||Kapitel 7|| Geist der Tiefsee

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 Im Laufe des Lebens geschehen viele bedeutungsvolle Ereignisse die unser restliches Leben stark beeinflussen. Manche kann man voraussehen, andere wiederum nicht. Egal ob negative oder positive Geschehnisse, jede Handlung im Leben hatte einen Grund. 

So auch die außergewöhnlichen Ereignisse vor einigen Stunden, die Elisa fast das Leben gekostet hätten. Sie bekam die schrecklichen Bilder der vielen Liter Wasser nicht mehr aus ihrem Gedächtnis. Es war ein Trauma, das sie für den Rest ihres Lebens noch zeichnen wird. Die Erinnerung fühlten sich immer noch erschreckend echt an, sodass sie am ganzen Körper zitterte. 

Ihre Oma hatte sie in mehrere flauschige Wolldecken eingepackt, wo gerade noch ihr Gesicht herauslugte. Den Schall aus Schafswolle lehnte Elisa dankend ab, da sie mit dem Volumen des Schals höchstwahrscheinlich keine Luft mehr bekam. Vor ihr dampfte eine Kanne gut riechender Kräutertee, der darauf wartete von Elisa ausgetrunken zu werden.

Ihre Großmutter musterte sie wie eine Detektivin, die hoffte das ihr Täter endlich seine Verbrechen gestand. "Was ist vorhin passiert das du so zitterst?" Sie warf nochmals einen Blick auf Daniel, der aber pfeifend zum Fenster hinaus blickte. "Da dein rothaariger Begleiter nichts erzählen-",fuhr ihre Oma fort, wurde aber von Daniel unterbrochen. "Ich haben einen Namen!", warf er beleidigt ein.  

"Manfred", rief sie nun an ihren Ehemann gewandt," Kannst du unserem Gast etwas zu Essen geben?". "Ja Schatz, mach ich.", gehorsam wanderte ihr Opa in die Küche und forderte Daniel auf ihm zu folgen. Er warf Elisa einen entschuldigten Blickt zu ehe er hinter der Tür verschwand.

"Endlich", seufze sie. Ihr Blick ruhte dann wieder auf Elisa. Ihre großen Rehbraunen Augen waren voller Fragen und so gierig nach Antworten . "Ich weiß es nicht...", stotterte Elisa und wandte ihren Blick ab, würde sie ihre Großmutter ansehen, würde alles wie ein Wasserfall aus ihr herausprudeln.  Wie sollte sie erklären das sie fast ertrunken wäre?  "Es muss doch etwas passiert sein!", hackte sie nach. "Äh nein, ich muss mich erkältet haben!", redete Elisa sich raus. Immerhin wusste sie selber nicht wie das Unglück geschah.

Plötzlich wehte ihr der süßliche Duft vom warmen Crusoes entgegen. "Herr Tannebeck, das sind die besten Gebäcke die ich je gegessen habe.", schwärmte Daniel und biss genüsslich in sein Crusoe. "Danke Daniel, das ist mein neuestes Rezept.", erzählte ihr Opa stolz. Ihre Oma hingegen starrte ärgerlich auf dem Boden, wo sich immer mehr Krümel ansammelten. "Rotschopft, es wäre besser wenn du jetzt gehst!", forderte Anne ihn auf. "Ich heiße Daniel", wiederholte er seinen Namen, bedankte sich und ging in Richtung Türe.

"Warte", Elisa rannte ihm nach," Hier ist meine Nummer. Morgen wieder am Strand um die selbe Uhrzeit?" Daniel strahlte über ganze Gesicht:" Ja klar, bis morgen."

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Gedankenlos zählte Elisa das Ticken der altmodischen Wanduhr. Wenn man sich das gute Stück genauer ansah, war es eigentlich ganz interessant. Goldener Schnickschnack und so. Aber sie hatte grad nichts besseres zu tun als eine alte Wanduhr zu analysieren.  Vielleicht sollte sie probieren zu schlafen? Gelangweilt legte sie sich in ihr Bett. Es war ein schlichtes Holzgestell, mit Lattenrost und einer dünnen Matratze darüber. Ihr gefiel die weiße Bettwäsche mit einem ebenfalls einfachen Blumenmuster. Es dauerte eine Weile bis sie eine bequeme Position fand. Aber halt? Irgendwas drückte gewaltig gegen ihre Rippen. Sie durchsuchte ihre Hosentaschen und fische ein Amulett mit einem rosafarbenem Stein heraus. Vielleicht Rosenquarz? Woher kommt das denn? Ach, war sie dumm. Das Amulett hatte sie vorhin am Meer gefunden, das hatte sie komplett vergessen.

Neugierig betrachtete Elisa ihr Fundstück. Es war ein Meisterwerk! Zum Beispiel die fein eingearbeiteten Muster im silbernen Rahmen, der sich um den ovalen Stein schmiegte. Aber dennoch konnte Elisa die Art des Steines nicht zuordnen. Für Rosenquarz war er zu dunkel.

Plötzlich bekam Elisa höllische Kopfschmerzen, es fühlte sich so an als würden tausende Hämmer auf ihren Kopf einschlagen. Ihr Augenlicht verblasste kurz und sie fand sich Unterwasser wieder. Ertrank sie? Alle Geräusche um sie herum verstummten. Nein, ihre Klamotten waren trocken. Elisa spürte auch keinen Wasserdruck, im Gegenteil, sie fühlte sich leicht wie eine Feder. Elisa schaute sich um. Sie befand sich offenbar in einem unendlich großen Raum, ohne Anfang und Ende in Sicht.

Auf einmal erklang ein unheimliches Echo, welches sie erschaudern ließ. "Meins", hauchte eine geisterhafte Stimme, die ihr gefährlich nahe war. "Gib es mir", forderte es Elisa auf.  "Was?", wollte sie wissen. Ihre Stimme hallte ebenfalls.  "Gib es mir", wiederholte die Stimmen aggressiver. "Wer bist du? Wo bist du? Was willst du?", zischte Elisa und ihr Blick schweifte durch den ganzen Raum, aber dort war niemand. "Stell nicht zu viele Fragen, mein Kind.", befahl die Stimme, die sich jetzt genau vor ihr befand.  Langsam erschien eine weibliche Gestalt vor ihr, relativ menschlich und doch etwas geisterhaftes an sich. Ihr langes weißes Haar, war so weiß wie Schnee, ihr Gesicht war eine übernatürliche Schönheit und ihre grünen Augen stachen wie zwei grün leuchtende Smaragde heraus.

"Nehme es mir nicht übel, aber ich liebe schaurige Auftritte. Ich bin gekommen um zu holen was mir gehört." Gierig streckte sie ihre Hand nach dem Amulett aus, das Elisa schützend umklammerte. "Halt, lass deine Dreckshände bei dir. Wer bist du überhaupt?", Elisas Augen verformten sich zu kleinen Schlitzen und die Bereitschaft sie zu versprügeln stieg mit jeder Sekunde. "Das hier ist ein Traum, Geister wie ich haben die Fähigkeit Menschen in Träumen zu besuchen. Ich will Rache und dazu brauche ich das Amulett. Ich will mich an den Menschen rächen, die mich wie Dreck behandelt haben!" 

"Niemals, das lasse ich nicht zu! Komme irgendwie anders mit deinen Problemen klar und raus aus meinen Traum.", zischte Elisa. Musste sie jetzt befürchten, das ein rachesüchtiger Geist sie in ihren Träumen heimsuchte und sie so lange quälen würde bis sie ihr das Amulett freiwillig aushändigte? Die Geisterdame wurde so wütend wie ein kochender Teekessel. "Gib mir das Amulett.", befall sie und ein gieriges Lodern funkelte in ihren Augen. Ein unermüdliches Feuer, welches erst erlisch wenn sie ihre Begierde erfüllte. Dieser Geist war ernsthaft besessen von ihrem Amulett, was nicht mehr unter die Kategorie "Bewunderung" einstufen ließe.  Vielleicht benötigte sie Therapie? "Hör zu, ich habe keine Ahnung wie du mit diesem Amulett Rache ausüben willst, außer die Person zu ersticken. Aber es gibt gute Schmuckläden in Wilhelmshafen."        

Ocean Eye Band 1 ( Wird Überarbeitet: Kapitel 6)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt