Weg hier

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In der Nacht schlief ich mal wieder Zuhause, früh am Morgen sollte die Tierärztin kommen um nach einer tragenden Stute zu sehen. Aber anstatt von meinem Wecker, wurde ich von Lele geweckt, die wie eine Irre gegen meine Bodenklappe hämmerte. Ich tapste auf den Holzdielen bis dahin und hob sie hoch „Was?" ihr Gesicht war ängstlich und panisch „Du musste mit raus kommen, Chester ist im Galopp ausgerutscht und steht nicht mehr auf".

So schnell ich konnte, kletterte ich im Schlafanzug die Stufen hinunter und rannte dann nach unten wo ich hastig in meine Stiefel schlüpfte. Lele wartete an der Tür und dann rannten wir zusammen auf die Wiese. Ich wusste nicht warum sie schon auf war, aber das war gerade mein geringstes Problem.

Chester lag hinten auf der Wiese und versuchte immer wieder mit dem Hals Schwung zu holen um aufzustehen, scheiterte aber immer wieder, er konnte sich nicht einmal richtig hinlegen, lag nur auf der Seite.

Als wir ankamen konnte ich ihn so weit beruhigen das er still auf der Seite liegen blieb, aber etwas an seiner Hinterhand gefiel mir gar nicht „Hol Mum und Dad!" schrie ich Lele an und sie rannte ohne Widerwillen los.

Die Tierärztin wurde von Mum aus dem Bett geklingelt und erschien eine Gefühlte Ewigkeit später auf der Wiese. „Okay, was genau ist passiert?" fragte sie und sah in die Runde, Lele fing an zu erzählen „Ich habe gesehen wie sie alle über die Wiese gebrettert sind. Ganz normal, und dann ist er irgendwie nicht richtig um die Kurve gekommen oder so auf jeden Fall lag er und kam nicht mehr hoch".

Nach ein paar sehr besorgten Blicken und Seufzern der Ärztin fuhr sie auch ihren Wagen auf die Wiese. Bevor sie etwas sagte, wollte sie ein Röntgen machen.

Das linke Hinterbein war praktisch komplett zertrümmert. Sie würde ihn also noch hier einschläfern.

Dieser Tag war bis dahin der schlimmste in meinem gesamten Leben.

Er hielt mich einfach fest. Seine eine Hand an meinem Rücken, die andere an meinem Hinterkopf, drückte er mich behutsam an sich. „Er hatte ein schönes Leben" flüsterte er „Er wusste das du ihn geliebt hast".

Vielleicht hatte er das. Und vielleicht war er auch mit einem inneren Frieden gegangen, aber trotzdem war er nun fort, nicht verkauft oder weggegeben, nein, er war Tod und würde nie wiederkommen. Mir wurde bewusst, dass mich jedes Pferd hier automatisch an ihn erinnern würde. „Ich muss hier weg" sagte ich leise. Ich musste hier raus.

Das Cowgirl von Hillington // Dort wo Cowboys geboren werdenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt