Gefühle

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Noyan POV:

Ich hatte nun die übelste Standpauke von meiner Mutter bekommen, von wegen was mir denn einfallen würde, mich in ein Erdenmädchen zu verlieben. Ich würde ja angeblich meine Aufgabe vernachlässigen, und mich ablenken lassen. Kann ich was dafür?? Habe ich mir das ausgesucht? Ohne diese dämliche Aufgabe hätte ich sie niemals kennengelernt.

Ich musste daraufhin wieder an den Kuss denken, den ich ihr eigentlich gar nicht geben wollte. Doch ich war so wütend, und wenn ich sehr wütend werde wächst mein Selbstbewusstsein, und ich traue mich mehr. Auch wenn sie das wahrscheinlich nicht wollte, sie küssen fühlte sich unglaublich schön an. Zum ersten Mal verspürte ich ein Gefühl von Liebe, was vorher nie so war. Von meinen Eltern hatte ich nie Liebe erhalten, und von den anderen Göttern ebenso wenig. Ich war immer nur der, der die große Aufgabe erfüllen wird. Über Gefühle oder Ängste redet hier niemand. Doch dadurch bin ich auch taff geworden. Ich hatte keine Angst, wusste, wo meine Stärken liegen, und konnte mich voll und ganz auf meine Aufgabe konzentrieren. Mein ganzes Leben wurde ich auf den Tag vorbereitet, an dem ich die Erde zerstören werden werde. Und es war wahrscheinlich auch besser so, denn dann konnte ich Mika und seiner ach so tollen Mutter endlich für immer auf Wiedersehen sagen. Akari würde ich einfach mit mir mitnehmen.

Ich sah runter auf die Tischplatte meines Schreibtisches, an welchem ich gerade saß. Ich war meine ganze Kindheit lang alleine gewesen. Von dem Tag, an dem ich geboren wurde, wurde mir nie Zuneigung gezeigt. Mutter hat nur mit mir geprahlt, Vater nannte mich nie wirklich beim Vornamen, sondern immer nur „Sohn". Keine Freunde, keinen Anschluss...
Tagsüber trainierte ich die ganze Zeit meine Kräfte und war der taffe, starke und talentierte Noyan, den sie alle wollten, doch nachts fragte ich mich immer wieder, wer ich wirklich war. Wer ich wirklich sein wollte, wer ich sein könnte, wenn ich ein anderes Leben hatte.

Ein anderes Leben... Das Leben einer Person, die mit ihren Kräften nicht alles in Schutt und Asche verwandelte, sondern neues damit schaffen konnte. Das Leben von ihm, das Leben von Mika. Wie anmutig er doch war. Das letzte Mal, dass ich ihn sah, war als wir etwa 90 Jahre alt waren, also im Kleinkind-Alter. Damals kamen meine Eltern auf einen kurzen Besuch vorbei, um mit Luna über einen möglichen Wiederaufbau unseres einst so schönen strahlenden Sonnensterns zu reden. Viele der Götter des Sonnensterns waren damals bei dem Unglück gestorben, weswegen wir heute nur noch ganz wenige waren. Mika und ich hatten uns damals eigentlich ganz gut verstanden, doch die Art, wie mit ihm umgegangen wurde, war eine komplett andere, als die, die ich von meinen Eltern kannte. Sie küssten ihn, spielten mit ihm und schätzten ihn wert. Luna ist zwar sein einziges Elternteil, doch die anderen Götter (wie die Götter des Saturns oder der Venus) liebten ihn wie ihr eigenes Kind. Um mich sorgte sich niemand.

Ich erinnere mich, wie elend es sich für mich angefühlt hatte, wie sie ihn in meiner Gegenwart betüttelten, beschenkten und mit ihm kuschelten. Und ich? Ich saß daneben und fragte mich nur „Und was ist mit mir?"
Kurz darauf versuchte ich, mit meiner Mutter zu kuscheln, und ihr meine Liebe zu zeigen, doch ich bekam nur den Satz „Hör auf damit, wir kuscheln nicht" zu hören.

Heute stehe ich da drüber, doch damals belastete es mich sehr. Gleichzeitig fragte ich mich auch, wie ich überhaupt Liebe empfinden konnte. Dieses Gefühl war wirklich umwerfend, doch auch frustrierend, wenn man wusste, dass man alles, was diese Person liebt, zerstören musste.

Ich sah in den Spiegel. Ich war nicht blöd. Ich wusste, dass es falsch war. Ich wusste, dass der Wunsch meiner Eltern Schwachsinn war, doch wenn ich mich ihnen widersetzte, machten sie etwas mit mir, das ich nie im Leben wieder fühlen möchte... Das war die einzige Sache, vor der ich Angst hatte: Meine Eltern.

Mika POV:

Nachdem wir uns von dem ganzen Spuk wieder erholt hatten, lag ich auf Akaris Bett, und starrte gedankenverloren an die Decke. Ich hatte sie in eine so große Gefahr gebracht. Noch dazu wird sie ständig von ihm bedrängt... ich kam einfach nicht damit klar. Er hatte ihr außerdem ihren ersten Kuss gestohlen! Einfach so! Dieser Idiot hat null Anstand, und ist so ein Tölpel!

Kurz darauf kam Akari herein. „Wie oft noch, du hast dein eigenes Bett. Also benutze es auch!" Sie kam zu mir, und sah zu mir runter. „Hey, alles in Ordnung?", fragte sie. Doch ich nahm einfach nur ihre Hand, und zog sie zu mir aufs Bett, wo ich sie erstmal umarmte. Sie seufzte leise, und umarmte mich auch. „Das...war alles etwas heftig für dich, ich weiß..."
Ich nickte stumm. Meine negativen Gedanken waren nun allerdings nicht mehr so wichtig. Ich lag mit Akari umarmen drauf dem Bett... Dieses Mädchen hatte mir wirklich den Kopf verdreht. „Weißt du, du musst dir keine Sorgen um mich machen. Wenn Noyan mich wirklich liebt, würde er mir niemals etwas antun. Er mag die Erde zerstören wollen, doch er hat auch ein Herz."

Wie sie von ihm sprach... wie sie ihn in Schutz nahm... Sie hatte zwar Recht, denn Noyan hatte wirklich Gefühle für sie, doch schmerzte mir der Gedanke immernoch, dass... dass er sie geküsst hatte. „Das... mit dem Kuss... er kann doch nicht einfach..." Akari lächelte mich an. „Das hättest du doch auch fast getan, Mika." Schlagartig lief ich rot an. „Aber doch nicht so wie er! Er hat das doch, wie du erzählt hast, ganz plötzlich einfach so gemacht! Und das geht doch ni-" Ich spürte ihren Finger auf meinem Mund. „Bei ihm merkte ich, wie sehr er es trotz seiner Wut genossen hatte. Doch bei mir war gar nichts. Und Gott, was macht ihr alle für ein Drama über meinen ersten Kuss. Ist doch voll das Klischee. Oder wäre da etwa jemand an meinem ersten Kuss interessiert gewesen?" Sie grinste mich an, und kam mir etwas näher. Ich legte den Kopf schief. Ich hatte jetzt 2 Möglichkeiten. Entweder wegrücken oder .... Die Initiative ergreifen, und...

In ihrer Nähe fühlte ich mich so wohl...ich wollte der erste sein, der ihr einen Kuss schenkte. Ich wollte derjenige sein, der sie das zum ersten Mal fühlen lassen würde... Ich liebte dieses Mädchen. Deswegen entschied ich mich für Option 2...

„Du hast Recht..." flüsterte ich leise, und kam ihr noch näher, ehe ich den letzten Abstand zwischen uns überbrückte, und sie sanft küsste...

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Schmetterlingsgefühle...💗🦋

Das ist nun das 26. Kapitel, ich hätte nicht gedacht, dass ich so lange mit so viel Motivation und Freude hieran schreiben würde. Diese Story war erst eine kleine Spekulation, doch jetzt ist sie hier aufgeschrieben, was ich immernoch nicht fassen kann.

Hoffe, das hier lesen bald noch mehr Menschen.

Bis zum nächsten Mal, Marie 🌙🤍☀️

Sohn des MondesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt