Das Dropship, welches Clarke auf die Erde gebracht hat, wird vermutlich ihre letzte Ruhestätte werden. Nach der Bruchlandung liegt es auf einer Lichtung im Wald und schätzungsweise wird es nie wieder abheben und fliegen können, doch es ist bewohnbar und die Stromzufuhr ist stabil. Ihre Leute haben das Raumschiff als Krankenstation umgebaut, seit Clarkes ominöse Krankheit sich verschlechtert hat. Ihr Bett steht am Fenster, so dass sie in den Wald hinaus sehen kann und damit automatischen einen Blick auf die Ansiedlung hat. Ihre Leute haben sich dort niedergelassen und es wird fleißig gebaut und ein vorübergehendes Heim geschaffen. Kein Wunder, dass es dort regsam zugeht, während Clarke hier liegt, wo es außer dem regelmäßigen Piepen ihrer Vitalfunktionen still ist. Clarke wünscht, sie könnte dabei sein und helfen. Sie hat so viele Pläne und Ideen und sie würde das alles so gerne miterleben. All ihre Freunde und die Menschen, mit denen sie zusammen hier gelandet ist, erleben gerade das aufregende Gefühl, das etwas Neues geschieht. Dass sie gemeinsam etwas erschaffen und Geschichte schreiben, außer Clarke. Clarke ist mittlerweile so schwach, dass sie nicht mehr alleine aufstehen kann.
„Die Hoffnung stirbt zuletzt, Clarke." Es sind Abbys Worte, die ihre Hand nimmt und gemeinsam sehen sie einen Moment aus dem Fenster und blicken auf die provisorischen Hütten und den aufgeackerten Boden, auf welchem Getreide und Gemüse angebaut wird. Die Sonne scheint und Abby hält ihre Nase in das Licht, als könnte sie Kraft daraus tanken. Abby unternimmt gleich einen weiteren Versuch, ihre Tochter zu retten und Clarke lässt es geschehen, auch wenn sie längst aufgegeben hat. Sie kann einfach nicht mehr. Sie ist zu kraftlos. Der Traum auf der Erde zu leben war zu schön, um für Clarke wahr zu werden. Es sollte nicht sein. Immerhin wird sie bald wieder mit ihrem geliebten Vater vereint sein. Clarke hat keine Angst zu gehen, er wird dort oben auf sie warten und in Empfang nehmen, zumindest tröstet dieser Gedanke sie ein wenig.
„Clarke, Liebes, wir fangen jetzt an. Schließ die Augen und wir sehen uns dann gleich wieder."
Clarke nickt und ringt sich ein Lächeln für Abby ab. Ihre Lippen fühlen sich so trocken an und sobald sich ihre Mundwinkel nach oben bewegen, schmerzt es. Ihre Mutter dreht die Injektion hoch, die an Clarkes Arm angeschlossen ist. Sie lächelt und sie wirkt zuversichtlich, also spielt Clarke mit und lächelt zurück. Den Gedanken, dass sie ihre Mutter vielleicht ein letztes Mal sehen wird, behält sie für sich. Sie waren nicht immer einer Meinung, aber Abby liebt Clarke auf ihre eigene Weise und gerade kämpft sie wie eine Löwenmutter um Clarkes Leben.
Für Finn wird es schwer werden. Sie sind seit zwei Jahren ein Paar und da er Waise ist, ist Clarke alles an Familie, was er hat. Wenn sie stirbt, wird es ihn hart treffen. Schuldgefühle schlummern in ihr, weil sie doch längst weiß, dass seine Liebe zu ihr immer tiefer war, als sie selbst für ihn empfindet. Er spricht davon, eine Familie auf der Erde zu gründen, und da sie nun hier angekommen sind, kann es ihm gar nicht schnell genug gehen. Sie haben in letzter Zeit deswegen viel gestritten. Finn möchte sich fortpflanzen. Vermutlich trägt die Tatsache, dass er Waise ist einiges dazu bei, dass er es so eilig hat. Clarke mit ihren 18 Jahren hat andere Pläne und in ihr regt sich das nagende Gefühl, dass es nicht die Art von Liebe ist, die du mit deinem ganzen Herzen fühlen solltest. Es fehlt Leidenschaft, Verzückung und Begeisterung und das gewisse Gefühl, dass du diesen Menschen dein Leben lang bedingungslos lieben wirst. Der Gedanke, dass sie dies niemals empfunden hat und ihr junges Leben bald vorbei sein könnte, ohne die Süße der Liebe jemals zu erleben, macht sie traurig.
Clarke versucht, Energie zu finden, damit ihr Körper den Eingriff überstehen wird. Sie denkt an Raven und Oktavia, daran, wie glücklich ihre besten Freundinnen sind und wie viel glücklicher sie wären, wenn mit Clarkes Gesundheit alles in Ordnung käme. Dann würden sie zusammen die Erde erforschen, so wie sie es sich in vielen Nächten oben im Weltall auf der Ark ausgemalt und erträumt hatten. Die Erde wurde vor vielen Jahren auf Grund eines nuklearen Krieges unbewohnbar und ihre Vorahnen mussten ihre Heimat verlassen und sie lebten seither auf einer riesigen Raumstation im Weltall. Dort oben bereiteten sie sich auf den Tag vor, an dem die Erde wieder bewohnbar war. Der Tag war gekommen. Sie sind 100 Menschen, auf die Zahl genau. Darunter Familien, Erwachsene fast eines jeden Alters, Kinder, Jugendliche und Greise, bunt gemischt, wie eben in einer normalen Siedlung. Nur waren sie bisher im Weltall die einzige Siedlung und werden es mit großer Wahrscheinlichkeit auf der Erde ebenso bleiben. Welches Lebewesen sollte auch in den letzten 97 Jahre auf dieser Erde überlebt haben können? Es war alles radioaktiv versucht. Die Gelehrten berechneten den Tag, an den ihre Leute auf die Erde zurückkehren konnten und schließen gleichzeitig ein mögliches Überleben hier aus. Marcus Kane ist ihr Kanzler, aber im Grunde sorgen sie alle für Gerechtigkeit und Ordnung. Es gibt einen Rat, in dem Clarke nun, da sie volljährig ist, beitreten möchte. Ihr Vater war dort sehr angesehen und auch ihre Mutter ist Mitglied des Rates.
Clarke denkt an die Erde, so wie sie jetzt ist. Die Natur hat sich erholt, so wunderschön. Sie kann nicht anders, auch wenn diese Erde sie vermutlich tötet. Es ist eine bittere Pille und unfair, dennoch ist sie so dankbar hier zu sein. Jedes Erlebnis, dass sie hier bereits erlebte war Staunen, Verzückung, aufregend wie eine neue Liebe, nach der sie sich so sehnt. Es ist alles, dieser Planet. Und dann kicken die Schmerzmittel ein und es wird alles schwarz und leicht.
Es ist der letzte Versuch, den sie unternehmen. Wenn Clarks Körper die Transplantation wieder abstoßen wird, gibt es für sie keine Hoffnung mehr, denn sie ist bereits zu schwach. Die künstliche Intelligenz auf dem Dropship, von allen A.L.I.E genannt, hat ausgerechnet, dass ihre Überlebenschancen bei 4 Prozent liegen. Eine bittere Wahrheit. Aber A.L.I.E. hat Clarke noch nie angelogen. Sie sagt ihr immer die Wahrheit, auch wenn Clarke ihr beigebracht hat, zu erkennen, wann es angebracht ist, sanft zu sein. Es war dennoch ein Schlag es von ihr zu hören. Wenn du etwas wissen willst, musst du mit der Antwort leben können. Oder du lebst eh nicht mehr lange.
Seit Clarke auf der Erde ist, ist sie krank. Morgen wird es ein Monat, aber es kommt ihr viel länger vor, weil jeder Tag so intensiv war und sie so viel erlebt hat. Clarke liebt die Erde, das Grün, die Luft, die Natur, einfach alles. Aber der Abtörner ist natürlich, dass ihr Körper die Umstände hier nicht verträgt. Ihr Körper wurde langsam schwächer, bis zu dem Punkt, als ihr klar wurde, dass es etwas Ernstes ist und nicht, etwa die Hitze, oder andere Krankheiten, selbst eine Schwangerschaft haben sie ausgeschlossen. Etwas ist mit ihrem Körper ganz und gar nicht in Ordnung und es hängt im Zusammenhang mit der geliebten Erde.
Clarke scheint die Einzige mit diesen Problemen zu sein. Sie ist blass und schwach, sie blutet aus der Nase, sie hustet und sie fühlt sich wie eine alte kranke Frau.
Abby mit ihrer ärztlichen Ausbildung hat alles versucht. Es fanden viele Tests statt. Dann Medikamente, Transfusionen und Chemotherapie. Aber was soll man tun, wenn man gegen einen Geist im eigenen Körper kämpft, der das eigene Blut ständig versucht, zu verseuchen. Das ist zumindest die Annahme, zu welcher sie gekommen sind. Die Zeit läuft davon und heute bekommt sie einen kompletten Blutaustausch.
Es ist Bellamys Blut. Nicht gerade ein verlockender Gedanke, dennoch muss sie zugegeben, dass sie den alten Nörgler während der vergangenen Zeit auf der Erde, zu schätzen gelernt hat. Auf der Ark hat sie ihn nie richtig kennengelernt. Er war Oktavias älterer Bruder und somit automatisch nervig und ein No Go. Bellamy hat nicht mal mit der Wimper gezuckt und sich so viel Blut abnehmen lassen, dass er ein paar Tage nicht mit den anderen mitarbeiten konnte und sich ausruhen musste. Sie hatten einen ‚kleinen' Moment, als er nach Clarke gesehen hat und sie sich bedankt hat. Sie sahen sich beide an und Clarke hat etwas gespürt. Er ist süß und auch wenn es Finn gibt, schauen ist erlaubt und Clarke hat ein wenig länger hingeschaut. Abby bereitete sein Blut auf, das laut Proben kompatibel ist. Wenn sie lebt, dann wird es sein Blut sein, das in ihr fließt. Aber wie gesagt, wahrscheinlich ist es egal, wahrscheinlich wird sie nicht mehr lange damit leben. Ja, ihr Zynismus spricht da, doch sie hat bereits Blutkonserven erhalten und es verzögert nur den Verlauf ihrer Krankheit aber es heilt sie nicht.
Clarke ist jetzt in diesem Zustand, wo sie weiß, dass sie keine Schmerzen haben wird, aber dennoch entfernt mitbekommt, dass an ihr herumgedoktert wird. Ein leichter Dämmerschlaf. Eine Vollnarkose wäre zu riskant gewesen, vermutlich wäre ihr geschwächter Körper daraus nie mehr erwacht.
Clarke hört Abby und Marcus, der ihr assistiert, leise reden. Hört wie sie die Infusion und das Blut bereit machen, dass in ihre Vene gepumpt wird. Clarke konzentriert sich auf etwas anderes, sie möchte nicht einschlafen, weil sie dies versprochen hat, also blendet sie einfach alles aus und denkt weiter an die Erde.
Clarke sieht intensives Blau, so wie Raven und Oktavia den See beschrieben haben, den ihre Leute entdeckt haben. Sie haben sich gar nicht mehr eingekriegt. Dort haben sie Muscheln gefunden und die schönste Clarke mitgebracht und ihr als Glücksbringer geschenkt. Dann denkt sie an ihre Lieblingsfarbe grün. Grün ist ihr Glück. Als sie die saftigen Wiesen und die Bäume und Pflanzen das erste Mal gesehen hat, hat sie geweint vor Freude. Grün beruhigt sie, grün erdet sie und irgendwann schläft sie dann doch ein und denkt an gar nichts mehr.
DU LIEST GERADE
Ein Teil von ihr
RomanceDie junge Clarke ist mir ihren Leuten auf der Erde angekommen. Doch die Freude hält nicht lange, da sie von einer rätselhaften Krankheit heimgesucht wird, die in direkter Verbindung mit der Erde steht. Das Chaos wird komplett, sind sie doch keineswe...