1 - ANGEL

371 13 84
                                    

Angel von Sarah McLachlan begleitet euch durch das Kapitel

→→ 4 Tage vor der Beerdigung

Als Steve den Anruf erhielt, dass seine Frau schwer gestürzt sei und ins Krankenhaus gebracht werden müsste, hatte er auf der Arbeit alles stehen und liegen gelassen; nur um bei ihr sein zu können. Kim war hochschwanger und jeder noch so kleinste Sturz, hätte fatale Folgen - das wusste er. Nichts und niemand konnte ihn davon abhalten zu ihr zu eilen.

Im Krankenhaus traf er auf den aufgelösten Tony, der im Wartebereich saß und seine Ellenbogen auf seinen Knien abgestützt hatte. Sein Gesicht lag in den Händen und man konnte erkennen, dass seine Tränen auf den Boden tropften. Für Steve brach eine Welt zusammen, denn er malte sich bereits das schlimmste Szenario aus. Wie ging es Kim und dem Baby?

«Tony», flüsterte er nunmehr und war bereits selbst den Tränen nahe; die er jedoch nicht mehr zurückhalten konnte, als sein Freund den Kopf hob und ihn mit geröteten Augen ansah.

Steve kannte diesen Blick; er wusste, dass etwas schlimmes passiert sein musste, denn sonst würde Tony ihn nicht so anschauen.

«Wo ist sie?», fragte Steve ihn leise und mit gebrochener Stimme, während Tony sich aufrichtete und ihn mit nahm.

Sie liefen durch eine große, breite Tür; einen langen Gang hinunter, bis sie letztendlich vor einer weiteren großen Tür standen. Die Aufschrift, die auf dem Glas der Tür klebte, riss Steve den Boden unter den Füßen weg.

Sie standen vor der Tür der Pathologie. Immer wieder ließ Steve seinen Blick zwischen der Aufschrift und Tony hin und her schweifen, doch es änderte sich nichts in dem Gesicht seines Freundes. Nur die Trauer und der Schmerz befanden sich in Tonys braunen Augen. Als er auf die Klingel drückte und sich die Tür langsam öffnete, kam ihnen der Pathologe entgegen.

Mitfühlend sah er beide an, doch da er Tony bereits kannte, wandte er sich lediglich an Steve. Er nickte ihm zu und wartete darauf, dass Steve selbst dazu bereit war, diesen Schritt zu gehen. Doch könnte man für sowas überhaupt bereit sein?

Er schluckte schwer; versuchte seine Tränen irgendwie in Schach zu halten, doch je näher der Pathologe dem Raum kam, in dem Steve seine Frau vermutete, schnürte sich immer mehr seine Kehle zu. Er fühlte einen dumpfen Schmerz in seiner Brust; ein Druckgefühl, was ihn den Atem raubte; eine Angst, die sich in seinem ganzen Körper ausbreitete.

Tony blieb bei ihm und versuchte ihn irgendwie zu unterstützen, auch wenn er selbst mit seinen Gefühlen zu kämpfen hatte; doch er wusste, dass er jetzt für seinen Kumpel stark sein musste; er wusste, dass Steve es nicht allein durchstehen würde: Den Tod seiner Frau!

«Nein», flüsterte er, als er Kim regungslos auf diesem Tisch liegen sah.

Ihre Augen waren geschlossen; ihre Haut blass; ihre Lippen hatte jegliche Farbe verloren. Ihr Brustkorb war still; kein Atemzug verließ mehr ihre Lungen.

Wie sollte er das alles nur ohne sie schaffen? Warum musste es so enden? Sie hatten sich gerade erst wieder und jetzt sollte alles vorbei sein.

Steve hob zitternd seine rechte Hand, während die Tränen sich aus seinen Augenwinkeln kämpften und ihm an den Wangen hinab liefen. Sachte fuhr er mit seiner Hand an ihrem rechten Arm entlang, doch dieser war so kalt, dass er seine Hand im ersten Moment reflexartig zurückzog. Er konnte nicht fassen, dass diese einst so starke und selbstbewusste Frau; die ihn nur mit einem einzigen Wimpernschlag um den Verstand gebracht hatte, jetzt nicht mehr sein sollte. Er hatte das Verloren, was ihm das liebste war; das, was sein Leben erfüllt hatte.

Steve Rogers » Als alleinerziehender Vater ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt