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„Würdest du mich aufklären, Elric." Ravyn trank einen Schluck aus seinem Kristallglas, währenddessen seine Augen über den Glasrand hinweg auf seinen Bruder gerichtet waren. „Dein Blick eben war recht ... eklatant."

Der schwarzhaarige GEN2 brummte und ließ seinen Blick zu einem der Fenster schweifen. Es war zwar längst finster, doch die Außenbeleuchtung tauchte den Pool sowie die zahlreichen Sitz- und Liegelandschaften in ein angenehm warmes Licht, was ihm dabei half, alles auf dem Areal mühelos zu erkennen. Zwar konnten alle seiner Rasse selbst im Dunkeln exzellent sehen, dennoch strengte es auf Dauer an. Weshalb das gesamte Gelände in der Nacht beleuchtet war. Schließlich bewachten ihre Männer das Grundstück nicht nur am helllichten Tag. „Ich hatte eigentlich vor, Kitai und dich zur gleichen Zeit über die Neuigkeit in Kenntnis zu setzen. Nun ja, ... das lässt sich jetzt nicht ändern -"
Elric seufzte, während er seinen Blick wieder zu seinem Bruder und Luc schweifen ließ. „Die Kurzfassung - es sind wohl zwei GEN1-Vampire verschwunden. Enno und ich sind zu dem Entschluss gekommen, dass es zumindest sinnvoll wäre, die übrigen GEN1 zu warnen, damit sie sich vorsehen. Bis wir wissen, ob es ein unglücklicher Zufall ist, oder mehr dahintersteckt."

Ravyns Augen verengten sich und der Ausdruck in seinem Gesicht wurde bei den Worten seines Bruders nachdenklich. „Wer?"

„Fairbanks und Portland."

„Hmm -." Der blonde GEN2 fuhr mit seiner Zunge ganz in Gedanken über seine Zahnreihe, dann leerte er sein Glas in einem Zug und stellte es im Anschluss daran auf dem vor ihm stehenden Wohnzimmertisch ab. „Das ist in der Tat beunruhigend! Ich werde Kitai darüber in Kenntnis setzen -. Es wäre nicht klug, damit zu warten, bis er sich die Tage meldet. Außerdem werde ich morgen Vormittag meinen alten Freund aus Monaco anrufen."

Einen Moment lang war es still, in dem jeder der anwesenden Vampire seinen eigenen Gedanken nachhing. Bis Ravyn einige friedliche Minuten später abrupt anfing, kaum hörbar zu glucksen, und erheitert lächelnd mit dem Kinn auf seinen Bruder und Elian deutete. „Es war wohl zu viel für ihn." Dann wurde sein Gesichtsausdruck gelassen, regelrecht sanft. „Er scheint dir zu gefallen, El."

Elric legte lächelnd seinen Kopf schief, sah auf den Jungen hinunter, welcher immer noch an seinem Oberkörper lehnte, und strich ihm vorsichtig ein paar Haarsträhnen aus der Stirn, ohne seinen Blick zu lösen.
„Ja, da ist er doch tatsächlich eingeschlafen." Der GEN2 atmete hörbar aus und sah schief grinsend zu dem Blonden. „Ich kann nicht behaupten, dass du meinen Geschmack nicht getroffen hast -", dann verdüsterte sich seine Miene etwas, er brummte und richtete erneut seinen Blick auf den friedlich schlafenden Omega in seinen Armen. „Ich verstehe nicht, wie man so ein entzückendes Geschöpf verachten kann!"

„Lugaru verehren Stärke -. Ganz einfach. Und ein Omega ist nun mal das genaue Gegenteil. Das reicht schon. Es gibt sicherlich Wölfe, - und Alphas - die nicht so denken. Doch ich bin der Meinung, dass es nicht gänzlich der Laune der Natur zugeschrieben werden kann, dass es so wenige Omega gibt. Die meisten Neugeborenen werden schlicht ihre ersten Lebensjahre nicht überleben. Aus verschiedenen Gründen. Es ist eine Schande, ... sie sind das perfekte Gegenstück für einen Alpha. Wie Yin und Yang."

Elric schnaubte und betrachtete den schlafenden Wolf einfach nur einen Moment lang. „Womit du vermutlich recht hast. Nun, der Kleine wird schnell merken, dass es ihm hier an nichts fehlt."

Einige Sekunden lang schwiegen alle, dann bekam Ravyns Gesichtsausdruck diesen forschenden, nachdenklichen Ausdruck.
„Er ist aber nicht dein Gefährte?!" Doch Elric schüttelte nur tief einatmend den Kopf und ließ die Luft nach wenigen Wimpernschlägen wieder entweichen. „Nein. Da bin ich mir relativ sicher. Dennoch wird es ihm gut an meiner Seite gehen."

*

Elian schmatzte leise und summte, sich dabei entspannt gegen die wundervolle Wärmequelle schmiegend. Die ihm in seinem schlaftrunkenen Zustand ein bis dato unbekanntes Gefühl der Sicherheit vermittelte. Es fühlte sich an wie in einem Kokon. Es war zumindest der erste Begriff, der ihm einfiel. Ein um so viel stärkerer und vor Kraft strotzender Körper, der seinen zierlichen umgab und beschützend festhielt.

Two Hearts - Seelenbund-Trilogie Band 2 (BoyxMan) [Leseprobe] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt