eine Mutter zu sein

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Es ist nicht mehr Bellamys Blut, das Clarke in sich trägt. Abby hat einen Deal, mit dem Commander ausgehandelt. Das wollte sie Clarke noch sagen, ehe besagte Person den Raum betritt und die Chance verpasst ist. Ob sie später noch den Mut finden wird, kann sie nicht sagen.

Sie ist so froh, dass Clarke aufgewacht ist, und sie sieht wieder ganz normal aus. Clarke ist gesund, also war es das alles wert. Dennoch würde Abby gerne ihre Tochter mitnehmen und eingehend untersuchen, aber dazu bleibt keine Zeit. Der Commander betritt gerade den Saal.

Seit Abby und der Rest von Ihnen auf der Erde sind, jagt eine Krise die Nächste, dabei hätte schon die Tatsache alleine ausgereicht, sich hier zurechtzufinden. Das Überleben auf der Erde, die Suche nach Nahrung und Wasser, das selbst stellt sie alle vor eine Herausforderung. Sie sind dabei auf grausame Tiere getroffen, welche durch die Strahlen hässliche Missbildungen zeigten. Und sie haben von Früchten genascht, die so krank machen, dass man mehrere Tage danach noch erbricht. Und das nur, um zwei Beispiele zu nennen. Abby kommt kaum zur Ruhe.

Dann Clarkes mysteriöse Krankheit, wegen welcher Abby halb wahnsinnig vor Sorge ist und dann das Auftauchen der Grounder. Gott. Abby hat das Gefühl, dass sie ständig unter Strom steht, und nun müssen sie einen Krieg verhindern. Wegen dieser Sache hat sie bisher noch nicht mit dem Commander gesprochen und sie hofft, dass diese Umsicht zeigt. Ja, Abby hat den Commander bereits kennengelernt. Heda, wie sie von deren Volk genannt wird, mag unberechenbar sein, aber sie ist keine Wahnsinnige, die blind in eine Schlacht zieht. Das hofft Abby zumindest. Der Commander ist schwer einzuschätzen. Diese Person hat sich Abby gegenüber sehr unterschiedlich gezeigt. Sie wechselte auch ihr Aussehen, da ist es hart, sich ein Urteil zu bilden. Abby weiß inzwischen, dass sie ein Volk anführt, das bei ihr an erster Stelle steht und sie hat Traditionen zu bewahren. Aber Abby weiß auch, dass sie klug ist und immer einen kühlen Kopf bewahrt, das hat sie mit ihrer Tochter gemeinsam. Abby weiß zudem, dass sie gefährlich ist.

Nun steht ihre Tochter da und staunt mit offenen Mund. Clarkes Augen folgen der Ankunft des Commanders. Das blau ihrer Augen, dass ihrem Vater so ähnlich sieht, schimmert und verfolg jeden einzelnen Schritt und jede Bewegung. Da ist dieser bestimmte Ausdruck in ihrem Gesicht, den sie viel zu selten an ihrer Tochter sieht. Überraschung, wenn nicht sogar Faszination. Ja das trifft es gut. Wenn du etwas betrachtest, dass sofort Wirkung hat und dich gefangen nimmt. Clarke ist viel zu schnell erwachsen geworden und manchmal reagiert sie so nüchtern auf die schönen Dinge des Lebens, das Abby sich Sorgen macht. Sie wünscht sich, dass Clarke Begeisterung widerfährt. Das sie das Leben in vollen Zügen genießt und lebt. Das ausgerechnet der Commander, diese Art von Emotionen bei Clarke hervorruft, ist nicht dass, was Abby sich für Clarke wünscht. Dennoch. Endlich ein Mal zeigt ihr hübsches Gesicht Regung. Und zugegeben, der Commander ist fesselnd. Abby war auch vom Commander fasziniert, wenngleich aus anderen Gründen.

Abbys erste Begegnung mit dem Commander lief völlig anders ab.

Der Commander kam bewusst auf Abby zu und sie war bei dieser Begegnung verkleidet in der Gestalt einer jungen unscheinbaren Frau. Mit Ruß auf den Wangen und Kopftuch im Haar. Abby kam mit ihr ins Gespräch, auch wenn die Grounder Frau vorgab, nur die Hälfte zu verstehen, von dem, was Abby sie fragte und erzählte. Sie schauspielerte gut, keine Frage und Abby fand sie sympathisch. Sie stellte viele Fragen, sah das Dropship mit großen Augen an und schnüffelte. Anfangs dachte sich Abby nichts über die Neugier. Sie selbst wollte sich auch mit dem Volk austauschen und begrüsste das Interesse. Das Lexa, wie sie sich nannte, schnell Interesse an Clarke zeigte, fand Abby nicht ungewöhnlich. Die beiden sind im selben Alter. Und Lexa spendete Abby Trost, während Clarke dort lag und gegen ihre mysteriöse Krankheit kämpfte. Clarke hat auf der Ark niemals diese Symptome gezeigt, höchstens als Baby. Alles wies darauf hin, das es am Sauerstoffanteil im Blut lag, welcher auf der Erde viel reiner war. Clarke hatte bereits als Baby einen kompletten Blutaustausch hinter sich, da sie unter Neugeborenen Gelbsucht litt. Das Spenderblut war zu lange auf der Ark. Konnte es deshalb sein, dass es unter den Bedingungen der Erde nicht richtig arbeitete? Es war die einzige Diagnose, die Sinn machte und an welche Abby sich klammerte. Clarke benötigte erneut einen kompletten Blutaustausch.

Bellamy zuckte nicht mit der Wimper und da A.L.I.E. ausrechnete, dass es kompatibel sei, nahmen sie sein Blut. Abby wartetet nach dem Eingriff darauf, dass sich der Zustand ihrer Tochter besserte, als sie Lexa kennenlernte. Und Lexa half Abby dabei, Clarke zu versorgen und Abby zeigte ihr ein paar Behandlungsmethoden. Arme massieren, Beine massieren und Clarkes schmalen Körper am Leben zu halten, während dieser kämpfte und dass neue Blut annahm. Sie halfen gemeinsam, erzählten sich Geschichten und Lexa spendete ihr zudem Trost. Sie sagte, Ich kann sehen, dass Clarke Leben wird, sie ist geboren, um ihr Volk zu führen. She will be great. Abby verstand nicht alles, was Lexa sagte und die fremden Wörter, die sie manchmal zu ihrer Tochter flüsterte. Aber sie hoffte auf die verheißungsvollen Worte der Grounder Frau. Abby war über jede Hilfe froh und deshalb auch über jedes Kraut, das Lexa brachte oder jede noch so kleine Hoffnung, die mit dieser Frau folgte. Abby nahm es begierig an.

Und sie war nicht die Einzige, die Bekanntschaft mit den Groundern schloss. Es bildeten sich Romanzen, was nicht verwunderlich ist, Gegensätze ziehen sich immer an. Und das Grounder Volk ist anders. Leidenschaftlicher, sehr verbunden mit der Erde und vielleicht ein wenig wild.

Lexa kam auch nach dem Vorfall mit Finn und lies sich davon nicht abschrecken. Das Chaos war dennoch vorprogrammiert und es eskalierte zwischen Groundern und ihren Leuten und die Garde Schritt ein.

Aber es beruhigte sich auch wieder.

Lexa kam weiterhin zum Dropship und sah nach Clarke, doch der Zustand ihrer Tochter wurde nicht besser. Im Gegenteil. Es gibt nichts schlimmeres, als dein eigenes Kind krank vor dir liegen zu sehen. Abby kam sich niemals zuvor so nutzlos in ihrer Arbeit als Ärztin vor. Sie hat so viele Leben geredet und nun würde sie bei ihrer Tochter versagen. Weshalb half der Blutaustausch nicht? Abby konnte nicht zusehen, wie Clarke langsam, aber sicher abbaute. Es stand schlecht um ihre Tochter.

Erst gab es keine Anzeichen, Lexa zu misstrauen. Doch dann stahl die Frau sich immer öfters ins Dropship und einmal beobachtete Abby sie dabei, wie sie die fiebernde Clarke anstarrte. Sie hat versucht, irgendetwas mit Clarke anzustellen, Abby weiß nicht was, aber sie erwischte Lexa dabei und wurde misstrauisch. Es kam ihr plötzlich seltsam vor und da Clarke im Sterben lag, eskalierte es. Es eskalierte schnell und es kam alles ans Licht.

Lexa ist der Commander.

Und der Commander hatte eine Möglichkeit, Clarke zu retten, doch es blieb keine Zeit übrig über die Konsequenzen nachzudenken. Und Konsequenzen und Bedingungen gab es.

Was tut man nicht alles, um womöglich das Leben seiner Tochter zu retten? Abby ging den Deal ein, der sie nachts nicht schlafen lässt. Aber vielleicht wird auch alles gut. Denn es wirkte. Clarkes Zustand beruhigte sich und nun ist sie wach. Denn die Antwort auf die Frage, was man nicht tut, um womöglich das Leben seiner Tochter zu retten lautet: Man tut alles!

Abby wüsste wirklich gerne, was im Commander vorgeht. Seit sie sich als Commander offenbarte, trägt sie eine kühle Maske. Abby glaubt, dass sie dahinter einiges versteckt.

Warum sie es nicht dabei belassen können und von vorne anfangen versteht Abby nicht. Clarke hat Recht. Sie können hier an einer Tafel sitzen, trinken und speisen, aber wenn sie Finn nicht ausliefern, gibt es Krieg. Weshalb? Weil Finn schuldig ist. Sie haben ihre Leute auch gefloatet, geht es Abby durch den Kopf. Aber es geht auch anders. Deshalb ist sie hier an der Tafel des Commanders und ihren Beratern, um eine andere Lösung zu finden, als die Auslieferung von Finn und damit seinen sicheren Tod.

Der Commander stolziert den Gang entlang und jedes Anzeichen von der Grounder Frau Lexa ist daraus verschwunden. Sie trägt die Nase hoch oben und blickt weder nach links noch nach rechts. Sie übt die Macht aus, die mit ihrer Präsenz kommt. Abby kommt diese Dominanz entgegen, denn so bemerkt der Commander ihre Tochter nicht. Abby möchte nicht, dass die beiden aufeinandertreffen, jetzt wo Clarke aufgewacht ist.

Und so wendet Abby sich eilig an ihre Tochter.

„Clarke, du musst gehen. Es sind nur Ratsmitglieder zugelassen. Ich versuche, uns Zeit zu gewinnen und den Commander umzustimmen." Hoffentlich gelingt ihr das. Wenn nicht muss sie um ein Gespräch unter zwei Augen bitten. Abby hat ein Aas im Ärmel, auch wenn es nicht so weit kommen darf.

Clarke reagiert nicht. So wie sie den Commander anstarrt, etwas daran sendet ein Wahrzeichen in Abbys Bauch. Doch jetzt ist nicht die Zeit, das unangenehme Gefühl, verstehen zu wollen.

Abby schüttelt ihrer Tochter am Ärmel. „Clarke?! Du musst gehen. Halte dich Richtung Norden," drängt sie.

Es dauert noch ein, zwei lange Sekunden, dann wendet Clarke ihre Augen ab. Ihr Mund ist noch immer offen, doch sie nickt. Ihr Gesicht ist ein riesiges großes Fragenzeichen. Verwunderung und Sensation.

Abby macht eine schnelle Bewegung mit ihrer Hand. Sie scheucht Clarke damit unsanft fort, doch es wirkt und ihre Tochter setzt sich in Bewegung. Erleichtert beobachtet Abby, wie Clarke die kleine Türe öffnet und verschwindet. Dann kehrt Abby zu ihrem Platz zurück. Es gilt sich dem Commander erneut zu stellen und einen Krieg zu verhindern.

Ein Teil von ihrWo Geschichten leben. Entdecke jetzt