Sasha
Ich bin heute mit einem Kater aufgewacht. Es fühlt sich jedenfalls bis jetzt noch so an, aber das wäre lächerlich, da ich seit fast einem Jahren keinen Tropfen mehr angerührt habe. Nicht einmal, wenn mir eiskalt war und ich am ganzen Körper gefroren habe. Ich wusste, es könnte mein Tod sein und ich will noch nicht sterben.
Ich reibe mir über die pochende Stirn und sehe in den Spiegel auf. Im Augenwinkel bemerke ich Myles, wie er amüsiett sein Handy aus der Hosentasche zieht.
»Du siehst genauso aus, wie ich mich fühle.« Er lacht leise und mustert seinen Bildschirm. Er zögert, doch steckt sein Taschentelefon dann sofort wieder ein, als wäre der einkommende Anruf nicht sehr wichtig.
Ich erwidere sein Lächeln und gähne müde. »Dann fühlen wir wohl dasselbe.«
»Wir hätten nicht die ganze Nacht wachbleiben sollen. Wir können nicht den ganzen Tag wie Zombievampire herumlaufen«, murmelt er und streckt sich, bevor er sich schlapp auf den Stuhl neben mir fallenlässt. »Na ja, können schon, aber wir sollten nicht.«
»Wie kann es sein, dass wir erst in unseren Zwanzigern sind, uns aber jetzt schon lange Nächte so mitnehmen?«, jammere ich und lege den Kopf in den Nacken. Das unbequeme Waschbecken sticht mir schmerzhaft in die dünne Haut und verletzt meinen Muskel etwas.
Myles zuckt desinteressiert mit seinen Achseln. »Wir sind halt keine Sechtzehn mehr.«
»Zum Glück«, sage ich erleichtert. »Ich will nie wieder sechtzehn sein.« Oder die Person, die ich einst mal war.
Ich werfe mir im Spiegel einen weiteren Blick zu und präge mir jedes Detail ein. Ich bleibe an meinen Augen hängen und mustere meine pechschwarzen Pupillen. Ich kann genau sehen, dass es sich immer noch darin befindet. Nicht mehr so viel wie einst, aber noch genug, um eine Schutzmauer aufzubauen oder im Notfall sogar wegzurennen.
»Ich wäre gerne schon 70«, unterbricht uns die Kosmetikerin und wirft sich auf ihren Hocker. Grinsend zwinkert sie uns zu. »Dann wäre ich nämlich nicht mehr hier und könnte endlich die Welt bereisen.«
»Wenn Sie mit 70 immer noch so lebendig und freudig sind, können wir gerne zusammen wohin«, verspreche ich ihr in einem scherzhaften Ton. »Aber bis dahin müssen wir etwas Geld sparen. Ohne Geld kann man nur schwer die Welt sehen.«
Sie winkt eilig ab. »Nein, ich mische mich nicht in Beziehungen ein. Was denkt denn Ihr Lebensgefährte von unserem Urlaub?«
»Lebensgefährte?«, frage ich verwirrt, da ich seit Monaten Single bin.
Der Blick der rothaarigen Kosmetikerin wandert zu meinem alten Schulkollegen, der mit geschlossenen Augen und in einer unbequemen Position vor sich hindößt.
»Oh. Er ist nicht mein-«
Sie lässt mich nicht ausreden und ruft nach einem jungen Burschen. Eilig rennt er auf uns zu und stolpert dabei fast über einen am Boden liegenden Besen.
Die rothaarige Dame verdreht die Augen und tadelt, »Du musst mehr aufpassen, Andrew! Wenn du Augen brauchst, schenke ich dir gerne welche zu Weihnachten.«
»Nein, Ma'am«, murmelt er und dreht beschämt das Gesicht. »Wie kann ich helfen?«
»Ich heiße immer noch Betty«, schnattert sie und zeigt mit einem dunkelgrünen Gelnagel auf mich. »Bitte wasche unserem Kunden die Haare und schneide sie ihm.«
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Bully
General Fiction'Alles ist nun Geschichte. Doch die Dämonen sind es nicht. Genauso wenig wie Sasha selbst. Um ihn dreht sich immer noch die Welt. Er ist die Sonne und ich bin nur ein Zwergplanet.' Würden seine früheren Mobber Myles heute sehen, würden sie wohl gena...