Nein. Das ernüchtert Clarke augenblicklich. Sie verkneift sich allerdings eine bissige Retoure, lieber wartet sie ab, was der Commander zu sagen hat und zu Clarkes Erleichterung, lässt sie das eindeutige Nein nicht einfach so stehen, sondern erklärt sich, was sie wirklich von Clarke will.
„Ich habe viele Fragen, die ich beantwortet haben möchte. Zum Beispiel, wie dein Volk so lange im Weltall überleben konnte. Ich möchte wissen, welche Technologien ihr benutzt habt. Ich hab euere Waffen gesehen, sie sind beeindruckend, doch wie funktionieren sie? Es sind viele Fragen, die ich habe und du wirst mir alles erklären."
Clarkes Stimmung sinkt noch mehr, und zwar tief in den Keller und wieder kann sie ihre Emotionen und ihren Sarkasmus nicht zurückhalten, es ist wie ein Schutzschild. „Du möchtest mich aushorchen, unsere Geheimnisse und Waffen kennenlernen und sie dann gegen uns benutzen. Denkst du wirklich, nur weil ich blond bin, werde dir einfach so alles erzählen? Tss." Keine Ahnung was Clarke dachte, aber nicht, dass sie als Instrument für den Commander dienen soll und wenn diese genug von ihr hat, lässt sie Clarke beseitigen, wie ein lästiges Insekt. Erst den Honig ernten und dann mit der Hand nach der Biene klatschen.
Der Commander zieht verständnislos die Augenbrauen zusammen, was Clarke noch mehr nervt. Natürlich versteht die Frau keine Blondinenwitze. Kein Scherz, diese Frau treibt Clarke tatsächlich in den Wahnsinn. Doofe grüne Augen starren sie irritiert an und dann kann Clarke beinahe die Atemwolke sehen, die der Commander ausstößt.
„Ich möchte keinen Krieg, Clarke, da habe ich bereits deutlich gemacht, sonst würden wir längst kämpfen und nicht mit unseren Mündern sprechen. Ich möchte in den Austausch gehen. Ich bin der Ansicht, dass unsere Völker voneinander lernen können, ist das nicht offensichtlich? Ihr habt im Weltall überlebt, wir auf der Erde. Es gibt gemeinsame Feinde auf der Erde, von denen euer Volk noch keine Ahnung hat. Ihr braucht uns mehr als wir euch, das wird dein Volk bald lernen. Ich mache dir ein Angebot. Du wirst hier gut versorgt werden und wir werden viel Zeit miteinander verbringen, es wird dir gut gehen."
„Und dann am Ende, nachdem ich deinen Wissensdurst gestillt habe, wirst du mich töten." Es sollte wie eine Frage klingen, aber Clarke hat das Fragezeichen am Ende vergessen. Sie ist zu forsch, zu zynisch. Vielleich hat sie auch Angst die Antwort zu hören und hat sie deshalb dem Commander vorweggenommen. Clarke lässt die Schultern hängen.
„Die Zeit auf der Erde ist ein Geschenk, deine ist bereits abgelaufen. Mit meinem Angebot gewinnst du mehr Zeit, Clarke, denn das ist es, was ich dir anbiete. Sterben wird jeder und niemand weiß, wie viel Zeit er noch hat. Das ist eine offensichtliche Tatsache."
Clark schnaubt. Wie kann man nur so abgebrüht sein und in diesem Alter schon von seinem eigenen Tod sprechen und ihn akzeptieren. Der Commander sieht nicht älter aus als sie selbst. Ihr Gesicht hat keinen Makel und manchmal hat sie junge Züge an sich, aber Clarke hat sie noch nie lachen sehen, da ist es schwer das wirkliche Alter zu schätzen. „Tolle Aussichten. Mehr Zeit, in welcher mir bewusst ist, dass ich jede Sekunde damit rechnen muss, gekillt zu werden und mein Leben gleich vorbei sein wird. Ist unter diesen Umständen mehr Zeit wirklich wert? Was nutzt es mir, wenn ich lebe aber nicht glücklich bin."
„Dir wird es hier an nichts fehlen."
Clarke kann da definitiv dagegen halten, aber sie spart sich den Atem. Sie ist sich sicher, dass der Commander noch nie etwas von den schönen Dingen des Lebens gehört hat. Von Spaß und Liebe. Clarke wettet, die Frau kennt beides nicht. Kein Wunder, dass sie deshalb so einen Stock im Arsch hat. „Von was für einer Zeitspanne reden wir überhaupt? Und werde ich meine Leute wiedersehen?" Clarke stellt besser Fragen an dieser Stelle, statt dem Commander ihr Meinung zu geigen.
„Diese Fragen kann ich dir im Augenblick nicht beantworten."
„Ich weiß also nicht, auf was ich mich genau einlasse?" Clarke faucht, aber dieses Mal achtet sie darauf, dass es wie eine Frage klingt.
„Ich hatte eine solche Situation auch noch nicht. Es wird sich zeigen, wie sich die Dinge entwickeln."
Diese Frau ist unglaublich in ihrer Art und die Weise, wie sie Dinge angeht, harsch und nüchtern. Diese Frau muss wirklich noch nie etwas empfunden haben, wenn sie so ist. Clarke hasst es, dass sie ihr ausgeliefert ist.
„Und was wenn ich ablehne? Tötet ihr mich dann?"
Der Commander nickt so schwach, es ist nur ein kurzes Anheben ihres Kopfes. Wenn Clark in diesem Moment nicht zu ihr sehen würde, hätte sie es nicht bemerkt. Die Antwort versetzt ihr dennoch einen Dämpfer. Clarke wollte immer ehrlich behandelt werden, wissen, woran sie ist, das war ihr immer schon wichtig. Jetzt wo sie die nackten Tatsachen vor sich sieht, ist es grausam. Sie möchte noch mehr diskutieren, es ist zu ungewiss, was passieren wird. Aber im Augenblick ist es eine Alternative, wenn auch eine unschöne, aber es ist eine Alternative. Was bleibt ihr anderes übrig, sie möchte nicht sterben. Vielleicht muss Clarke lernen, anders mit dem Commander zu kommunizieren. Vielleicht einen Weg finden, dass sie weiter gebraucht wird und vielleicht kann sie sich davon stehlen, wenn sie das Vertrauen des Commanders gewinnt. Ja das klingt nach einem Plan. Sie wird kein Werkzeug für den Commander sein, sie wird clever sein und ihre Chance wittern. Clarke darf nicht aufgeben, sie ist eine Kämpferin und sie muss sich entscheiden. Jetzt.
„Okay," sagt Clarke. „Ich nehme dein Angebot an," automatisch streckt Clarke die Hand nach ihr aus, doch der Commander macht keine Anstalten danach zu greifen und ihre Hand verweilt unbeholfen in der Luft. Man besiegelt einen Deal mit dem Handschlag, es ist ein uralter Brauch, was sicher auch dem Commander geläufig ist. Doch diese greift nicht danach, obwohl sie die ausgestreckte Hand offensichtlich bemerkt. Sie möchte die Berührung vermeiden. Na toll, das fängt schon mal gut an. Aber es kränkt Clarke nicht wirklich.
„Wie geht es jetzt weiter?" , fragt Clarke und zieht ihre Hand gleichgültig zurück.
„Als Erstes wirst du das Chaos aufräumen, ich dulde keine Unordnung in meinen Räumen. Die Treffen werden hier in deinem Zimmer stattfinden, aber wenn es so aussieht, werde ich keinen Fuß in die Türe setzen."
Diese Aussage lässt schon wieder Clarkes Blut in Wallung bringen. Was denkt die Frau eigentlich, wer sie ist. Der Commander, offensichtlich geboren um zu kommandieren. Aber Clarke ist nicht eine von ihrem Volk und ganz sicher nicht deren Leibeigene. Clarke muss versuchen, sich von dieser Art nicht mehr reizen zu lassen, es nutzt ihr nichts, wenn sie gleich wieder explodiert. Diese Frau hat gelernt ihre Emotionen im Griff zu halten und Clarke muss herausfinden, wie sie das macht. Also schluckt Clarke ihren Ärger hinab. Es fällt ihr schwer, aber sie beschließt in dieser Sekunde, dass sie sich nicht mehr von dieser Frau reizen lässt. Das bringt nichts und kostet sie nur Nerven und unnötige Energie. Sie muss ihren Plan ändern, wenn sie überleben möchte. Clark ist frustriert, aber sie wird nachgeben. Sie wird diese Frau knacken und ihre Zeit wird noch kommen. Sie muss ihr Temperament zügeln um clever zu bleiben. Das wird schwer, aber es wird wohl machbar sein.
Clarke versucht ihre neue Taktik und atmet tief durch, obwohl es in ihr brodelt und der Sarkasmus auf ihrer Zunge klebt.
„Wirst du mir dabei helfen, Commander? Ich schneide mich sonst an den Scherben, ich bin sehr ungeschickt, wenn es ums Aufräumen geht. Auf der Ark hatten wir Technologien, welche das für uns übernommen hat. Staubsauger und so."
Letzteres wirft Clarke ihr als kleinen Brocken hin, um zu sehen, wie sie reagiert. Und siehe da, die Augen des Commanders werden ein bisschen größer und neugierig. Sie versteckt sofort ihre Emotion, das Gesicht gibt sich wieder gleichgültig, doch es war da. „Staubsauger?"
Clarke triumphiert. Das Wissen, das ist ihre Macht, damit kann sie den Commander ködern. Das ist es, was diese Frau von ihr will. Es ist lustig, dass ihr jetzt auffällt, dass in diesem Schloss kein Strom läuft, aber wozu hätte sie ihn auch bisher gebraucht. Clarke auf der anderen Seite hätte ohne Technologie niemals überleben können. Ohne A.L.i.E., denkt sie bitter. Eindeutig ist ihr Volk in diesem Dingen überleben. Ha.
„Ja. Ich kann dir davon erzählen, aber sicher nicht jetzt so zwischen Tür und Angel, in all dem Chaos. Du wolltest doch in den Austausch gehen?"
Der Commander nickt. „Ich schicke dir jemanden vorbei, der dir aufräumen hilft. Ich habe jetzt keine Zeit mehr, mein Zeitablauf ist schon genug durcheinander gekommen mit meinem Stopp hier, aber ich bin froh, dass wir uns einigen konnten. Morgen früh nach dem Frühstück, werde ich dich besuchen. Ich möchte, dass du dann offen für mich bist und deinen Zorn im Griff hast. Sei bereit, meine Neugier zu befriedigen."
Mit diesen Worten dreht sie sich um und geht mit hocherhobenen Haupt davon. Ihr Mantel fliegt dabei und Clarke kann nur starren.
„Fick dich!" , schreit Clarke hinterher, so dass der Commander es auf jeden Fall hört. Ein zerbrochenes Stuhlbein fliegt ebenfalls hinterher, doch das Holz prallt an der Tür ab und Clarke ist wieder alleine.
Dieses arrogante Aas. Na warte, das nächste Mal wird sie ihren Zorn im Griff haben. Sie wird die Schwachstelle des Commanders schon noch herausfinden und dann wendet sich das Blatt. Clarke benötigt nur Geduld, etwas das nicht gerade ihre Stärke ist. Das wird zur Zerreißprobe werden und eine gewaltige Herausforderung. Aber was solls, sie hat eh nichts anderes vor und Clarke liebt Herausforderungen.
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Ein Teil von ihr
RomanceDie junge Clarke ist mir ihren Leuten auf der Erde angekommen. Doch die Freude hält nicht lange, da sie von einer rätselhaften Krankheit heimgesucht wird, die in direkter Verbindung mit der Erde steht. Das Chaos wird komplett, sind sie doch keineswe...