13

492 39 1
                                    

Elric stieß die angehaltene Luft durch die Nase aus, ohne dabei seine Augen von dem kleinen Wolfswandler abzuwenden. Welchen er, seit sie abgehoben hatten, so unauffällig wie möglich über den Rand seines Buches hinweg beobachtete. Wenn sie sich nicht gerade unterhielten.
Der Jüngere versuchte zwar, es zu verbergen. Seine Unsicherheit zu überspielen und sich mit Gesprächen abzulenken, doch es war unübersehbar, dass er sich in seiner Haut nicht sonderlich wohl fühlte.

Begonnen hatte es bereits, bevor sie überhaupt einen Fuß in den Flieger gesetzt hatten. Nicht, dass es einen Aufstand gegeben hätte, nein. Doch schon zu diesem Zeitpunkt war ihm Elian nicht von der Seite gewichen. War still und zurückhaltend gewesen. Hatte alles um sich herum genau beobachtet, und wenige Meter vor dem Einstieg sogar kaum hörbar angefangen zu fiepen. Was wiederum ein unmissverständliches Zeichen für Stress, Angst und Aufregung war. Obwohl die ersten beiden Punkte bei seinem jungen Lugaru wohl eher zutrafen, da er nur zögerlich einen Fuß vor den anderen gesetzt hatte.

Elian hatte sich ohne Zweifel Mühe gegeben, sich nichts anmerken zu lassen. Doch jetzt, nachdem der Flieger vor wenigen Minuten in leichte Turbulenzen geraten war, was dazu führte, dass es sich anfühlte, als würde man mit einem Auto über Kopfsteinpflaster fahren, war es unübersehbar - und hörbar.
Das Herz des Omega schlug diesem sprichwörtlich bis zum Hals, passend zu dem Zittern, welches den ganzen Körper mit jedem Atemzug beben ließ.

Und das so kurz vor der Ankunft.

Es war kein Geheimnis, dass sich Wölfe mit festem Boden unter den Füßen, beziehungsweise Pfoten, wohler fühlten. Weshalb er insgeheim gehofft hatte, dass der erste Flug ohne Komplikationen vonstattengehen würde - auch wenn es nur leichte Turbulenzen waren. Zumindest blieb noch genug Zeit, um den Kleinen hoffentlich wieder etwas zu beruhigen.

„Komm zu mir, Elian."

Der GEN2 schloss das Buch, legte es zur Seite und streckte seine Hand mit einem sanften Lächeln in die Richtung des jungen Wolfes. Welches jedoch mit einem solch verzerrten Ausdruck im Gesicht von dem Omega erwidert wurde, als wäre der einzige Gedanke des Jüngeren, dass der Jet mit Sicherheit jeden Moment abstürzte und er Zeuge davon wurde, wie die Triebwerke Feuer fingen.

„Na, komm schon her, Kleiner. Ich beiße nicht!"

Ohne Widerstand zu leisten, ließ sich Eli von Elric auf seinen Schoß ziehen, als der es geschafft hatte, sich von seinem Platz zu erheben und seine zitternde Hand in die größere des Älteren zu legen. Woraufhin die Anspannung augenblicklich aus dem Körper des Jüngeren zu weichen schien, was Elric wiederum zum Schmunzeln brachte. Was so ein wenig Körperkontakt alles bewirken konnte.

„War das so ein - Luftloch? - Von dem immer wieder geredet wird?"

Elric lachte unterdrückt, als die Worte an seine Ohren drangen, denen ein genervtes Schnauben folgte. Nun, da die Angst überwunden zu sein schien. Und legte seine Arme locker um die Hüfte des Gestaltwandlers.
„Luft hat keine Löcher." Der Vampir summte mit zu einem schiefen Grinsen verzogenen Lippen. „Wenn das Flugzeug durch absinkende Luft fliegt, sackt es ab. Was sich anfühlt, als wäre in der Luft ein Loch. Was gerne als sogenanntes Luftloch bezeichnet wird.
Das vorhin waren Turbulenzen, welche zum Beispiel durch Aufwinde und Abwinde entstehen, oder durch vorweg fliegende Flugzeuge verursacht werden. Diese waren so minimal, dass es nur ein wenig geruckelt hat. Nicht einmal so stark, dass es notwendig war, den Gurt anzulegen. Es hat sich für dich nur so erschreckend angefühlt, da du noch nie welche erlebt hast."

„Ich glaube, ich kann durchaus auf das Fliegen verzichten, so faszinierend die Wolkengebilde von hier oben auch aussehen!"
Elian grummelte kaum verständlich in seinen nicht vorhandenen Bart und stieß die Luft geräuschvoll aus, was Elric erneut zum Lachen brachte. „Keine Sorge. In der Regel sind Turbulenzen vorhersehbar, obwohl wir sie nicht wirklich sehen können.
Piloten können sie oftmals anhand bestimmter Wolkenformationen erkennen und nutzen Wetterkarten, um die Flugroute anzupassen. Stehen mit den Mitarbeitern der Flughäfen in Kontakt und nutzen Meldungen anderer Piloten. Weshalb es im Normalfall bei solch kleinen Zwischenfällen bleibt.
- So leid es mir tut, ... um das Fliegen wirst du nicht drumherum kommen, kleiner Wolf. Es ist nun mal der schnellste und bequemste Weg von A nach B. Selbst für uns."

Two Hearts - Seelenbund-Trilogie Band 2 (BoyxMan) [Leseprobe] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt