1. Der Dieb

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Manchmal wünschte sich Lyssa, sie könnte in der Zeit zurückreisen.

So hätte sie ihr 30 Sekunden jüngeres Ich davor warnen können, dass sie jemand anrempelte und ihren Kaffee auf ihrer Bluse verteilte. Der braune Fleck war kein Problem, mit einem Schlenker des Zauberstabs, der in einer Innentasche ihres langen, schwarzen Mantels verborgen war, war der wieder weg, aber den Kaffee bekam sie so nicht zurück. Wieso hatte sie sich auch dazu entschieden auf dem Muggelweg ins Ministerium zu gehen, sie musste dringend den Kamin in ihrer Wohnung an das Flohnetzwerk anschließen lassen.

Es war ein trüber Herbstmorgen und es fing gerade an zu regnen, als sie in einer heruntergekommenen Ecke von London ankam und in die rote Telefonzelle trat. Bevor sie die Zahlenkombination 62443 auf der abgenutzten Tastatur eintippte, reinigte sie noch ihre Kleidung. Sogleich erklang eine Frauenstimme, bevor der Boden nach unten sank.

Lyssa holte einen kleinen Zettel aus ihrer Tasche, als sie in den Eingangsbereich trat und sich in den Strom vom Ministeriums Mitarbeiter und Besucher einreihte. Sie musste in den zweiten Stock, in die Abteilung für magische Strafverfolgung.

Sie zog das goldene Gitter der Lifte zurück und drückte die entsprechende Taste, lächelte kurz einer Frau zu, die gerade zu ihr in den Lift stieg, bevor sich das goldene Gitter wieder geschlossen schloss. Die Frau warf ihr nur einen kurzen Blick, zu und rümpfte leicht die Nase, bevor sie sich wieder nach vorne drehte. Lyssa lehnte sich an die Wand und warf einen Blick auf die fliederfarbenen Papierflieger, die über ihren Köpfen schwirrten. Sie musste keine Legilimentik beherrschen, um die Gedanken der Frau zu kennen, wie diese da stand in ihrer Büro-angemessenen Kleidung aus gelb kariertem Stoff und einem passenden safranfarbenen Mantel. Und dann kam Lyssa mit ihren schwarzen Stiefeln, die auch schon bessere Tage gesehen hatten, die dunkelgrüne Bluse, schwarze zerrissene Hosen und der schwere Ledermantel, der ihr fast bis zu den Knöcheln ging.
Während die Haare der Frau streng hochgebunden waren und vermutlich jedes Haar mit Todesdrohungen an seinem Platz gehalten wurde, ließ Lyssa ihr dunkelblondes Haar offen über die Schultern fallen, das durch den Wind und die Feuchtigkeit wohl aussah, als hätte es noch nie eine Bürste von der Nähe gesehen.

Endlich hielt der Lift im zweiten Stock und Lyssa drängte sich wortlos an der Frau vorbei.

Ihre Schritte hallten durch die fast menschenleeren Gänge, bis sie zur Aurorenzentrale kam und schließlich vor einer Tür hielt. Leonard Bay, das musste er sein.

Etwas zögerlich klopfte die junge Hexe an.
Ein Mann mit Dreitagebart steckte mürrisch seinen Kopf raus und musterte sie. "Ja?", fragte er fordernd.
"Ich bin Lyssa Lewis, ich soll etwas für meine Arbeitgeberin Jill Steinfeld abholen."

"Wir haben es ein paar Möchtegern-Todessern abgenommen", erklärte er und fing an durch das Chaos auf seinem Schreibtisch zu wühlen, während Lyssa in das Büro trat. "Ich habe noch gegen echte Todesser gekämpft, aber diese Typen waren zu jung, um überhaupt bei der Schlacht von Hogwarts dabei gewesen zu sein. Die Menschen wollen die Erinnerungen an den Krieg vergessen und klären die jüngere Generation nicht auf", machte er weiter.

Seit der Schlacht um Hogwarts waren im Sommer sechs Jahre vergangen. Nach dem endgültigen Ende von Voldemort sind viele seiner bekannteren Anhänger geflüchtet oder hatten sich zurückgezogen. Dennoch konnte man hin und wieder im Tagespropheten lesen, dass die Auroren einen weiteren Todesser aufgegabelt haben, der sich nun verantworten musste. Aber größtenteils war Ruhe in diesem Gebiet eingekehrt.

"Haben Voldemort nie gedient, führen sich aber auf, als wären sie seine rechte Hand gewesen", murmelte der Mann weiter und zog endlich eine kleine Schachtel unter einem Blätterstapel hervor. Er studierte die junge Frau vor ihm einen Moment. "Du bist wohl auch zu jung, um die Schlacht miterlebt zu haben."

Jagd durch die ZeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt