Ich akzeptiere, dein Bittgesuch, Clarke, hat der Commander erwidert.
Clarke wird in ein Zimmer gebracht und die Türe wird abgeschlossen und der Schlüssel dreimal umgedreht. Es ist spät und daher dunkel im Zimmer und Clarke setzt sich geistesabwesend auf das Bett und fragt sich, ob es richtig ist, was sie getan hat. Ihr Herz klopft unnatürlich schnell und sie hat Angst. Die Entscheidung ist gefallen, es gibt kein Zurück mehr. Alles ging so schnell, eben noch fühlte sie sich mutig, stellte sich dem Commander und nun? Etwas nagt in ihr und ihr ist übel. Was dachte Clarke? Das sie den Commander umstimmen wird? Das sie Finn und sich retten kann? Sie dachte jedenfalls, dass sie etwas tun muss und noch mehr Zeit gewinnt. Clarke dachte, dass sie sich zumindest von ihren Leuten verabschieden darf und nicht, dass sie gleich abgeführt wird. Jetzt sitzt sie hier, allein und Finn kann sie nicht retten, weil sie ihn gerettet hat. Es wäre sein sicherer Tod, würde er hierherkommen. Und Clarke weiß eines, sie konnte Finns Todesurteil nicht akzeptieren. Da ist nicht nur der Verlust, sondern auch die Schuldgefühle, die sie tief in sich trägt. Ich hab es nur für dich getan, Clarke. Eigentlich gibt es keine richtige Antwort auf die Frage, ob sie die richtige Entscheidung getroffen hat, die Frage an sich ist zu grausam. Doch eine weitere Alternative gibt es nicht. Plötzlich wird ihr schlecht und sie beugt sich nach vorne und würgt. Dann übergibt sich Clarke auf den Boden und Tränen treten dabei hervor. Am Ende dieser Nacht beantwortet sich Clarke ihre eigene Frage, mit einem lauten "Ja." In dieser Nacht redet sich Clarke vieles ein, aber es hilft, um irgendwann erschöpft einzuschlafen, auch wenn sie dabei in gekrümmter Haltung auf dem weichen Bett liegt.
Der nächste Tag kommt und sie ist immer noch in diesem Zimmer in dem Anwesen, wo der Commander der Grounders lebt. Vom Commander selbst, fehlt jede Spur. Am Tag, als es hell ist, betrachtet Clarke das Zimmer. Es ist hübsch, mit einem riesigen weichen Himmelbett, einem Tisch und großen Fenstern. Aber Clare sieht nicht hinaus. Sie möchte die Welt nicht sehen, von der sie bald nichts mehr haben wird, also schließt sie die Vorhänge und brütet. Angrenzend durch eine Schwingtüre befindet sich ein kleines Badezimmer mit Toilette und Waschbecken, wo sie durstig aus dem Wasserhahn trinkt.
Sie grübelt den ganzen Tag, sie ist apathisch und alles ist wie durch Watte gepackt. Sie schläft viel. Der Schlaf ist willkommen, sie kann sich an Orte träumen, Dinge erleben und sie entflieht der Situation und ihre Träume sind wild. Manchmal, wenn sie dann wach ist, fragt sie sich, ob sie das nicht auch träumt. Vielleicht schläft sie noch. Oder vielleicht liegt sie immer noch krank auf der Liege im Dropship und träumt. Aber das tut sie nicht oder? Sie hat ihr Leben für Finns eingetauscht und nun wartet sie darauf, dass man ihr das Leben nimmt. Das Schlimmste ist, dass sie nicht weiß, wann sie geholt wird. Ob es weh tun wird?
Clarke erhält drei Mahlzeiten pro Tag. Ein Mädchen, noch jünger als Clarke, huscht herein und stellt ein Tablett ab, so rasch, als hätte sie Angst vor Clarke. Doch Clarke juckt es nicht. An Essen kann sie nicht denken, also verzichtet sie und lässt es unberührt von dem Mädchen später wieder wegbringen. Dann vergeht ein weiter Tag, ohne das Clarke abgeholt wird oder mit ihr gesprochen wird. Ohne das sie weiß, wann es so weit ist.
Am dritten Tag wacht Clarke hungrig auf. Ihr Magen knurrt und sie erkennt, dass die Bauchschmerzen nicht aus Angst sind, sondern vor Hunger. Als das Essen gebracht wird, kann sie dem leckeren Geruch nicht länger widerstehen. Weshalb nicht nochmal speisen, bevor sie ins Gras beißen wird. Die Angst ist weg und ihr Zynismus kehrt zurück. Das ist perfekt, denn damit kann sie besser umgehen. Das Essen schmeckt noch köstlicher, als es riecht. Es ist frisch mit Gemüse, Fleisch und Obst. Es ist ohne Zweifel, das beste Essen, das sie jemals gespeist hat. Clarke beißt ihre Zähne in das Fleisch, schlingt das Gemüse in sich hinein und leckt anschließend den Teller leer. Dann fällt sie auf das weiche Bett und schläft ein.
Clarke wartet auf den Tod. Aber stattdessen wird sie wie ein Gast behandelt. Einen Gast, den man vergessen hat. Als ein weiterer Tag vergeht, an dem nichts passiert, spürt sie, dass sie kurz vorm Durchdrehen ist. Mittlerweile blickt sie sehnsuchtsvoll aus dem Fenster, wo sie eine wunderschöne Aussicht auf den Garten hat. Dort ist Leben, zumindest in Blumenvielfalt und Tieren, es scheint der private Teil des Gartens zu sein und Clarke hat Sehnsucht danach. An diesem Tag ist es zu viel, sie bekommt einen hysterischen Lachanfall. Als das Mädchen das Essen bringt, hat dieser längst in Wut umgeschlagen. Was soll dieser kranke Scheiß? Weshalb bringen es die Grounder nicht hinter sich. Wollten diese nicht ihre Rache?
„Ich möchte mit dem Commander sprechen," sagt sie zu dem Mädchen. Clarke lauert neben der Türe auf sie auf und als das Mädchen das leere Tablett in den Händen hält und wieder hinaus huschen will, steht dort Clarke und versperrt ihr den Weg. Das Mädchen erschrickt sich fast zu Tode und ihre Augen sind riesig und starren Clarke an.
„Ich möchte mit dem Commander sprechen," wiederholt Clarke ruhig aber bestimmt.
Das Mädchen sagt etwas in Trigedasleng, was Clarke nicht versteht. Sie lässt einen ganzen Redeschwall los. Sie umkreist Clarke und sucht den Rückzug Richtung Türe. Clarke platzt.
„Ich verstehe dich nicht. Commander. Treffen. Ich," unterbricht sie den Redeschwall und deute dann auf ihre eigene Brust und zur Tür.
Das Mädchen schüttelt nur mit dem Kopf und Clarke hat keine Ahnung, ob sie verstanden hat, was sie möchte. Frustriert schiebt sie sich an dem Mädchen vorbei, durch die offene Türe durch, nur um gleich von zwei Wachen auf ihrem Posten zurückgedrängt zu werden.
„Commander," brüllt sie die Wachen frustriert an. „Commander, Commander," wiederholt sie und nimmt den erst besten Gegenstand und knallt ihn auf den Boden. Es ist das leere Tablett, welches sie dem Mädchen aus den Händen reißt. Teller und Besteck fliegen durch den Raum und machen Krach. Das gefällt Clarke. Sie reißt Bilder von den Wänden und pfeffert diese ebenfalls quer durch den Raum. Clarke gerät in einen Strudel blinder Raserei. Sie wirft den Stuhl um, dann hebt sie ihn auf und bricht sein Fußbein ab. Sie flucht und schreit dabei und es ist befreiend. Niemals hat sie sich so aufgeführt, sich so gehen lassen. „Aarrrgggghh," plärrt sie und räumt mit ihrer Hand den Tisch ab und das Glas und der Kerzenständer fallen lautstark auf den Boden.
Als es nichts mehr zu zertrümmern gibt, beruhigt sie sich langsam, sie weiß nicht, was sie erwartet hat, aber sicher nicht, dass man sie gewähren lässt. Sie dreht sich um und das Mädchen hat die Hände schützend über den Kopf gelegt, als es merkt, dass es ruhig ist, hebt sie eilig das Tablett auf und eilt davon. Die Wachen vor der Türe haben sich keinen Zentimeter bewegt. Jemand hat ihnen wohl gesagt, dass sie auf keinen Fall ihren Posten verlassen dürfen.
„Aarrggghh", ruft Clarke ihnen frustriert zu, ehe sie die Türen verschließen können. „Ihr doofen Feiglinge! Warum tötet ihr mich nicht? Was soll der Scheiß?"
Clarke wirft mit sämtlichen Schimpfwörtern um sich, die ihr einfallen. Ihre Wut endet in Frustration und sie ist kurz davor zu heulen, so verzweifelt ist sie.
Und plötzlich hastet ein Schatten in den Raum und Clarke blinzelt die Wuttränen weg. Eine Silhouette baut sich vor ihr auf und dann steht sie vor ihr. Der Commander.
„Clarke? Was soll das hier alles?" Die Frau lässt ihren Blick auf das Chaos im Raum schweifen. Sie bleibt völlig ruhig und dann inspiziert sie Clarke und ihr Blick ist vorwurfsvoll, als würde sie ein Kind zur Rechenschaft ziehen.
„Das ist wirklich eine gute Frage," erwidert Clarke sarkastisch und kommt wieder in Rage. Jeder Idiot würde verstehen, weshalb sie ausgeflippt ist. „Was soll der Scheiß hier? Die schicken Möbel, das weiche Bett. Das leckere Essen?"
„Dann schmeckt es dir?," erwidert der Commander und Clarke schwört, es klingt hoffnungsvoll. Für einen Moment verschlägt es ihr die Sprache. „Weshalb schlägst du dann alles kurz und klein?" Grüne Augen klagen sie an.
Clarke ist fassungslos. Das ist nicht ihr Ernst oder? Diese Frau ist verrückt. Sicher hat diese schon mal etwas von Ironie gehört. Die Frau möchte Clarke in den Wahnsinn treiben. Vielleicht möchte sie, dass Clarke sich selbst umbringt. Das ist es, was sie die ganze Zeit vorhatte, deshalb hat sie Clarke hier eingesperrt, um sie wahnsinnig werden zu lassen, und damit in den Selbstmord zu treiben, aber den Gefallen wird Clarke ihr nicht tun.
„Wann tötest du mich?," fragt Clarke und baut sich vor ihr auf. Ihr ist egal, sollte sie den Commander heraus fordern, den wohl mächtigsten Menschen der Erde. Sie hat keine Angst mehr und ihr Stolz ist alles, was ihr bleibt. „Oder bist du zu feige es selbst zu tun und lässt mich stattdessen töten?", fügt sie hinzu und ihre Worte tropfen vor Hohn.
Erstmals zuckt der Commander mit der Wimper, doch starrt sie Clarke unentwegt an. Während Clarke auf eine Antwort wartet, hört sie ihren eigenen Atem, der heftig geht.
„Es ist noch Zeit."
„Was heißt das?"
Clarke schaut abwechselnd in ihr rechtes und linkes Auge. Weshalb spricht der Commander nicht Klartext mit ihr. Ihre Augen funkeln, als wollen sie Clarke töten, weshalb tut sie es dann nicht?
„Du bist mutig, Clarke und zäh. Ich habe dich auserwählt."
„Du hast mich auserwählt? Ha! Soweit ich mich erinnere, habe ich mein Leben eingetauscht für deine dämliche Blut verlangt nach Blut Sache. Jetzt möchte ich wissen, wann du es beenden wirst."
Dieses Mal verzieht der Commander keine Miene. Sie bringt eine Arroganz mit sich und schafft es, auf Clarke hinab zu schauen, auch wenn sie etwa gleich groß sind. Ihr Gesicht ist ausdrucksstark, das muss Clarke ihr lassen, doch Clarke mangelt es auch nicht an Selbstbewusstsein.
„Wir leben nach diesem Gesetz. Dennoch habe ich dich auserwählt." Ihr starker Kiefer mahlt, als sie die Worte hervor beißt.
„Und wiiieeesoooo hast du mich auserwählt?"
„Das sagte ich bereits."
Clarke verliert den Anstarr-Wettbewerb. Sie ist frustriert und sie hat keine Kraft mehr. Ihr Spott bringt sie auch nicht weiter. Clarke schaut auf das Chaos am Boden, gut vielleicht hat sie sich nicht von ihrer besten Seite gezeigt, aber was hat der Commander von ihr erwartet? Die Kulturen sind unterschiedlich, dennoch. Sie versteht nicht, weshalb der Commander so gelassen ist. Sie gibt Clarke das Gefühl, als sei als ihre eigene Schuld und als wäre sie unartig noch dazu. Ha! Und sie macht sich auch nicht die Mühe Clarke irgendetwas zu erklären, jedes Wort muss man ihr aus der Nase ziehen. Clarke seufzt. „Sprichst du auch mal mehr als immer nur zwei Sätze und in Rätseln?"
„Wenn du dich beruhigt hast, spreche ich mit dir."
„Okay, ich bin ganz ruhig und ich bin auch ganz Ohr, zu hören, für was du mich auserwählt hast."
„Spott deutet nicht darauf hin, dass man einen starken Geist hat."
Schlaumeier. „Aber es hilft, in einer Situation wie meiner nicht verrückt zu werden," erwidert Clarke und dieses Mal ist es ohne Spott. Sie ist am Ende und das ist die Wahrheit.
Der Commander blickt sie lange an und Clarke fragt sich, was sie sieht. Dann wendet sie ihren Blick zu den Wachen und nickt kurz mit dem Kopf. Clarke sieht zu, wie die Wachen die Türe schließen und dann sind der Commander und sie alleine. Clarke weiß nicht, was jetzt passieren wird. Sie fühlt sich nervös und gleichzeitig wie gelähmt. Sie beäugen sich, dann geht der Commander einen Schritt nach vorne, sie steigt dabei vorsichtig über das zerbrochene Glas und das Chaos das Clarke angerichtet hat, dann stellt sie sich ans Fenster und blickt hinaus.
„Komm," sagt sie und es klingt nun etwas sanfter, aber es ist immer noch ein Befehl. Clarke folgt ihr dennoch und tritt wortlos zu ihr ans Fenster. Der Schlossgarten, schön wie immer. Jetzt wo sie sich nicht mehr anstarren aber beide auf das Grüne hinaus blicken, beruhigt sich Clarke ein wenig. Als würde sich plötzlich eine warme Decke über sie legen.
„Gefällt dir der Garten?"
Okay, das ist nicht die Art von Konservation, auf welche Clarke gehofft hat. Aber sie versteht allmählich. Der Commander, möchte sich mit ihr unterhalten. Vielleicht möchte sie auf irgendetwas hinaus und Clarke verkneift sich ihren Spott, ebenso ihre Ungeduld und lässt sich darauf ein.
„Er ist wunderschön, so bunt und vielfältig," antwortet Clarke ehrlich.
„Welche Blumen gefallen dir am besten?"
„Die rosafarbene in dem Strauch links." Clarke muss nicht lange überlegen, sie hat sich diese Frage beantwort, als sie stundenlang die Blumen bewundert hat.
„Das ist eine Rose," erklärt der Commander. Es gibt sie in unterschiedlichen Farben. Jede Farbe hat eine besondere Bedeutung."
Clarke hat von Rosen gehört. In einem Buch, das sie gerne gelesen hat, hat der Mann der Frau einen Strauß Rosen geschenkt. Es war eine Geste der Liebe, aber sie kann sich nicht mehr erinnern, welche Farbe die Rosen hatten.
„Was bedeutet rosa?"
„Rosa steht für Zärtlichkeit, aber auch für Sehnsucht."
Oh. Clarke schluckt. Wie passend. Clarke sehnt sich nach Zärtlichkeit. Damit hat sie jetzt aber nicht gerechnet, dass ihre alten Gedanken hochkommen, die große Liebe zu finden. Es ist passend, aber nicht hier, nicht zu diesem Zeitpunkt. Aber sie hat auch nicht gerechnet, solche Worte aus dem Mund des Commanders zu hören. Es ist eigenartig und die Luft verändert sich ein wenig zwischen ihnen. Clarke hat das Gefühl, dass ihre Wangen selbst ein wenig rosa werden, wie albern, schallt sie sich. Dennoch ist sie froh, dass der Commander sie nicht sehen kann und ihren Blick auf den Garten gerichtet hält.
Es ist ruhig und die Stille zwischen ihnen ist laut. Dort hallen immer noch diese zwei Wörter und je länger die Stille ist, umso länger bleiben diese Worte.
Clarke hört, wie der Commander tief einatmet. Dann dreht sie sich zu Clarke. Das Grün ihrer Augen sticht im Tageslicht hervor. Die Hände hat sie vor sich gefaltet. Sie strahlt Ruhe aus, doch Clarke hat keine Ahnung, was sie von ihr zu erwarten hat.
„Clarke, du hast dich freiwillig in diese Situation gebracht. Du hast mich angefleht, dein Leben zu nehmen anstelle deines Geliebten. Er ist der wahre Schuldige."
Geliebten. Clarke glaubt nicht, das Finn ihr Geliebter ist. Aber das tut jetzt nichts zur Sache.
Clarke senkt die Augen. Die Realität ist zurück. So schnell. Sie kaut auf ihrer Unterlippe.
„Und was heißt das. Das ich gehen kann?" Clarke lacht über ihren eigenen kleinen Scherz, dann fällt ihr ein, dass sie nicht mehr spotten möchte. Ja sie hat sich selbst in diese Lage gebracht. Aber dennoch passiert nichts von dem, was sie erwarten sollte. Sie riskiert einen seitlichen Blick zurück zum Commander. Haben deren Lippen etwa gerade gezuckt? Hat sie etwa über Clarkes Witz geschmunzelt?
Doch dann folgt die klare Antwort auf ihre kleine Scherzfrage.
„Nein."
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Ein Teil von ihr
RomanceDie junge Clarke ist mir ihren Leuten auf der Erde angekommen. Doch die Freude hält nicht lange, da sie von einer rätselhaften Krankheit heimgesucht wird, die in direkter Verbindung mit der Erde steht. Das Chaos wird komplett, sind sie doch keineswe...