„Was willst du schon dagegen sagen? Nein?..."

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20 Minuten später...

Mama schrieb mir, ob mir etwas passiert sei. Da ich immer noch nicht zuhause war, darauf antwortete ich, dass Sebastian ein Gespräch hatte und ich nicht dazwischen platzen wollte.
Das verstand sie.
Der Mann und seine Tochter verließen das Bestattungshaus, ich versteckte mich währenddessen.
Als sie weg waren, ging ich hinein.

Doch ehe ich es mitbekam, war Sebastian verschwunden.

Langsam ging ich an den Särgen vorbei, danach riskierte ich einen Blick auf seinen Schreibtisch.
Doch es ging mich ja nichts an, also wandte ich meinen Blick schnell wieder ab.
Auf einmal...Hörte ich ihn singen.
Doch ich wusste nicht was es für ein Lied war, was er da sang.

Ich sah mich um, plötzlich bemerkte ich, dass seine Stimme aus seiner Kühlung kam.
All meinen Mut zusammen nehmend, ging ich auf die Tür zu und öffnete sie so leise wie möglich.
Er bemerkte es nicht, so verschaffte ich mir einen kleinen Blick hinein.

Und...Es war so schlimm.

Ein totes Mädchen lag auf seiner blitzeblank geputzten Wanne. Ich schätzte sie auf...10 Jahre alt.
Ja, stimmt! Davon erzählte er mir doch.
Sie hatte lange, schokobraune Haare. Ihre Augen waren geschlossen, am Körper trug sie ein Kleid.
Sebastian holte etwas, es sah aus, wie ein roter Lippenstift.

Damit malte er ihre Lippen an, und summte dabei.
Ich kam mir komisch vor, dass zu sehen.

„Wunderschön...Wirklich."
Lächelte er krank.

Er malte ihre Lippen weiter an, dann war er fertig.

„Was willst du schon dagegen sagen? Nein?"
Lachte er die Leiche an.

„Aber an dir fehlt noch etwas! Hmm...Lass mich überlegen..."
Er strich sich durch's Haar.

„Ich weiß! Puder fehlt dir. Du bist noch nicht blass genug."
Sagte er.

Dann holte er Puder und Pinsel, und so legte er los.
Ein Kind...Sebastian, dachte ich.
Wie kannst du denn als erwachsener Mann so schlimm sein. Es war so schlimm für mich. Er schminkte vor meinen Augen eine Kinderleiche, die Eltern hätten das bestimmt nicht gewollt. Niemals.
Wenn die das wüssten?
Er schminkte sie wie eine erwachsene Frau.
Und dabei summte er noch!

Wenn ich ehrlich sein sollte, war das für mich ein Horrorfilm. Ich werde von einem Bestatter verfolgt, vergewaltigt, gestalkt, und wenn nicht noch getötet.
Ich werde gezwungen ihn zu lieben!
Und seine Augen...Die ließen mir einen kalten Schauer über den Rücken laufen.
Ich musste mit ihm schlafen, damit meine Eltern am Leben blieben.

Und dann...

Dann bemerkte er mich.

„Alia Liebes! Komm her!"
Grinste er sich freuend.

„Ähm...Also ich wollte nur das Geld vorbeibringen..."
Stotterte ich.

„Ach nein, komm her. Ich bin alleine!"
Lächelte er.

„Noch schlimmer..."
Stotterte ich.

„Komm her."
Sagte er.

...

Ich ging hinein, roch wieder den Leichengeruch.
Dann stellte ich mich neben die Kinderleiche.

„Du weißt schon, dass das ein Kind, und keine erwachsene Frau ist? Du schminkst sie ja grausam...Als wäre sie 20!"
Sagte ich.

„Na und? Sie ist doch wunderschön!"
Betonte er.

„Sebastian, dass ist krank!"
Sagte ich.

...

Auf einmal fing er an psychopathische zu grinsen und sich neben die Leiche zu lehnen.

„Natürlich ist das nicht normal...Aber ich liebe es. Wer soll mich denn verpetzen?"
Grinste er in meine Augen.

Ich hielt meinen Mund.

„Ich glaube ihr Lippenstift ist getrocknet."
Sagte er.

Er tippte mit seinem Zeigefinger auf ihre Lippen, dann sah er seinen weißen Samthandschuh an.

„Ja, trocken."
Lächelte er.

...

„Wie lange bist du schon hier, Liebes?"
Fragte er mich.

„Eine Stunde?"
Überlegte ich.

„Oh, ja ich hatte nämlich noch ein Trauergespräch mit einem Mann. Er hat seine Frau verloren."
Dann fing er an, dem Mädchen die Haare zu kämmen.

„Ich weiß."
Sagte ich verstört.

Daraufhin erntete ich einen bösen Blick von ihm.
Er schaute mich besessen an, mit seinen grünen Augen.

„Ich weiß, was du getan hast."
Sagte ich verstört.

Und dann...Dann richtete er sich auf, stellte sich hin und verschränkte seine Arme.
Sebastian fing an, schräg zu lächeln.
Er wusste was er getan hatte, doch er war noch stolz darauf.

𝐒𝐭𝐚𝐥𝐤𝐞𝐝 | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt