Im Magierviertel

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Die Häuser waren grau und mit Graffiti besprüht. Einige waren verlassen, die Fenster waren eingeschlagen und die Räume waren entweder verwüstet oder leer geräumt. Die Straßen waren dreckig und auch sonst war das Viertel sehr trostlos. Doch Madison wusste, dass all das nur Schein war. Denn dieses Viertel war eines, in dem nur Magier lebten. Sie gestalteten die Umgebung deshalb immer dreckig und heruntergekommen, so dass die gewöhnlich Sterblichen nicht auf die Idee kamen, einen Ausflug dorthin zu unternehmen. Sobald sie jedoch eines der Häuser betreten würden, fänden sie sich meist in luxuriösen, villa-ähnlichen Hallen wieder.

So auch das Haus, das sie jetzt betraten: Der Flur war in einem angenehmen Gelb gestrichen und wurde von einem großen Kronleuchter beleuchtet. Drei schwarze Türen waren zu sehen, wobei ein goldenes Schild mit der Aufschrift „Bibliothek“ an der mittigen Tür hing. Genau durch diese Tür gingen sie auch.

Der Raum, den sie betraten war überdimensional groß. Die Regale streckten sich bis zur Decke und waren gefüllt mit den verschiedensten Büchern und Heften.

„Ihr schon wieder“, ertönte eine weiche,sanfte Stimme und nur einen Moment später erschien die schönste Frau der Welt zwischen zwei Bücherregalen. China trug heute ein dunkelrotes Kleid, das bis zu ihren Füßen ging, mit passenden Absatzschuhen und einem ebenfalls dunkelroten Lippenstift. Ihre strahlend blauen Augen richteten sich auf Madison, welche - auch nach all den Jahren, in denen sie China schon kannte – immer noch einen kleinen Hauch der Anziehungskraft spürte, die China immer ausstrahlte.

Denn China hatte die Angewohnheit ihr neu bekannte Menschen mit ihrer bloßen Anwesenheit so zu verzaubern, dass jeder ihrer Wünsche erfüllt werden und sich sämtliche Menschen in sie verliebten.

„Ich nehme an“, sagte sie mit einem Lächeln, „dass es sich wieder um eine wichtige Sanktuariumsangelegenheit handelt?“

Skulduggery und Walküre nickten mit dem Kopf.

„Dann lasst uns in mein Apartment gehen.“

China ging vor und gab einem Mann mit Anzug und Fliege ein Zeichen. Er führte die vier aus der Bibliothek heraus wieder in den Flur und durch die rechte Tür in ein Apartment, das bewies, dass China sich nicht nur stilvoll kleiden konnte.

Es war sehr luxuriös eingerichtet.

„Setzt euch doch“, sagte China und wies mit ihrer zarten, rechten Hand auf das blaue Sofa.

„Darf ich euch Tee anbieten?“, fragte sie als sie sich den anderen gegenüber mit überschlagenen Beinen in einen Sessel setzte.

„Nein, danke. Wir wollen nicht lange bleiben. Der Fall, an dem wir arbeiten, hat oberste Priorität“, antwortete Skulduggery.

China nickte. „Der Fall. Geht es um den Bombenanschlag in Roarhaven?“

Cen nickte und ergriff das Wort: „Es starben viele Menschen. Vier davon stachen hervor: Riverlin Boswell, Charlie Gardner, Eilesh Grey und Juniper Murrell – die ‚Magic Heroes‘… Wir wollen wissen, ob du zufällig etwas in diese Richtung gehört hast…“

Sie wog ihren Kopf hin und her. „Es gab keine großartigen Berichte über sie, da sie bis jetzt eher im Untergrund gearbeitet haben und nie etwas Bewegendes passiert ist, das auf sie zurückzuführen war. Ich habe mich deswegen nicht sehr ausführlich mit ihnen beschäftigt…“

Sie stand auf, ging zum Schrank und holte eine Karte von Dublin heraus, die sie vor ihnen auf dem Tisch ausbreitete.

Das letzte Mal, dass ich etwas gehört habe, war in diesem Bereich“, fuhr China fort. Sie umkreiste mit einem Stift zwei Straßen.

„Nur ein kleiner Bericht. Es kam wohl zu einem lauten Streit vor etwa sechs Monaten bei dem ein Mann besonders hervor stach. Nesrin Kemp.“

„Ah“, entfuhr es Skulduggery.

„Du kennst ihn?“, fragte Madison.

„Skulduggery ist vierhundert fünfzig Jahre alt. Er kennt viele Menschen“, antwortete Walküre nur.

„Nesrin Kemp ist ein Sensitiver. Er ist nichts besonders gut, weshalb ich nicht allzu viel mit ihm zu tun hatte“, erklärte Skulduggery.

China nickte. „Es ist bekannt, dass Nesrin Kemp in einem der Häuser wohnt.“

„Am besten wir besuchen ihn mal“, meinte Skulduggery.

„Gut möglich, dass Nesrin Kemp nach dem Streit auf Rache aus war“, überlegte sich Cen als sie gerade wieder Chinas sauberes Apartment verlassen hatten und zum Bentley gingen.

Skulduggery legte den Kopf schräg. „Wir werden auf jeden Fall überprüfen, ob er ein Alibi hat. Ihr solltet euch außerdem auf eine Prügelei einstellen.“

Cen und Madison warfen sich einen Blick zu und lächelten.

Skulduggery Pleasant - 156Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt