Maverick und das Debakel mit den Pinseln

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Eine Weile später saßen wir wieder im Auto und fuhren die sandige Straße weiter hinunter.

Gute 20 Minuten später deutete Mum plötzlich nach vorne „Da ist sie, schaut doch mal". Lele und ich reckten beide die Köpfe.

Es war ein normal großes Haus, mit weißer Holzvertäfelung. Auch wenn ich mir sicher war, dass sie nicht mehr weiß war, wenn man sie nur aus der Nähe sah. Nichts hier außer Mums Bluse und Leles Pulli war weiß. Alles war staubig. Und schmutzig.

Der ganze Hof, samt den umliegenden Wiesen war von weißen Holzzäunen umgeben. „Ganz nett" sagte ich, damit wenigstes irgendjemand im Auto etwas sagte. „Schön, dass es dir gefällt" sagte Mum und seufzte erleichtert, auch wenn sie da etwas sehr missverstanden hatte. Ich hatte gesagt, dass es ganz nett war, ob es mir gefiel würden wir erst noch herausfinden.

Wir stiegen aus dem Wagen, Lele zuletzt. „Wir holen die Taschen nachher rein" entschied Dad und steuerte auf die Haustür zu. Vor der Haustür gab es eine kleine Veranda auf der ein alter Schaukelstuhl stand. „Willkommen Zuhause" rief er als er die Tür aufdrückte und uns rein lies.

Im Flur war es eng, direkt rechts neben dem Eingang ging eine Holztreppe in den oberen Stock. Auf der linken Seite war ein kleines, schmutziges Gäste-WC und weiter geradeaus das Wohnzimmer mit Küche und Esszimmer, alles in einem Raum und alles in unangenehmen braun Tönen dekoriert.

„Ist es hier nicht schön?" fragte Dad und klang dabei wirklich überzeugt, als würde er sich selber glauben. Aber plötzlich verstand ich warum er es hier gut fand, denn die Einrichtung und die Farben erinnerten mich dezent an das Haus meiner Großmutter.

In der oberen Etage gab es drei Zimmer, eigentlich nur zwei, denn das dritte war ein zweites, größeres Badezimmer mit Dusche. „Das ist meins" erklärte Lele direkt bei einem der Schlafzimmer. Mum stellte sich in den Türrahmen des anderen „Ja und ich schlaf bei meinem Rücken sicher nicht auf dem Dachboden". Ich sah Dad an „Auf dem Dachboden? Ich schlafe sicherlich nicht auf dem Dachboden!". Wie schon erwähnt, ich war schon immer das einfachere Kind gewesen, aber so einfach war ich dann vielleicht doch nicht. Er legte mir seine große, weiche Hand auf die Schulter „Da oben ist ein richtig nettes Zimmer, schau es dir doch erst mal an".

Es gab noch nicht einmal eine richtige Treppe nach oben, es war eine Leiter die, wie fast alles auf diesem Fleck Erde, aus Holz bestand. Vorsichtig setzte ich einen Fuß auf die erste Sprosse, kein Knirschen, also könnte sie mich vielleicht wirklich halten ohne einzubrechen. Ich war noch nicht lange in diesem Haus, hatte aber schon jetzt permanent Angst, dass hier irgendetwas zusammenbrach.

Ich wollte es nicht zugeben, aber hier oben war es wirklich schön. Anders als ich angenommen hatte, konnte ich hier oben stehen, der Boden war mit ganz hellbraunem Parkett belegt, die Wände waren weiß gestrichen und auf beiden geraden Seiten des Raumes waren große, runde Fenster. Unter dem einen Fenster stand eine kleine Kommode und daneben stand ein Bett, welches mit einem weißen Laken überdeckt war, vermutlich gegen den Staub.

„Und?" kam die Stimme von Mum von unten „Nehme ich" sagte ich und legte meine Jacke auf die Kommode, wobei mir auffiel, dass das Fenster in die Richtung zeigte aus der wir vorhin gekommen waren.

Die Nacht war stürmisch, aber gemütlich. Immer wieder knarrten die Wände, bzw. das Dach und immer wieder wachte ich kurz davon auf, schlief aber auch immer wieder ein. Am nächsten Morgen wurde ich sehr unangenehm von der Sonne geweckt, die hinter einer Wolke herkam und mir direkt ins Gesicht schien. Ich drehte mich zur Wand und zog mir die Decke über den Kopf. Das Bett würde ich wohl nochmal umstellen müssen.

Nachdem ich noch einmal kurz eingeschlafen war, stand ich schließlich auf. Meine Decke hatte ich mir über die Schultern und den Körper gewickelt. Stand jetzt jedoch vor der Öffnung nach unten und fragte mich ernsthaft ob ich es überleben würde, so nach unten zu klettern.

Das Cowgirl von Hillington // Dort wo Cowboys geboren werdenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt