20. Wer weiss was von wem?

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Lyssa sah Liam wieder in der Vormittagsstunde Zaubertränke. Als sie in das Klassenzimmer im Kerker trat, hatte er bereits die Waage seines Großvaters zwischen ihre Plätze gestellt.

Er war also tatsächlich aus der Zukunft, irgendwie musste sie ihm sagen, dass auch sie aus der Zukunft stammte. War das überhaupt eine gute Idee, vielleicht wusste er das bereits? Und dann blieb da noch die Frage, wieso er hier war? Da Britneys Musikkarriere mehr als fünf Stunden in der Zukunft lag, musste er auch die Rotberg-Uhr verwendet haben, vielleicht gab es da ja für ihre Situation einen Hoffnungsschimmer.

Sie setzte sich neben ihn und lächelte ihn kurz an, bevor Professor Snape anfing, ihnen die Aufgabe der heutigen Stunde zu erklären.

"Nächste Woche fangen die Weihnachtsferien an, gehst du nach Hause?", fragte sie während sie wartete, dass ihr Trank anfing zu blubbern. Vielleicht konnte sie so mehr erfahren.

"Nein, ich bin bleibe hier, ich bin schon in den Sommerferien in einem Zimmer in Hogsmeade geblieben. Meine ähm Eltern sind momentan viel auf Reisen."

Seine Eltern waren vermutlich nicht auf Reisen, sie waren höchstwahrscheinlich zu Hause mit dem kleinen Liam.

"Die Quidditch-Weltmeisterschaft war doch im Sommer, wer denkst du, wird die nächste Meisterschaft gewinnen? Aus irgendeinem Grund habe ich das Gefühl, es wird Venezuela sein", sprach Lyssa weiter und wartete auf eine Reaktion.

"Ich interessiere mich nicht wirklich für Quidditch", antwortete er nur und das Gespräch starb wieder. Die Slytherin rutschte etwas in ihrem Stuhl runter. Sollte sie ihm einfach sagen, dass sie aus der Zukunft kam? Was, wenn sie dann wichtige Informationen preisgab?

"Gehst du am Nachmittag in die Bibliothek?", fragte sie und in ihrem Kopf formulierte sich ein anderer Plan, "Ich könnte Hilfe gebrauchen. Ich muss in einem der Wahlfächer einen Aufsatz schreiben und ursprünglich wollten Hanna und ich ihn über die Ethik von Zeitumkehrern machen und die Rolle des Ministeriums, aber jetzt wir dürfen den nicht zusammenschreiben. Jedenfalls haben wir in einem Buch etwas sehr Ähnliches gefunden, das sich die Rotenburg-Uhr nennt, aber ich habe keine Literatur dazu gefunden. Du kennst die Bibliothek besser, kannst du mir helfen?"

Liam schaute nicht auf, während er seine Zutaten schon zurechtschnitt und abwog. "Ich habe am Nachmittag Wahrsagen, aber danach komme ich gerne in die Bibliothek. Was sehr spannend wäre, wäre ein Aufsatz über die Auswirkung von Zeitreisen auf den Körper bei mehr als fünf Stunden. Dazu würde ich sogar Literatur kennen, wenn dir dieses Thema lieber wäre..."

Lyssa nickte nur, er schien sich da schlau gemacht zu haben. Vielleicht wusste er sogar, dass die guten Bücher zur Rotberg-Uhr in der verbotenen Abteilung waren. Sie haben so oft gute Gespräche geführt, wieso musste es ausgerechnet jetzt nicht mehr funktionieren.

"Was willst du nach Hogwarts machen?", startete sie einen neuen Versuch, aber die Frage war ernst gemeint.

Er sah auf und schien einen Moment zu überlegen. "Ich weiß es nicht genau, vielleicht etwas im Ministerium, es von Grund auf verbessern, was ist mit dir?"

Lyssa spürte Snapes Blick auf sich und setzte sich schnell wieder gerade hin. Mit dem Messer beginn sie die Pilze zurechtzuschneiden, bevor sie antwortete: "Fluchbrecherin!"

Er lachte auf. "Das scheinst du schon ganz genau zu wissen. Findest du verfluchte Objekte so interessant?"

Lyssa gab ein scharfes Zischen von sich, als die Klinge sich in ihren Finger grub.

"Alles in Ordnung?"

Sie nickte und presste ihren Mund gegen die Wunde. "Habe nur nicht aufgepasst."

Ihr Magen zog sich zusammen und der metallische Geschmack in ihrem Mund half auch nicht gegen die aufkommende Übelkeit.

Verfluchte Objekte waren nur eine Minderheit in der Arbeit eines Fluchbrechers und nur sehr wenige waren darauf spezialisiert... wie zum Beispiel Jill aus deren Büro der Dieb die Uhr gestohlen hatte. Der Dieb musste also wissen, dass sie mit verfluchten Objekte arbeitete.

Sie versuchte, sich zusammenzureißen. "Glaubst du, dass Voldemort jemals zurückkommen wird und seine Schreckensherrschaft fortführen kann?"

Etwas überrascht drehte sich Liam zu ihr. Eine Sekunde lang blickten sich die beiden Zeitreisenden an und Lyssa hatte schon das Gefühl er erkannte ihre Hintergründe.

"Voldemort starb in der Nacht, in der er versuchte Harry Potter zu töten, wie könnte er einem zurückgeprallten Todesfluch widerstehen?"

Lyssa starrte immer noch in seine blauen Augen. "Ich habe mal etwas über sogenannte Horkruxe gelesen."

Liam hielt ihren Blick noch eine Sekunde, bevor er sich abwandte und begann, den Zaubertrank umzurühren, ohne etwas herein getan zu haben. "Wieso glaubst du, dass er Horkruxe erstellt hat?"

Auch Lyssa begann in ihrem Kessel zu rühren, er hatte nicht mal gefragt, was Horkruxe waren. "Er war ein mächtiger, schwarzer Zauberer und findest du es nicht seltsam, was mit Harry Potter passiert ist? Ich meine, wie konnten sie ihn bei seinen Muggelverwandten finden?"

"Können wir über etwas Fröhlicheres sprechen, bitte?", fragte er. "Außerdem müssen wir uns etwas beeilen mit den Tränken."

Die Slytherin zog das Buch näher und ging die nächsten Schritte durch. Mittlerweile war das ganze Schulzimmer von einem, nach Veilchen dufteten Dampf gefühlt und die Stunde würde nicht mehr lange gehen.

Sie ließ ein paar Tropfen in das sprudelte Wasser fallen und auch ihr Trank begann zu dampfen. Sie strich sich die Haare hinter das Ohr und warf einen Seitenblick zu Liam. War er wirklich im Bunde mit dem Dieb? Er musste wissen, dass sie aus der Zukunft kam und sie wusste, dass er aus der Zukunft kam, aber wusste er, dass sie das über ihn wusste?

Glaube nie, du seist die klügste Person im Raum. Sie musste sich dieses Mantra wirklich einprägen. Aber wenn es für sie galt, musste es auch für ihn gelten.

"Ich freue mich auf den Weihnachtsball, das wird bestimmt spaßig", wechselte sie auf etwas Fröhlicheres. "Und auf die anderen Aufgaben des Turniers. Ich bin so froh, dass ich dieses Austauschjahr mache, ein toller Event nach dem anderen... es ist, als stünde uns alles für die Zukunft offen", sagte sie. War das etwas zu dick aufgetragen?


Aufmerksam beobachtete sie das Mittagstreiben in der großen Halle und hielt Ausschau nach den Weasley-Zwillingen. Sie sah die Beiden schließlich auf dem Weg aus der Halle raus und stürzte ihren letzten Schluck Apfelsaft hinunter. Dabei spuckte sie ihn fast wieder aus, als er ihr in den falschen Hals kam.

"Fred! George!", rief sie und holte die Beiden im Eingangsbereich ein. Sie musste husten und Fred klopfte ihr auf den Rücken, bis sie sich wieder beruhigt hatte.

Lyssa räusperte sich. "Ihr habt doch von der Karte erzählt. Letztes Mal, als ich sie gesehen habe, war das Pergament leer... wie öffnet man sie?" Es war eine sehr direkte Frage, aber das war egal.

Die Zwillinge wechselten einen Blick. "Bist du auf der Suche nach mehr Ärger mit Professor Black, Lyssa?", fragte George.

"Ich schwöre feierlich, dass ich ein Tunichtgut bin, um sie zu öffnen", antwortete Fred, "und Unheil angerichtet, um sie zu schließen." Er zwinkerte ihr zu und sie bedankte sich. Wie immer musste sie jetzt zu Professor Black ihrer Strafarbeit nachkommen. Liam war vor ihr und dem Dieb hier gewesen, daher musste er eine Rotberg-Uhr aus einer anderen Zeit haben. .. glaubte sie. Zeitreisen waren so verwirrend. Wenn er kein Zuhause hatte, außer Hogwarts, wie hoch war die Chance, dass er sie hier irgendwo versteckte.


"Gut gemacht, Ms Lewis. Das hätte ein Todesser sicher ausgeschalten", sagte Professor Black als Lyssas Übungspuppe gegen die Wand am anderen Ende des Schulzimmers knallte. "Jetzt versuchen Sie den Zauber nochmals lautlos. Letztes Mal hat es doch schon recht gut funktioniert."

Lyssa verzog das Gesicht und nahm wieder Position ein, während sich Black abdrehte und zu den Schülern sprach. "Während den Ferien finden keine Extra-Lektionen statt. Solltet ihr trotzdem üben wollen, so könnt Ihr mir das sagen und ich kann Euch den Raum bereitstellen, außerdem muss ich aus Sicherheitsgründen anwesend sein." Beim letzten Satz blickte er zu Lyssa. Sie hatte bereits geplant, am Samstag zum Üben vorbeizukommen.


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Jagd durch die ZeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt