Ich stach mit meinem Besteck im Essen herum. Mir war seitdem gestrigen Vorfall der Hunger vergangen.
Mit Eliza hatte ich auch nicht mehr gesprochen, dass schien mein Vater auch zu bemerkt zu haben.
Besorgt schaute er zwischen Eliza und mir, hin und her.
,,Steht irgendetwas heute an?" Versuchte er das unangenehme Schweigen zu brechen.
,,Nicht wirklich" Sprach sie ungewöhnlich höflich.
,,Nein" Meinte ich jedoch schroff.Dank meinem Vater, wurde die Stille nun schwer zu ertragen.
,,Ich geh" Ich stand von meinem Platz auf, brachte meinen Teller weg und lief zur Haustür.Eliza kam mir hinterher gelaufen.
,,Möchtest du nicht lieber mit mir fahren?" Fragte sie sofort. Anscheinend verstand sie, dass sie ihr Stieftochter, nicht mit Nachsitzen zu drohen hatte.
,,Nein danke" Mit diesen Worten knallte ich die Tür hinter mir zu.Eine angenehmer kalte Luftzug kam mir entgegen. Meine Augen erblickten sie erst gar nicht, doch Quinn stand vor dem Zaun.
Ihr Kopf war gesenkt. Durch ihren Pony konnte ich nichts erkennen. Es war angenehm warm gewesen, trotzdem hatte sie sich einen Pullover übergestriffen.
Zögernd lief ich auf sie zu.
,,Danke für die Mitschrifften" Hauchte sie stotternd. Ihre Stimme klang unruhig und verängstigt.Irgendetwas war gestern vorgefallen, und ich hatte es zu verantworten. Eine Welle der Schuldgefühle schlug auf mich ein.
Es dauerte einige Sekunden, bis ich mich aus meiner Schockstarre löste. Quinn war schon längst die Straße hoch gelaufen.
Eingeholt hätte ich sie nicht mehr. Versucht hatte ich es aber auch nicht.
Ich lief hinter ihr her. Unruhig knabbert ich auf meiner Unterlippe herum.
Unser Weg führte wieder über die Brücke. Kein Blick widmete sie dem Feld, in welchem sie gestern seelenruhig wanderte. Dies gab mir etwas zu bedenken.
Ich bezweiflte, dass sie von der Alten erwischt worden war. Ich richtete meinen Blick zum Feld, nur um sicher zu gehen, dass sich nichts verändert hatte.
Miss Eleanor hätte Schilder, Vogelscheuchen oder anderen Mist aufgestellt, doch das hatte sie nicht.
Ich widmete mich wieder dem Gehweg. Ich starrte nur wenige Sekunden auf die Rosen, doch Quinn war schon verschwunden gewesen.
Sie war nicht einfach vorgelaufen, die nächste Einwandstraße war noch Meter entfernt. Wahrscheinlich hatte sie irgendeine Abkürzung durch das kleine Wäldchen genommen, auch wenn man von dort aus nirgendwo hin kam.
Mit einem mulmigen Gefühl lief ich weiter. Es dauerte auch nicht lange, bis ich Arrow und Ace entgegen kam.
Auch an diesen Tag, brachen wir unser morgendliche Schweigen nicht. Wie gesagt, wir waren keine Freunde, also mussten wir auch nicht miteinander reden.
Selbst wenn wir nur nebeneinander standen, sah es wenigstens nicht so aus, als wären wir vollkommene Außenseiter.
Noch vor Eliza kam ich - oder besser gesagt wir - bei der Schule an. Jeder war in seiner Gruppe und an seinen Platz.
Dir Raucher versteckten sich hinter dem Gebüsch. Die beliebten saßen auf der Treppe. Die Streber hatten sich um einen Tisch versammelt.
Auch wir hatten unseren Standardplatz. Eine Picnictisch unter den Bäumen.
Wir liefen durch das Schultor. Ab hier brachen wir unser Schweigen.
,,Warst du noch bei Quinn?" Erkundigte sich Ace, doch Arrow unterbrach meine nicht gesprochenen Worte.
,,Wenn man vom Teufel spricht" Meinte er genervt.Er zeigte mit seinem Finger nach vorn. Quinn saß auf unseren Platz. Zum einen nahm ich es nicht übel, schließlich war sie zu selten hier gewesen, um zu wissen, wie es mit den Plätzen funktionierte.
Zum anderen hatte auch nur Mitleid mit ihr gehabt.
,,Lasst uns für heute einen anderen Platz suchen" Völlig entgeistert sahen mich beide an.
,,Aspen, du hast die letzte Zeit dich nur über sie beschwert, und auf einmal lässt du ihr alles durchgehen?" Arrow war ein ziemlicher Idiot, trotzdem hatte er recht.,,Irgendwas ist doch vorgefallen" Stellte Ace nun auch fest. Sie wollten definitiv wissen, was passiert war. Nur wusste ich nicht mal, ob wirklich etwas vorgefallen war.
,,Jungs, wir sind nicht auf so einer Ebene mit einander" Ich hielt meine Flachehand über meinem Kopf zur Demonstration.
,,Über so etwas reden wir nicht. Wir lästern, beschweren uns, aber reden nicht über unsere Gefühle oder Sorgen!" Klärte ich sie erneut auf.Ich wollte keine Verbindung zu den Leuten hier aufbauen, schließlich würde ich ja bald wegziehen. Das hätte alles nur erschwert.
Natürlich hatte ich auch vor der Scheidung meiner Eltern richtige Freunde gehabt. Nur ihnen gelang es frühzeitig aus diesem Kaff zu fliehen. Einige meiner alten Freunde lebten sogar in Liverpool.
Ich bemerkte wie Ace ausatmete.
,,Schön, aber in der Pause holen wir uns den Platz wieder" Nun ging es wieder um Quinn. Ich summte einfach nur und folgte Arrow, welcher schon einen neuen Platz fand.Wir alle hangen an unseren Handys.
,,Wann ziehst du zu deiner Mutter?" Unterbrach Arrow allerdings die Stille.
,,In ein paar Monaten, warum?" Er zuckte einfach mit den Schultern.
,,Nur so"Ich hätte gelogen, wenn ich sagen würde, dass ich die beiden Vollidioten überhaupt nicht ausstehen konnte. Im Gegenteil, irgendwo mochte ich die beiden auch, und sie möchten mich ebenfalls.
Wie sich unsere "nicht-existente-Freundschaft" hierzu entwickelte, hatte ich irgendwie versucht zu verdrängen.
Aber ich wollte die beiden nicht vermissen. Ich wollte nicht, dass irgendetwas mich an dieses Kaff bandt.
Nicht mein Vater. Nicht Eliza, von der ich dachte, sie sei die beste Freundin meiner Mutter. Nicht Arrow und Ace. Und auch nicht Quinn, die much vielleicht bis zum Ende meines Lebens, mit Schuldgefühelen plagen würde.
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It's Okay - I'm There For You
Romance➵ 𝐀𝐬𝐩𝐞𝐧 𝐮𝐧𝐝 𝐐𝐮𝐢𝐧𝐧 | 𝐑𝐨𝐦𝐚𝐧𝐜𝐞 Aspen kann es kaum abwarten aus der Kleinstadt Ashville, zu ihrer Mutter nach Liverpool zu ziehen. Sie hasst diesen Ort und alles was dazu gehört. Die Menschen sind alle gleich, nie passiert etwas aufr...