rivera findet das wohl nicht so witzig." Ich verdrehe ein zweites Mal die Augen. Kann dieser Idiot mal aufhören, mich immer anders zu nennen? „Arila hatte von Anfang an keine Lust hier drauf, also dürft ihr nicht erwarten, dass sie über eure seltsamen Witze lacht." Nimmt Skylar mich in Schutz, wofür ich ihr ausnahmsweise dankbar bin. „Da ist sie nicht die einzige." Murmelt Levin während er sich neben Liam setzt. Sofort kommt Lucia an gehüpft, um sich auf Levins Schoß zu setzten. Er legt seine Arme um ihr Taille und ich lasse endgültig meinen Kopf auf den Tisch knallen. Ich verdamme diesen Abend.
Ich laufe über eine kühle Wiese hinter dem Saal. Ich habe mich nach draußen geschlichen, ich konnte diese ganzen Blicke nicht mehr ertragen. Noch weniger Lucia, die Levin komplett in ihren Besitz genommen hat. Mein Kleid schleift hinter mir über den Boden. Ich bleibe stehen und schaue in den Sternenhimmel. Meine nackten Zehen graben sich in die Erde, meine Schuhe liegen in irgendeiner Ecke herum. Eine heiße Träne löst sich aus meinem Auge und tropft auf den Boden. Plötzlich höre ich Fußschritte hinter mir und sehe Louis auf mich zukommen. Ich ziehe eine Braue hoch und wische schnell eine weitere Träne weg. „Was machst du hier?", fragt er mich und kommt kurz vor mir zum Stehen. Ich zucke mit den Schultern „Da drin ist es so warm und stickig, ich brauche frische Luft." Er nickt mir verstehend zu als plötzlich eine immer lauter werdendes Geräusch über uns entsteht. Ich sehe hoch und entdecke direkt über uns ein Kampfjet.
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Game of Death
Action(Band 2 von Game of Love) „Du hast mich benutzt und belogen, mein Leben lang! Ich weiß nicht, wer du bist, verstehst du?" Arila ist am Boden. Ihre Mutter ist wieder da und sie erfährt, dass sie ihr ganzes Leben von ihr angelogen und betrogen wurde...