25. Die Rückkehr

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Zeitreisen war noch unangenehmer als Apparieren. Es war, als würde der Boden unter einem Wegkippen und als Lyssa sich wieder orientieren konnte, lag sie im Schnee, immer noch im Wald vor Hogwarts. In der Ferne ragte das Schloss mit seinen Türmen in die Höhe, der einzige Indikator, dass es funktioniert hat, war, dass es nun Tag war.

Sie kannte die genaue Uhrzeit nicht, anscheinend konnte das beim Zeitreisen nicht kontrolliert werden. Das hätt Heinrich Rotberg verbessern können.

Sie stemmte sich hoch und verstaute die Uhr sicher in einer Innentasche des Mantels, bevor sie sich an ihr Training erinnerte, was das Apparieren anbelangte.

Mit einem Knall landete sie im Privet Drive in Little Winghing hinter einem Auto. Die Häuser waren mit Girlanden und Lichterketten geschmückt, in weihnachtlicher Stimmung. Glücklicherweise schien gerade niemand auf der Straße zu sein oder durch ihre Fenster zu schauen. Lyssa blickte sich um, für ein gutes Versteck, damit sie nicht einfach auf der Straße herumstand. Was gar nicht so einfach war, etwas seltsam nickte sie einem Auto zu, das bei Nummer 7 parkte. Das aussteigende Pärchen warf ihr mehrere Blicke zu. Sie konnte es ihnen nicht verübeln, schließlich stand sie in einem grünen Festkleid, in einen schwarzen Ledermantel gehüllt mitten auf der Straße. Als hätte sie einen Ball um zehn Uhr, und ein Rocker-Treffen um elf Uhr.

Sie fand schließlich ein Versteck direkt unter einem Fenster, vor dem ein großer Busch stand, zwischen dessen Ästen sie auf Privet Drive Nummer vier sah, das Haus von Mr und Mrs Dursley. So machte sie es sich da bequem und fror vor sich hin. Irgendwann nahm sie die Haarspange aus ihrem Haar, die Kim und Edith ihr geschenkt hatten. Eine Freundschaft, an die nur sie sich erinnern wird.

Schließlich nahm sie eines der Notizpapiere und den Kugelschreiber und notierte sich ihre Namen und den von Liam. Sie würde herausfinden, wie es ihnen ergangen ist.

Langsam legte sich die Nacht über Little Winhging und Lyssa beobachtete, wie das Licht im Schlafzimmer in Nummer vier ausgemacht wurde. Die Straße war ruhig, nur ein kalter Wind ließ gefrorene Blätter über den Teer wirbeln.

Lyssa fasste den Zauberstab fester und legte den Kopf in den Nacken. Der Kampf mit Liam schien schon ewig her zu sein, auch wenn es für sie knappe 24 Stunden waren.

Sie wusste nicht, was genau sie erwartete, ein Knall vom Apparieren, ein Besen, ein Hauselfen, aber die Person kam alleine und zu Fuß. Lyssa wartete einen Moment, bevor sie deutlich den Umriss des Zauberstabs sehen konnte.

Ihr Petrificus Totalus war nicht mehr als ein Flüstern in der Nacht, bevor die Person zusammenklappte.

Lyssa kämpfte sich aus ihrem Versteck und kam auf die Straße, wo die Person lag.

"Anna, nehme ich an?", fragte sie. Die Person war ein Mädchen in ihrem Alter, vielleicht ein-zwei Jahre älter, mit braunen Haaren und dunklen Augen, die sich überrascht weiteten. "Für dich war es etwas mehr als einen Monat, für mich waren es zwei sehr harte Monate." Es war seltsam, endlich ein Gesicht zum Dieb zu haben und kaum zu glauben, dass die Person vor ihr zum Drahtzieher werden wird.

Sie musterte die Person weiter. Sie sah so harmlos aus, kaum zu glauben, dass sie die Wiederkehr von Voldemort plante und hier war, um ein Baby zu töten.

"Ich hätte so viele Fragen an dich, Liam hat auch schon viele beantwortet. Aber ich bin müde, du hast keine Ahnung durch was für eine Hölle ich wegen deiner verkorksten Idee von Voldemort gegangen bin." Sie richtete den Zauberstab auf ihre Schläfe. "Ich hoffe, du magst die 80er."

Der Blick des Mädchens wurde zuerst glasig und als er sich wieder klärte, blinzelte sie verwirrt. Lyssa löste den Fluch und Anna richtete sich verwundert auf.

"Wo bin ich?", fragte sie.

"Privet Drive, Little Winghing, England", antwortete Lyssa, die bereits die Uhr stellte, an der immer noch ihr getrocknetes Blut klebte und gleich würde eine weitere Schicht kommen. "Ich gebe dir einen kleinen Tipp", sagte sie an Anna gerichtet. "Hänge nicht zu sehr an Lady Di, gehe auf ein Queen-Konzert und dann verschwinde aus Großbritannien bis 1999."

Wieder explodierte ein Schmerz in einem ihrer Finger, als sie den Preis bezahlte, endlich in ihre Zeit zurückzukehren. Der Boden kippte unter ihr Weg und dieses Mal apparierte sie, sobald sie festen Boden unter den Füßen spürte.

Wieder lag sie auf dem Boden. Erschöpft drehte sie sich auf den Rücken und starrte in das gelbliche Licht der Straßenlaterne, die den nassen Teer beschien. Als sie den Kopf auf die Seite kippte, konnte sie das zerstörte Büro von Jill sehen. Sie war zeitlich genau da herausgekommen, wo sie ihre Zeit verlassen hatte. Sie richtete den Kopf wieder auf, um den Himmel sehen zu können, auch wenn man in London die Sterne nicht sehen konnte. Ihre linke Hand pochte vor Schmerz und sie hatte immer noch kalt.

Sie holte tief Luft und dann schrie sie. Sie schrie, weil sie nun mit einer Vergangenheit leben musste, die niemand anderes kannte. Sie schrie wegen der vielen Leben, die verloren wurden, und den vielen Geschichten, die hätten passieren können, aber nicht passiert sind. Und sie schrie, weil sie sich fragte, ob sie die richtige Entscheidung getroffen hatte, alles wieder rückgängig zu machen.



Jagd durch die ZeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt