Prolog

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Vor 14 Jahren






„Aus dem Weg!" Shay Nox, Alpha eines der größten, in Tallahassee - der Hauptstadt des US-Bundesstaates Florida - ansässigen Werwolfrudels Luxnoctis, schob sich wütend knurrend durch die kleine Menschentraube vor dem Infoschalter des HCA Capital Hospital. Was seinen fast vierjährigen Sohn Silvan, welchen er sich, kaum, dass sie sein Auto verlassen hatten, auf die Hüfte gesetzt hatte, dazu veranlasste, sich verängstigter in sein Hemd zu krallen. Ebenso wie sich dessen bester Freund Elian, welcher nur wenige Tage jünger war, und dessen Hand er soeben hielt, fest gegen sein Bein presste. Doch allein zu Hause konnte er die beiden Jungen nicht lassen und sie zu jemandem zu bringen, hätte ihn zu viel Zeit gekostet, schließlich war es längst mitten in der Nacht. „Lasst mich verdammt nochmal durch!"

„Bitte -! Mister -! Sie können sich doch nic-!"

„Chiara Nox -!" Der Alphawolf unterbrach die grimmig dreinschauende Krankenschwester hinter dem Tresen, bevor sie ihren Satz zu Ende sprechen konnte, und ermahnte sich innerlich selbst zur Ruhe. Was nicht gerade leicht war, da die Angst seines Wolfs Ikarus um ihre Gefährtin fast sekündlich weiter zunahm, ebenso wie seine eigene. „Ich habe vor nicht einmal einer halben Stunde einen Anruf bekommen, dass meine Frau mit lebensgefährlichen Verletzungen eingeliefert wurde! Wie geht es ihr?! In welchem Zimmer liegt sie?!"
Woraufhin die Mimik der älteren Dame wieder weicher wurde. Schnell schweifte ihr Blick von Shay Nox zu den Kindern an seiner Seite und richtete ihn im Anschluss daran wieder auf den Bildschirm des Computers, welcher vor ihr stand, und tippte mit flüssigen Bewegungen auf der Tastatur herum. Es dauerte nur wenige Augenblicke, bis sie ihren Blick erneut hob. „Ihre Frau wird soeben notoperiert. Ich bräuchte bitte Ihre Personalien, vorher darf ich Ihnen leider keine weiteren Auskünfte geben."

*

„Wie geht es meiner Frau?!" Shay erhob sich abrupt von einem der vielen Stühle, auf welchem er die letzten Stunden über zusammen mit den Kindern gewartet hatte, und starrte den Arzt mit schnell schlagendem Herzen an, welcher in diesem Moment auf sie zukam. „Mister Nox -." Der jung aussehende Mann sackte etwas in sich zusammen und bedeutete seinem Gegenüber, ihm zu folgen. Rasch nahm der großgewachsene Gestaltwandler seinen Sohn und Elian, der heute bei ihnen übernachten sollte, erneut an die Hand und folgte dem Blonden, der geduldig auf sie gewartet hatte. „Nun antworten Sie endlich! Wie geht es ihr?"

„Wir haben alles getan, was in unserer Macht stand, Mister Nox -."

Das Herz des Wolfes setzte einen Schlag aus. „Was wollen Sie mir damit sagen?!" Eine Abzweigung später blieben sie schließlich vor einer Tür stehen, woraufhin sich der Arzt erneut mit einem betrübten Blick an den älteren Mann wandte. „Die Verletzungen, welche bei dem Unfall entstanden, sind zu gravierend. Ihre Frau hat innere Blutungen, außerdem sind lebenswichtige Organe beschädigt worden. Im Moment ist sie zwar bei Bewusstsein.
Sie sollten diese wertvolle Zeit jedoch nutzen, um sich zu verabschieden. Wir können nicht genau sagen, wie lange dieser Zustand anhalten wird. Es tut mir leid, Mister Nox."

*

„Mama - was ist mit dir? Mama -!" Silvan sah mit großen tränennassen Augen zu seiner Mutter und schniefte aufgebracht.
Währenddessen sein Vater zwei der im Raum stehenden Stühle an das Krankenbett stellte und sich darauffolgend mit seinem Sohn auf einem niederließ, während Elian stumm auf den anderen kletterte. „Chiara -." Shay schluckte und wischte sich mit einer schnellen Bewegung die Träne aus dem Augenwinkel, welche sich soeben lösen wollte. „Alles wird wieder gut - du wirst sehen!"

Die Luna des Luxnoctis-Rudels lächelte müde und schüttelte kraftlos den Kopf, selbst mit den Tränen kämpfend, und streckte leicht eine Hand nach Silvan aus. Der daraufhin vorsichtig von seinem Vater auf das Krankenbett gesetzt wurde.
Darauf bedacht, nicht an die Schläuche zu kommen, welche an verschiedenartige Geräte rund um das Bett angeschlossen waren.

„Sieh mich an, Liebling!" Chiara Nox lächelte sanft, als der Blick ihres Gefährten von den piepsenden Kästen schnell zurück zu ihr schweifte. „Arvid kann nichts für den Unfall. Wir waren auf dem Heimweg - und ein LKW kam auf unsere Spur. Arv hat noch versucht, auszuweichen, doch es war zu spät. Sie -". Die Luna schloss für einen Moment die Augen. „Arv und - Lucy. Sie - sie haben es beide nicht geschafft, nicht wahr -? Lucy - sie ... sie hat mich noch darum gebeten, dass wir auf Eli aufpassen -. Bitte, Shay, ... sie war meine beste Freundin. Nimm ihn zu dir. Ich liebe dich - vergiss das bitte nie, ja!"

*

In dieser Nacht verstarb nicht nur die Luna des Luxnoctis-Rudels und ihre beiden besten Freunde -. Auch der Alpha war von dieser Stunde an nicht mehr derselbe.

Two Hearts - Seelenbund-Trilogie Band 2 (BoyxMan) [Leseprobe] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt