Kapitel 2

10 2 0
                                    


Kapitel 2

„Und, wie machen sich die Neuen so?"
„Das fragst du ausgerechnet mich? Das solltest du eigentlich am besten beantworten können, Käpt'n."
„Was ihre Leistung angeht ja und ich muss sagen, es sind alle vier tüchtige Leute. Besser hätten wir es gar nicht treffen können. Aber wie fügen sie sich in die Crew ein?"
„Mr. McMiller und Mr. White haben sich gut eingefunden, ebenso Mr. Mergue. Mr. Smith hingegen bleibt zumeist für sich. Er scheint sich gut mit Mr. Mergue zu verstehen, aber bei den Mahlzeiten sitzt er stumm etwas abseits und beobachtet einfach nur. Manche halten ihn für ziemlich seltsam..."
Ein verstehendes Brummen war die Antwort darauf.
„Aber er fängt keinen Streit an und wenn er angesprochen wird, ergreift er nicht die Flucht?"
„Völlig richtig, Käpt'n. Ein harmloser Geselle, Sir. Vielleicht ist er einfach nicht an solche Kameradschaft gewöhnt."
„Oder etwas anderes steckt dahinter..."
„Sir?"
„Ich überlege nur. Kein Grund, dass du dir Gedanken darüber machst..."
„Du weißt schon, dass mir deine Worte in Tortuga noch nicht aus dem Kopf sind, oder?"
„Ich hab doch gesagt, du sollst sie vergessen."
„Und ich hab gesagt, dass ich es nicht kann. Und wenn du weiterhin mit solchen kryptischen Aussagen um dich wirfst, dreh ich noch durch!"
„Wirklich?"
„Wirklich. Also, worüber denkst du nach?"
„Kann ich dir nicht sagen - erst wenn ich mir sicher bin. Denn sollte ich mir nicht sicher sein, würde es Dinge an Bord etwas verkomplizieren. Wenn ich mir jedoch sicher bin und auch noch Recht habe, dann werden Angelegenheiten nicht nur etwas, sondern ziemlich verkompliziert."
„Das ist doch jetzt nicht dein Ernst!"
Mitfühlend wurde eine Flasche Rum über den Tisch gereicht.
„Trink einen Schluck, dann geht es dir besser."
„Einen Schluck? Wohl eher die ganze Flasche..."
„Von mir aus. Aber mach dir um Mr. Smith keine Sorgen. Ich kümmere mich schon selbst darum..."

„Was geht dir durch den Kopf, Junge?"
Dukan lehnte sich zu mir an die Reling und reichte mir seine Rumflasche.
Schulterzuckend nahm ich die Flasche an und trank einen großen Schluck.
Relativ früh hatte ich festgestellt, dass das Meiste unseres Trinkvorrates aus Alkohol bestand – vorzugsweise natürlich Rum. Hielt halt länger als Wasser.
„Ich weiß es selbst nicht genau", gestand ich langsam und Dukan hob eine Augenbraue.
„Inwiefern?"
„Es ist nur...wie lange sind wir schon auf See?"
„Dürft'n drei Wochen sein. Oder auch schon länger", meinte Dukan und nahm seine Flasche wieder zurück.
Seit wir Tortuga verlassen hatten, war Dukan Mergue so etwas wie mein Freund geworden.
Auch wenn es nicht so aussah, war Dukan ein sensibler Mann, der nichts auf der Welt mehr liebte als seine Frau und seine zwei Kinder, die in Nassau darauf warteten, dass er nach Hause zurückkehrte.
Nachts konnte ich ihn hören, wie er im Schlaf den Namen seiner Frau auf den Lippen trug und tagsüber war sein Lächeln das aufmunternste, das ich an Bord zu sehen bekam.
Ich wusste bereits, dass mich die anderen für seltsam hielten und ich hatte auch das Gefühl, dass Mr. Davies mich im Blick behielt.
Aber wenn die Männer mit ihren Gesprächen über Fraueneroberungen und bereits ausgetragenen Gefechten anfingen, konnte ich nun einmal nichts beisteuern.
Also lauschte ich und versuchte die Männer einzuschätzen.
Ich wollte sicher sein, gegen wen ich gewappnet sein musste, sollte mein Geheimnis doch einmal entdeckt werden.
Nun, ich konnte immerhin darauf zählen, dass Dukan mir helfen würde.
„Vermisst du jemanden? Eine junge Lady vielleicht?"
Ich verkniff mir ein Lächeln, schüttelte jedoch den Kopf.
„Nein, es gibt außer meiner Mutter niemanden, den ich vermissen würde. Noch nicht", fügte ich an und er lächelte leicht.
„Würde mich wundern, wenn jemand wie du nicht noch eine finden würde, die zu ihm passt."
„Wie meinst du das?"
„Du hast Anstand, Junge. Etwas das den meisten Männern fehlt. Du bist vielleicht still und zurückhaltend, aber ich merke, du hast ein gutes Herz."
Ich senkte verlegen den Blick, hoffte, dass er nicht bemerkte, dass ich rot wurde.
Und schon wieder machte er es mir schwer mein Geheimnis länger vor ihm zu bewahren.
„Aber wenn deine Gedanken nicht bei einer Liebsten sind, was quält dich dann?"
„Es ist...wie sag ich es am besten? Es ist so ruhig. Schon beinahe langweilig. Kein Schiff zu entern, nicht irgendeine andere Seele in Sicht als der Rest unserer Crew. Nicht einmal ein verdammter Sturm. Ich habe Abenteuer erwartet, Kämpfe, Hindernisse. Aber stattdessen haben wir eine Reise, wie wenn wir in einem Badezuber kreuzen würden", seufzte ich und sah wieder hinaus aufs Meer.
Es stimmte – ich langweilte mich.
Irgendwie war das nicht ganz, was ich erwartet hatte.
„Ich verstehe...", murmelte Dukan und lehnte sich neben mir an die Reling.
„Als ich in deinem Alter war, ging es mir nicht anders. Aber inzwischen stelle ich mir in solchen Momenten eine ganz bestimmte Frage – wäre ich noch am Leben, sollte es anders gewesen sein?"
Diese Frage traf mich unerwartet.
Und natürlich hatte Dukan Recht.
Wenn wir einen Sturm gehabt hätten, welche Mitglieder wären vielleicht über Bord gegangen?
In einem Kampf, wer hätte diesen überlebt?
Anscheinend konnte man mir die bittere Wahrheit ansehen, denn im nächsten Moment wurde ich leicht in die Seite gestoßen.
„Ich sehe, du verstehst", lächelte Dukan und reichte mir erneut die Flasche.
Danken nahm ich sie an.
„Warum fährst du dann überhaupt noch auf See? Wäre es nicht einfacher, bei deiner Frau und den Kindern zu bleiben und wieder als Schmied zu arbeiten?"
„Aye, einfacher wäre es. Aber ich könnte dich genau so fragen, weshalb du dann nicht in Tortuga geblieben bist, hm? Es ist ganz einfach – wen das Meer ruft, der folgt ihm. In diesem Punkt sind wir uns alle gleich."
„Anscheinend..."
Schweigen senkte sich über uns, bis meine Schicht im Krähennest gekommen war.
„Halt die Ohren steif, Junge. Vielleicht entdeckst du heute ein Schiff..."
„Und wenn nicht, ist es auch in Ordnung", fügte ich an und er nickte lachend.
„Du hast es wirklich begriffen, Junge!"
„Ich denke schon", entgegnete ich und begann dann die Takelage zu erklimmen.
Im Krähennest lehnte ich mich an den Rand des Korbes und spähte hinaus aufs Meer, während mir Dukans Worte noch im Kopf nachhallten.
Wäre ich noch am Leben, sollte es anders gewesen sein?

Es vergingen noch drei Tage in völliger Ruhe, bis tatsächlich etwas geschah.
Ich war an Deck und lud gerade meine Pistole neu, als Mr. White vom Krähennest zu uns herunter rief.
„Schiff von Steuerbord. Fährt unter französischer Flagge!"
Sofort war Bewegung in der Crew und auch ich sprang auf, sobald ich meine Pistole fertig geladen hatte.
Tatsächlich konnten wir die Konturen eines Schiffes erkennen, das sich näherte.
Käpt'n Teague stand auf dem Achterdeck und beobachtete das Schiff mit seinem Fernrohr.
„Was glaubst du, Junge?"
Dukan war an meiner Seite erschienen, eine Hand lag bereits am Entermesser.
Ich warf noch einmal einen Blick zu Teague, welcher grimmig lächelte.
„Ich denke, wir werden sie uns holen", meinte ich aufgeregt und tatsächlich rief der Kapitän wenige Sekunden später zu den Waffen.
Um das Schiff zu täuschen, ließ er die Flagge einholen und die Deckkanonen von Dukan unauffällig bereit machen.
Wir sollten nicht mehr Aufmerksamkeit auf uns lenken, als nötig war.
Der Franzose kam schnell näher und schon bald konnte man sehen, dass es sich um ein großes Handelsschiff handelte, mit erstaunlicherweise wenig Bewaffnung.
Teague brachte die „Troubadour" auf parallelen Kurs und hielt das Steuer fest in der Hand.
Mr. Davies dagegen hatte sich zu uns Männern gemischt.
„Vergesst nicht – die Kanonen zielen auf die Masten, wir wollen das Schiff ja nicht versenken. Und an den Rest – wer sich ergeben hat, wird gefesselt aber nicht getötet. Verstanden?"
Zustimmende Rufe befriedigten Mr. Davies, der einen Enterhaken in der Hand wog.
Das französische Schiff – die „Cherie", wie ich feststellte – zog relativ schnell mit uns gleich und noch während der Kapitän an Bord in Richtung Teague winkte, wurde die Piratenflagge zügig gehisst und die ersten Kanonenschüsse hallten über die zuvor stille See.
Schreie wurden laut – panische Rufe von verängstigten Seemännern, schmerzerfülltes Kreischen von Verletzten und die Kampfschreie meiner Crewmitglieder als Mr. Davies und einige andere die Enterhaken warfen und das gegnerische Schiff an uns ketteten.
„Alles klar zum Entern!"
Ich atmete tief durch, dann stimmte ich in die Schreie mit ein und sprang gleichzeitig mit Dukan auf unser Beuteschiff.
Der Langdolch in meiner Hand blitze auf, als ich ihm einen jungen Franzosen in den Magen rammte, als dieser mit seiner Pistole auf mich zielte.
Warmes Blut strömte meinen Arm hinab und noch während ich die Waffe wieder befreite, brach er stöhnend zusammen.
Um mich herum hatte sich inzwischen in wenigen Sekunden das Chaos ausgebreitet. Jeder kämpfte irgendwo, Dukan an meiner Seite hatte es mit zwei alten kampferfahrenen Männern aufgenommen, die ihn jedoch immer weiter zurück drängten.
Ich zögerte nicht lange, duckte mich unter einem Pistolenschuss von einem anderen Franzosen hinweg und zog einem von Dukans Gegnern den Dolch durch die Kniekehle. Daraufhin brach dieser zusammen und Dukan verpasste ihm den letzten Stoß, bevor er den anderen in die Defensive drängen konnte.
Der Franzose, der zuvor auf mich geschossen hatte, stürmte nun auf mich ein und ich konnte gerade noch rechtzeitig meinen Arm heben um mit dem Dolch seinen Degen abzuwehren.
Klirrend krachten die Klingen aufeinander und er warf mir etwas unschöne Worte an den Kopf, die ich mit einer hochgezogenen Augenbraue zur Kenntnis nahm.
Er versuchte einen Schlag auf meinen Bauch auszuführen, doch ich parierte, griff gleichzeitig mit der freien Hand in meinen Rücken.
Meine Hose hatte ich mit einem breiten Gürtel befestigt, an dem nicht nur meine Pistole hing, sondern auch noch ein gewöhnlicher Dolch. Diesen griff ich nun mit der freien linken Hand und wartete auf den passenden Augenblick.
Dieser kam, als der Franzose, als Reaktion auf einen anscheinenden Angriff auf seinen Kopf durch meinen Langdolch, den Degen und somit auch beide Arme in die Luft riss um den Dolch abzufangen und gleichzeitig mein Handgelenk zu umklammern.
Seine Finger schlossen sich gleich einem Schraubstock um mein Handgelenk, schmerzhaft, aber nicht gefährlich.
Bevor er seinen Fehler erkennen konnte, trat ich leicht nach vorne, zog den kleinen Dolch und versenkte ihn bis zum Heft in dessen Kehle.
Er gurgelte und spuckte Blut, ging langsam auf die Knie. Seine Hand löste sich von meinem Handgelenk und ich zog schmatzend den Dolch aus der Wunde, trat einen Schritt zurück.
Klatschend schlug der Franzose auf Deck auf.
Als ich einen kurzen Blick um mich warf, musste ich erstaunt feststellen, dass der Kampf bereits entschieden war.
Die noch stehenden Franzosen hatten sich allesamt ergeben und einige Mitglieder meiner Crew waren dazu übergegangen diese Männer zu fesseln.
Vorrübergehend, bis wir die Ware auf unser Schiff verladen hatten.
Käpt'n Teague stand neben Mr. Davies an Deck der „Cherie" und säuberte soeben seinen Säbel mit einem Stück Stoff, welches er in seinen Gürtel gesteckt hatte.
„Und, Junge? War das Abenteuer genug?", grinste Dukan und kam an meine Seite.
„Das war es definitiv", entgegnete ich und sah mich nach etwas um, mit dem ich meinen Dolch säubern könnte.
Dukan reichte mir schließlich seinen Lappen.
„Danke übrigens für die Hilfe mit den zwei Typen", meinte er und ich winkte ab.
„Nichts zu danken..."
„Mr. Smith, Mr. Mergue...kommen sie bitte mal."
Überrascht wandten wir uns Mr. Davies und Käpt'n Teague zu, welcher uns zu sich winkte.
„Sir?"
„Schnappt euch ein paar der Männer und beginnt damit den Laderaum auszuräumen. Lasst ihnen aber genug Lebensmittel, damit sie es zum nächsten Hafen schaffen können", befahl Teague und wir nickten gewissenhaft.
Dukan wandte sich bereits um, doch ich zögerte, als mir eine Bewegung unter der Treppe zum Achterdeck auffiel.
Wurde dort etwa...
Ich handelte aus Instinkt.
Mit ungeahnter Kraft schob ich Käpt'n Teague aus dem Weg, als der Knall des Schusses über Deck hallte.
Der darauffolgende Schmerz, der in meiner rechten Schulter explodierte war gewaltig und raubte mir den Atem. Dennoch blieb ich auf den Beinen, währen Mr. White und Mr. McMiller den jungen Schützen unter der Treppe hervorzogen und in den Schwitzkasten nahmen.
„Mr. Smith?"
Ich blinzelte überrascht und wandte mich dann Mr. Davies und Käpt'n Teague zu, die mich ebenfalls verwundert anstarrten.
Dann glitt ihr Blick von meinem Gesicht Richtung Schulter und Sorge breitete sich auf ihren Gesichtern aus.
Anscheinend hatte mein Gehirn noch nicht wirklich verarbeitet, was geschehen war, denn ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass das rote Blut, welches sich in mein Hemd sog, tatsächlich von mir war.
„Verdammt, Junge..."
Dukan war an meiner Seite erschienen und starrte mich nun ebenfalls entgeistert an.
Ich wollte gerade fragen, wo das Problem lag, dann schwanden mir die Sinne.

Dukan war gerade noch schnell genug um den bewusstlosen Jungen aufzufangen, als dieser rücklings zusammenbrach.
„Mr. Mergue – bringt ihn in die kleine Kabine unter Deck", befahl Käpt'n Teague und Dukan beeilte sich, dem Befehl Folge zu leisten.
Ohne zu zögern hob er den schlanken Jungen hoch und eilte mit schnellen Schritten zurück an Deck der „Troubadour".
„Mr. Davies, schickt den Schiffarzt in die Kabine und setzt Mr. Mergue wieder vor die Tür. Außer dem Schiffsarzt und mir betritt niemand diesen Raum."
„Aye, Sir! Was ist mit dem Schützen?"
Teague richtete seinen Blick auf den jungen Franzosen, der sich noch immer im Griff der beiden Seemänner wand.
„Ich befürchte, er wird zur nächsten Insel schwimmen", entgegnete Teague und mit einem zufriedenen Schnauben wandte Mr. Davies sich ab und folgte Mr. Mergue zurück auf das eigene Schiff.
Die Aufmerksamkeit der gesamten Crew richtete sich daraufhin auf Käpt'n Teague, welcher langsam auf den Gefangenen zuschritt.
Eigentlich war er nicht der gewalttätige Typ, aber wenn seine Vermutungen jetzt bestätigt werden würden, dann hatte er noch sehr viel mehr Grund, wütend auf diesen Mann zu sein.
Nicht nur weil er eigentlich ihn hatte erschießen wollen, sondern auch noch, weil es ein Akt der Feigheit gewesen war – versteckt unter einer Treppe und mit zugewandtem Rücken.
Vor dem Franzosen blieb er stehen, musterte ihn abschätzend.
Ein hasserfüllter Blick traf ihm entgegen.
„Das war keine kluge Entscheidung", sprach er den Jungen in dessen Heimatsprache an, doch dieser lachte nur bitter.
„Werft ihn über Bord", knurrte er wieder in seiner eigenen Sprache und nickte Mr. White und Mr. McMiller zu.
Diese zögerten nicht lange seinen Befehl auszuführen.
Der Franzose wehrte sich und versuchte dem Griff seiner Richter zu entkommen, aber er hatte damit wenig Erfolg. Ein lautes Platschen war zu hören, als er über die Reling fiel und schließlich im Meer aufschlug.
Teague warf ihm kurz einen Blick hinterher, dann wandte er sich erneut an die beiden Seemänner.
„Ihr übernehmt nun die Aufgabe von Mr. Smith und Mr. Mergue. Leert den Laderaum, bis auf ein paar Rationen. Danach wendet euch an Mr. Davies für die weiteren Aufgaben."
Die Männer nickten und hasteten dann davon.
Teague wusste, dass sie ordentlich arbeiten würden.
Immerhin waren es anständige Männer.
Und er hatte wichtigeres um das er sich kümmern musste.
Mit schnellen Schritten kehrte er an Deck der „Troubadour" zurück, hastete den Niedergang hinunter und steuerte die Tür zu der kleinen Kabine an.
Mr. Mergue und Mr. Davies standen ungeduldig davor, ersterer trat dabei nervös von einem Fuß auf den anderen.
„Johnny ist bereits bei ihm", meinte Phil Davies und Teague nickte ihm zu, dann öffnete er die Tür, trat ein und schloss sie sofort wieder hinter sich.
Die Kabine an sich war klein, nur ein winziges Fenster ließ etwas Licht herein, machte es möglich einen angeschraubten Tisch und ein festes Bett zu erkennen.
In diesem Bett lag Mr. Smith, während der hagere Schiffsarzt Johnny O'Brien, sich über ihn beugte, gerade damit anfing, ihm das Hemd auszuziehen.
Als der Mann mit den ruhigen Händen und den roten Haaren das Klicken der Tür hörte, hielt er jedoch kurz inne und nickte seinem Käpt'n zu.
„Schön, dass immerhin Sie kommen – ich könnte hierbei etwas Hilfe gebrauchen", krächzte er und fuhr damit fort, dass Hemd zu entfernen.
Doch kaum, dass er die Brust des Verletzten freigelegt hatte, zog er hastig seine Hände zurück.
„Gibt es ein Problem, Mr. O'Brien?"
Teague war näher getreten, warf selbst einen kurzen Blick auf die Binden, die benutzt wurden um eine weibliche Brust zu verstecken.
Er hatte sich also nicht geirrt...
Dem Arzt gegenüber jedoch, ließ er sich nichts anmerken.
„Können Sie die Wunde nun behandeln, oder nicht?"
„Natürlich, Sir. Sie müssten nur bitte hier und hier festhalten...", murmelte Johnny und griff nach seinem Messer, brachte es in einer Kerzenflamme zum Glühen, damit es desinfiziert wurde.
Teague griff die beschriebenen Stellen und nachdem das Messer wieder abgekühlt war, hielt er den Patienten an Ort und Stelle.
Sie kam zwar nicht zu Bewusstsein, aber es erleichterte es dem Schiffsarzt die Kugel aus der Schulter zu entfernen.
Nachdem das kleine Ding entfernt worden war, vernähte er noch die Wunde und desinfizierte sie mit Rum.
„Es wird dauern, aber die Wunde wird verheilen", brummte Mr. O'Brien und Teague nahm seine Hände langsam wieder beiseite, legte eine Decke vorsichtig über die junge Frau.
„Gute Arbeit, Mr. O'Brien", brummte er und der Arzt neigte leicht den Kopf, wandte sich zum gehen.
„Noch etwas – Sie sagen kein Wort über das, was sie gerade gesehen haben. Verstanden?"
„Jawohl, Sir."
O'Brien verließ daraufhin die Kabine und Teague folgte ihm kurz darauf.
Die beiden Männer vor der Tür warteten bereits auf ihn.
„Und, wie geht es ihm?"
„Die Wunde wird gut verheilen. Allerdings gibt es eine kleine Komplikation..."
„Inwiefern?"
Dukan war vorgetreten, das Gesicht von Sorge gezeichnet.
Er hatte Mr. Smith wohl wirklich ins Herz geschlossen.
Und sie würde Hilfe brauchen, soviel war sicher.
„Ihr bewahrt Stillschweigen über das, was ich euch als nächstes sagen werde..."
„Spuck schon aus", brummte Phil, dem langsam der Geduldsfaden riss.
Er hatte genug von kryptischen Aussagen.
„Unser Verwundeter ist kein Mr. sondern eine Miss."

To the end of the world...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt