PROLOG

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«Keine Sorge, ich passe auf mich auf. Ich liebe dich.»

Das waren die letzten Worte, die Steve von seiner Frau gehört hatte.
Worte, die in einer Endlosschleife durch seinen Kopf gingen.
Worte, die ihn so schnell nicht verlassen würden.
Worte, die ihn immer daran erinnern würden, wie stark sie war.

Mit Tränen, die ihm über die Wangen liefen, trug er seine Frau zu ihrer letzten Ruhestätte.
Zusammen mit seinen Freunden und Kollegen; zusammen mit ihrer Familie; zusammen mit den Menschen, die ihr über die Jahre hinweg immer wieder die Kraft gaben, weiterzumachen.

Weiterzumachen, wenn sie dachte, es geht nicht mehr.
So oft musste sie beweisen, dass sie sich nicht unterkriegen lässt.
So oft musste sie gegen irgendwelche Schurken kämpfen und doch hatte sie jetzt ihren Kampf verloren.

Ein dummer Unfall führte dazu, dass Kimberly mit starken inneren Blutungen ins Krankenhaus musste, während sie hochschwanger war. Schwanger mit deren gemeinsamen Tochter Mia. Obwohl die Ärzte alles taten, um das Leben der jungen Frau zu retten, erlag sie ihren Verletzungen noch im OP-Saal.

Den Weg, den ihre Familie nun gehen musste, war schwer und auch die Trauer um Kim, würde sicher noch den ein oder anderen Disput auslösen.

Während Tony seinem Schwiegersohn Steve für keine Sekunde die Schuld an ihrem Tod gab, sah dieser es jedoch anders. Er gab sich die Schuld daran, weil er nicht zu Hause war; weil er sie allein gelassen hatte und dieser Gedanke fraß ihn beinahe auf.

Obwohl sie die Beerdigung nur in einem kleinen Kreis abhalten wollten, hatten sich sehr viele Bewohner New Yorks dieser angeschlossen. Kim war nicht nur für ihre Familie eine Heldin, sondern auch für alle anderen. Viele hatten zu ihr aufgesehen; wollten so sein wie sie und jetzt hatten sie sie verloren.

Steve, der von all dem nicht viel mitbekam, war in seinen Gedanken versunken. Seine Atmung war flach, aber schnell; seine Augen rot von den Tränen; sein Herz gebrochen und obwohl er noch einen großen Teil von Kim besaß, konnte er dafür keine Liebe aufbringen.

Langsam stellten sie den Sarg auf dem Loch ab und entfernten sich von diesem, um ihre Plätze davor einnehmen zu können. Der Pfarrer hielt eine Rede, doch der Blick von Steve war stets auf den Sarg gerichtet; er blendete alles um sich herum aus, als würde er selbst nicht mehr existieren.

Als der Sarg schließlich nach unten gelassen wurde, brach Steve zusammen. Er sackte auf den Boden, ließ sich auf seine Knie fallen und schrie. Er schrie seinen Schmerz heraus, seinen Verlust und all seine Trauer, während die Tränen ihm wie ein Bach an den Wangen hinabliefen.

Bucky und Sam, die links und rechts neben ihm knieten, versuchten ihren Freund zu halten. Ihm Trost zu spenden, doch Steve ließ nichts zu. Viel zu sehr war er in seiner Blase gefangen. So sehr wie er Kim liebte, so sehr hatte er zuvor noch nie jemanden geliebt.

Sie hatte ihm gezeigt, wie wertvoll das Leben sein kann. Dass es sich lohnt zu kämpfen, egal wofür. Sie hatte seine Seele wieder repariert; ihn in der neuen Zeit willkommen geheißen und ihn nie aufgegeben; doch jetzt musste er sich für immer von ihr verabschieden.

Während die anderen sich von Kim verabschiedeten, indem sie weiße Rosen und etwas Erde in das Grab warfen, saß Steve noch immer auf dem Boden und starrte auf das Loch. Er war wie weggetreten, während die Tränen langsam aus seinen Augenwinkeln heraustraten und auf seinen Anzug tropften.

«Lassen wir ihn allein», nahm Steve nur noch dumpf wahr und er wusste, dass es Sam war, der Bucky dazu überredet hatte, ihn einfach in Ruhe zu lassen.

Alle wussten, dass sie ihm die nötige Zeit mit ihr allein geben mussten, weshalb sie sich einfach alle wegdrehten und den Friedhof verließen; bis nur noch er da war.

Langsam stand er auf, lief die zwei Schritte nach vorn und senkte seinen Blick. Die Tränen tropften auf den Sarg hinab, während er eine Handvoll rote Rosenblätter hineinrieseln ließ. Rote Rosenblätter, die ihr zeigen sollten, wie sehr er sie geliebt hat.

«Auch wenn ich es noch immer nicht verstehe, dass ich dich jetzt nie wieder sehen soll, danke ich dir für alles, was du je für mich getan hast. Ich danke dir, für die Jahre, die ich mit dir verbringen durfte. Für alles, was wir miteinander erlebt haben. Du bist die eine und wirst es auch immer bleiben! Ich liebe dich. Für immer und ewig.»

Steve Rogers » Als alleinerziehender Vater ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt