6 - [Besuch]

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Ich zweifelte an meinem Vorhaben. Ich wusste nicht, ob ich etwas gutes tat oder einfach nur jemanden Zwang meine Hilfe anzunehmen.

Ich klingelte. Noch immer lagen haufenweise Zigarettenstummel vor der Tür.

Ich konnte spüren, wie mein Herz mir langsam in die Hose rutschte. Eine Frau mit geröteten Augen öffnete die Tür.

Im Gegensatz zu Quinn, versteckte die Frau ihre Wunden nicht. Wahrscheinlich weil sie auch nicht heraus kam.

,,Kann ich dir helfen?" Fragte sie desinteressiert.
,,Ich wollte zu Quinn" Ich versuchte mein stottern zu unterdrücken.

Sie lief von der Tür weg und in den Flur hinein. Ich folgte ihr. Im Haus war ein widerliche Geruch gewesen. Es hingen keine Bilder, oder sonst eine Art von Dekoration an den Wänden.

Ich folgte ihr bis zum Wohnzimmer, wo ein Mann in einem Sessel schlief. Das war ihr Vater gewesen. Auf dem Couchtisch standen haufenweise Bierflaschen herum.
,,Lauf einfach gerade aus" Meinte die Frau und zündete sich eine Zigarette an.

Zögernd legte ich meine Hand auf die Klinke. Ich öffnete die Tür nur einen kleinen Spalt, doch sofort kam mir ein angenehmerer Geruch entgegen.

Ich sah Quinn verwirrt auf einer Matratze sitzen. Kurz sah ich mich im Raum um, bevor ich mich ihr zu wandte. Überall standen Umzugskartons. Das Zimmer war nicht einmal eingerichtet gewesen.

,,Was machst du hier?" Fragte sie panisch. Sie stand sofort auf, zog mich in das Zimmer hinein und schloss die Tür leise.

,,Ich wollte dir mit dem Stoff helfen" Bereuend sah ich ihr in die Augen.
,,Ich will deine Hilfe nicht!" Es fühlte sich an, als würde sie mich anbrüllen, dabei sprach sie nur wütend 
,,Du kannst mir doch nicht sagen, dass es dir hier gut geht!" Agumentierte ich zurück.

Sie blieb still.
,,Was hat das mit der Schule zu tun?" Ich realisierte meine Worte. Ich schwieg, auch wenn es weder angebracht, noch richtig war.

,,Was meintest du, als du sagtest; Es hätte sowieso keinen Sinn?" Es war ein schlechter Versuch gewesen, dass Thema zu wechseln, doch wahrscheinlich war das der richtige Grund gewesen, warum ich hierher kam.

Sie mied meinen Blick und kreuzte ihre Arme. Offensichtlich verheimlichte sie etwas, doch wer war ich, um dies überhaupt wissen zu dürfen?

Ich ging auf sie zu und streckte meine Hand aus, ruckartig kniff sie ihre Augen zusammen, dabei wollte ich nur ihre Arme von einander lösen.

Nach einer kurzen Weile öffnete sie sie wieder. Im Schock taumelte sie leicht zurück und ließ sich nach unten auf die Matratze fallen.

Ich versuchte zu ignorieren, dass ihre Augen wässrig wurden. Sie weinte, doch gab keinen Laut von sich.
,,Es tut mir leid" Ich wusste nicht, warum ich mich entschuldigte.
,,Geh einfach, bitte" Wieder mied sie mein Blick.

Ich atmete noch einmal die saubere Luft tief ein. Ich öffnete und schloss die Tür sogleich. Mit schnellen Schritt lief ich den Flur entlang.

Ich hatte Angst um Quinn, doch wollte mir nichts anmerken lassen.
,,Auf Wiedersehen" Rief ich leise in die Wohnstube, doch nichts des gleichen wurde erwidert.

Ruckartig öffnete ich die Haustür und lief von dem Grundstück der Crowleys herunter.

Ich lief die Straße zu mir herauf. In der Einfahrt konnte ich das Auto meines Vaters sehen.

Ich hatte das Gefühl, dass ich es jemanden anvertrauen musste. Ich betrat das Haus und sah meinen Vater am Küchentisch sitzen.

Er machte sich irgendwelche Notizen, die sowieso niemand - einschließlich er selbst - lesen konnte.

,,Dad" Sagte ich monoton.
,,Nicht jetzt, Aspen" Versuchte er mich los zu werden.
,,Aber-" Sprach ich, doch wurde von Eliza unterbrochen, welche aus einem Nebenzimmer kam.
,,Wir sind gerade mit der Hochzeitsplanung beschäftigt, also bitte lass uns arbeiten" Was sie eigentlich mit ihren Worten zum Ausdruck bringen wollte, war: Hau ab, wir haben keine Zeit für dich, da wir viel zu beschäftigt mit uns selber sind.

Naja, ob sie das nun wirklich meinte oder nicht, war egal. Die Kernaussage blieb trotzdem die selbe: ich sollte sie in ruhe lassen

Beleidigt lief ich in mein Zimmer. Ich konnte diese Hexe von baldiger Stiefmutter einfach nicht ausstehen.

Ich hätte auch meine Mutter nach Rat fragen können, doch ich brauchte Hilfe aus Ashville und nicht aus Liverpool.

Was hätte Mom auch ausrichten können, wenn wir nicht mal in der selben Umgebung lebten?

Ich ließ mich auf mein Bett nieder und betrachtete mein Zimmer. Zu meiner linken standen Regale mit Büchern, Comics, DVD und anderen Schwachsinn. Zu meiner rechten stand ein riesiger Kleiderschrank, welcher die Halbe Seite einnahm, außerdem wurde der restliche Platz von einem Schreibtisch ausgefüllt, auf welches alles, außer Schulmaterialien lag.

Meine weiße Wand wurde außerdem von Postern, Lichterketten und anderen Wandschmuck geziert. Es sah aus, wie ein normales Zimmer. Ein Zimmer das Quinn nicht besaß.

In meinen Kopf wiederholten sich die Bilder der Kartons, und das mein Zimmer auch bald so aussehen würde.

Nicht nur wiederholten sich die Bilder, sondern auch ihre Worte spukten in meinem Kopf herum. Wenn es ihr tatsächlich gut gehen würde, dann würde sie nicht so leben, dann würde sie niemals so etwas sagen.

Eventuelle versuchte ich auch einfach mein Gewissen zu besänftigen. Was ging es mich denn an? Wir kannten uns nicht. Vorher interessierte ich mich ja auch nicht für sie?

Vielleicht war es auch einfach die Stadt mit ihren dummen altmodischen Werten gewesen, welche mich vom Gehen abhalten wollten.

Es hätte aber auch die Angst des neuen Lebens sein können. Ich gab es nicht gern zu, doch ich fürchtete mich vor Liverpool.

Ich zog aus einer Kleinstadt, wo man die Bewohner an Hand der Finger abzählen konnte, in eine Großstadt, wo sich nicht einmal die Nachbarn kannten.

Wahrscheinlich sollte mir nur der Abschied schwerer fallen.

It's Okay - I'm There For You Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt