Jagd durch die Zeit

10. Professor Black

Robyn, ihre Freundin und Kim waren im Schlafsaal als Lyssa eintrat. Schweigend ging sie zu ihrem Bett und holte ihre Bücher aus der Tasche und suchte nach denen für den Nachmittag. Sie war sich mittlerweile ziemlich sicher, woher sie Robyns Freundin kannte. Was war ihr Name noch gleich? Annelise? Mary-Ann? Annabelle? Sie glaubte, es war die Cousine von Emilia. Die beiden hatten fast die genau gleichen Augen, nur waren Emilias Augen ein dunkles Braun von ihren pakistanischen Wurzeln väterlicherseits, während dieses Mädchen mit ihren blauen wohl von der britischen Seite mit Emilia verwandt war. Ja, das war eindeutig die Cousine von Lyssas Exfreundin.

Als Robyn und Annelise/Mary-Ann/Annabelle den Raum verlassen hatte, hielt Kim beim Kämmen ihrer hüftlangen Haare inne und drehte sich zu Lyssa, die auf ihrem Bett saß und ein Buch durchblätterte.

"Da du neu bist, ein kleiner Tipp", sagte sie und Lyssa zog erwartungsvoll die Brauen hoch, ohne den Kopf zu heben. "Bleib weg von diesem Ravenclaw Jungen. Er ist kein guter Umgang."

Lyssa blickte sie über den Rand des Buches hinweg an und überlegte sich einen Moment, ob sie auf Konfrontation aus war oder nicht. War Liam Halbblut oder Muggelgeborener? Sie wollte es auch gar nicht wissen, sie hatte sich nie groß für den Blutstatus interessierte. So setzte sie ein gezwungenes Lächeln auf und hob den Kopf.

"Danke, sollte ich wieder mal eine nichtsnutzige Meinung hören wollen, weiß ich wen ich fragen kann."

Eine Sekunde lang starrten sich die Slytherin an. Dann zuckte Kim mit den Schultern und wandte sich ab.

"War nur gut gemeint", sagte sie und Lyssa verdrehte die Augen.

"Was denkst du, was die erste Aufgabe ist?", fragte Liam sie während Kräuterkunde. Die erste Aufgabe war nächstes Wochenende und das Gesprächsthema Nummer eins.

Lyssa runzelte die Stirn, ohne von ihrer Pflanze aufzusehen, die sich heftig zur Wehr setzte, um nicht eingetopft zu werden. Sie hatte sie neben Liam gesetzt und Kim einen bösen Blick zugeworfen, jedoch schien das andere Slytherinmädchen sich wenig dafür zu interessieren. "Ich weiß es nicht", meinte sie nur und strich sich mit dem Handrücken über die Stirn, was nur dazu führte, dass sie sich Erde ins Gesicht schmierte.

Ich habe aus einer Quelle erfahren, dass sie gegen Mantikor kämpfen müssen", sagte Liam und sah sie an, als hoffte er auf ein Gespräch darüber.

Die Pflanze schleuderte Lyssa eine Handvoll Erde ins Gesicht und sie legte ihre volle Aufmerksamkeit darauf, die Pflanze unter einer dicken Schicht Erde zu begraben. Liam ließ von seinem Exemplar ab und half ihr, die Erde anzudrücken. Nur zu zweit schafften sie es, die Pflanze ruhig zu kriegen. Wieder warf Lyssa einen Blick zu Kim, die auch mit ihrer Pflanze zu kämpfen hatte. So viel Slytherin Stolz sie hatte, solche Situationen mit dem Blutstatus waren immer wie ein Schlag in den Magen.

"Das war ein sehr widerspenstiges Exemplar", meinte Professor Sprout und klopfte ihr auf die Schulter, als sie das Gewächshaus verließ. Lyssa pustete sich ein paar Strähnen, die sich aus ihrem Zopf gelöst hatten, aus dem Gesicht. Ihr letztes Schuljahr Kräuterkunde wurde von Neville Longbottom unterrichtet, der einem absolut anderen Lehrplan gefolgt war, als Professor Sprout. Für einen Moment hatte Lyssa Angst um ihre Abschlussprüfungen, bis sie sich erinnerte, dass sie nicht vorhatte, die zu schreiben in dieser Zeit.

"Danke für deine Hilfe", sagte sie an Liam gerichtet, der nur eine Grimasse schnitt. Es war schwer zu sagen, ob das in seinem Gesicht Sommersprossen waren oder von der Erde kam, die ihm von der Pflanze ins Gesicht geschleudert worden war.

"Kein Ding", sagte er und fuhr sich mit der Hand durch die braunen Locken, die ihm bis zum Kinn gingen. Für Kräuterkunde hatte er sie im Nacken zusammengebunden und nach dem Unterricht wieder geöffnet.