Die Magic Heroes

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Während der Fahrt unterhielten sich Walküre, Grässlich und Skulduggery über längst vergangene Abenteuer.

„Damals im Krieg war es noch üblich sich am Abend am Lagerfeuer zusammenzufinden und Geschichten zu erzählen, während man seine Nahrungsvorräte miteinander teilte“, erzählte Grässlich, „das waren die wenigen Momente, in denen wir lachen konnten. Das war absolut notwendig in dem sonst so düsteren Krieg gegen Mevolent.“

Skulduggery lachte. „Ich erinnere mich noch als wir damals in Frankreich bei alten Freunden unterkamen, um uns auf den nächsten Schlag gegen Mevolent vorzubereiten. Es kam, wie es kommen musste… einige seiner Soldaten überfielen den Hof in dessen Stall wir lebten, um auch die dortigen Bewohner von der Macht der Gesichtslosen zu überzeugen und zu begeistern. Wir kämpften und konnten sie besiegen. Als wir am Abend zusammenkamen, merkten wir, dass Grässlich fehlte…“

„Skulduggery“, unterbrach Grässlich ihn mit hochrotem Gesicht.

„Wir dachten, er wäre von Mevolents Soldaten entführt und ermordet worden…“

„Skulduggery“, wiederholte Grässlich jetzt leicht panisch und aufgebracht.

„Das muss dir nicht unangenehm sein“, erwiderte dieser nur, bevor er fortfuhr: „ich kann mich noch daran erinnern, wie düster der Abend war. Wir aßen schweigend unser Brot und alle Versuche, die Situation ein wenig aufzuheitern wurden im Keim erstickt. Die Trauer lag über uns so schwer wie Blei, gemischt mit eiskalter Wut. Doch was wir nicht wussten war, dass wir am nächsten Morgen positiv überrascht werden sollten…“

„Skulduggery, ich bitte dich!“, rief Grässlich voller Verzweiflung.

„Denn“, erzählte Skulduggery unbeirrt, „unser alter Freund Grässlich Schneider stand vor unserer Tür und gestand uns, dass er die Nacht bei der bezaubernden Tochter der Familie auf deren Hof wir verweilten, verbracht hatte.“

Walküre, Cen und Madison brachen in schallendes Gelächter aus, während Grässlich vor Scham in seinem Sitz versank.

Nur wenige Minuten später erreichten sie das höchste Gebäude Roarhavens, das irische Sanktuarium.

Das riesige silberne Schloss ragte mit seinen drei goldenen Türmen in den Himmel und Madison bildete sich immer ein, dass der höchste Turm, in dem Großmagier Ravel lebte von Wolkenschwaden umgeben war.

Sie stiegen aus dem Bentley aus als Tanith mit ihrem Motorrad um die Ecke brauste. Sie hielt neben ihnen an, stieg ab und nahm ihren Helm vom Kopf.

Zusammen liefen sie zu dem Hintereingang, der sich in der Wand der Rückseite des Gebäudes befand. Sie benutzten nie den Haupteingang. Es war bequemer und sie erregten nicht die Aufmerksamkeit der Stadtwachen, die Skulduggery und Walküre nicht mochten.

Skulduggery betätigte den versteckten Schalter. Sie konnten ein Knirschen hören als die Wand sich verschob und einen dunklen gang freilegte. Sie gingen hinein und Skulduggery und Walküre entzündeten eine Flamme in ihren Händen, so dass sie sehen konnten, wohin sie liefen. Nicht, dass Madison es nötig hätte… sie kannte den Weg in - und auswendig. Oft genug war sie in den letzten Jahren schon hier entlang gelaufen. Es dauerte nicht lange bis Madison merkte, dass es bergauf ging und sie aus dem dunklen Gang heraus in das hell erleuchtete Foyer liefen.

Sie blinzelte einige Male bis ihre Augen sich an das Neonlicht gewöhnt hatten und sie wieder etwas sehen konnte. Skulduggery hingegen hatte nicht das Problem und lief bereits zu der Tür rechts von ihnen, die in die detektivische Abteilung führte, wo sich das Büro Skulduggerys und Walküres befand.

Skulduggery schloss die Tür auf und sie betraten den Raum. Zwei Schreibtische befanden sich in der Mitte des Raumes aneinander gestellt. Es war sofort zu erkennen, an welchem Schreibtisch Skulduggery arbeitete, denn die Unterlagen auf diesem waren sortiert und befanden sich alle fein säuberlich auf einem Stapel. Nur ein paar Skizzenzeichnungen lagen in ungeordneter Reihenfolge vor dem Computer.

Der linke war das komplette Gegenteil: Eine Grundordnung war nicht zu erkennen. Haufen von losen Blättern überdeckten den gesamten Tisch und man konnte vage den Computer erkennen, der unter dem Chaos verloren ging. Das war eindeutig Walküres Schreibtisch.

An die Wände waren Regale gelehnt, in denen verschiedene Ordner standen.

Sicherlich hätte mithilfe der neuesten Entwicklungen und der Magie viele Akten und Formulare eingespart werden können, doch seit vor ein paar Jahren ein Überfall auf das Computer-System stattgefunden hatte und Großmagier Ravel das Vertrauen in die Digitalisierung verloren hatte, bestand er auf eine doppelte Sicherung. Und so kamen die altbewährten Ordner wieder zurück in die Büros.

In der Ecke des Raumes stand eine Lampe, die auf ein Schnipsen mit der Hand an - und ausging und auf Befehl heller oder dunkler wurde.

Cen war noch immer begeistert von ihr, weshalb sie sich auch jetzt wieder auf den Boden setzte und einige Schrauben raus drehte.

„Mach sie nicht kaputt“, murmelte Skulduggery, während er zu dem Telefon ging, das auf einem der Schränke stand und bei den Pathologen anrief, die - wie auch bei den gewöhnlich Sterblichen - daran arbeiteten die Überreste der Toten zu identifizieren.

„Papierkram“, seufzte Walküre und machte sich an die Arbeit ihren Schreibtisch leer zu räumen.

„Ich helfe dir“, bot sich Tanith an und ging ebenfalls zum Schreibtisch. Grässlich und Madison setzten sich auf die freien Stühle und warteten. Skulduggery legte auf, ging wortlos zu seinem Schreibtisch, fuhr den Computer hoch und druckte die Liste aus, die ihm so eben geschickt wurde. Cen stand vom Boden auf und ging zu den anderen, die in einem Halbkreis vor dem Schreibtisch standen und einen Blick auf die Liste warfen.

Nach einiger Zeit nahm Skulduggery einen roten Stift und kreiste vier Namen ein: Riverlin Boswell, Charlie Gardner, Eilesh Grey und Juniper Murrell.

„Die Namen kommen mir bekannt vor“, sagte Tanith, „aber frag mich nicht woher…“

„Diese Personen gehören zu einer Organisation, die sich ‚Magic Heroes‘ nennt“, erklärte Skulduggery.

„Ein völlig bescheuerter Name, wenn ihr mich fragt“, unterbrach ihn Walküre.

Skulduggery nickte und fuhr fort:“Die Magic Heroes arbeiten im Untergrund und mischen sich in sämtliche Aktionen ein, die das Ende der Welt auslösen könnten… dazu muss man sagen, dass sie nicht besonders gut sind. Weshalb ich ehrlicherweise nicht wirklich viel über sie weiß. Aber vielleicht hat China etwas in die Richtung gehört…“

„Dann fahren wir jetzt also zu ihr und fragen nach Informationen zu den Magic Heroes?“, fragte Madison.

„Walküre, Cen, du und ich, ja. Tanith und Grässlich fahren bitte zum Tatort und finden heraus, ob es schon neue Ergebnisse gibt“, antwortete Skulduggery während sie das Sanktuarium wieder verließen. Sie verabschiedeten sich von Grässlich und Tanith und fuhren dann in das Viertel Dublins, in dem China wohnte.

Skulduggery Pleasant - 156Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt