Myles
Sasha zögert, genauso wie ich es damals gemacht habe, als wir vor dem Haus meiner Familie stehen geblieben sind. Er steigt nicht aus, fest krallt er sich an das Lenkrad und sieht gerade aus. Er steckt nicht einmal den Schlüssel ab.
»Willst du das denn wirklich?«, fragt er mich zähneknirschend und scheint nicht bereit zu sein, den Motor abzustellen.
»Wenn du mich das nochmal fragst, dreh ich dir den Hals um. Das macht mich langsam wahnsinnig.«, sage ich säuerlich, da er mich das wirklich jede Minute fragt.
Als ich aufgewacht bin, als ich unter der Dusche stand, als ich mich angezogen habe, als ich mir die Haare gemacht habe, als ich mir die Zähne geputzt habe, als ich mir die Schuhe angezogen habe, als ich ins Auto eingestiegen bin, als wir losgefahren sind. Er hat es mich auch nach jeder Ausfahrt und jedem Halt an einer Ampel gefragt.
Ich schnalle mich ab und beuge mich vor. Ich drücke ihm einen Kuss auf die Wange und reiße dann die Tür auf. Eilig steige ich aus und sehe mich um.
Es ist kein Haus, aber damit habe ich auch nicht bedingt gerechnet. Sasha hat nicht nur einmal angedeutet, dass seine Familie reich ist. Seine Großeltern haben ein großes Vermögen. So groß, dass wenn sie sterben, ihren Kindern nur noch mehr Reichtum verschaffen werden.
Sasha ächzt gequält, als er aussteigt. Er riegelt das Auto nicht ab, das muss er auch nicht. Ein Mann eilt auf uns zu und nimmt den Schlüssel ab, um das Auto zu den anderen zu parken.
»Ihr habt wirklich für jede noch so kleine Aufgabe Bedienstete«, lache ich, auch wenn es mir etwas unangenehm ist.
Ich würde niemals mein Geld wegen solchen Kleinigkeiten ausgeben, aber der Unterschied zwischen diesen Menschen und mir, liegt wohl daran, dass ich nicht mit solch Wohlstand geboren wurde.
Ich könnte meinen Status quo auch nicht so leicht aufgeben. Ich würde ohne einem Handy oder einem gefilterten Wasser auch nicht überleben können. Es ist einfach eine Sache der Perspektive.
Ich sehe zu Sasha, der grummelnd neben mir hergeht und mich zur Tür führt, die ich hätte gar nicht verfehlen können. Wie ein Tor rangt sie in die Höhe.
Sasha trägt einen Anzug, glänzende teure Schuhe und eine fette Uhr. Auch ich wurde den Ansprechungen erwartend gekleidet und fühle mich wie eine Barbiepuppe. Es ist nicht unbequem, aber ich fühle mich over-dressed.
An Tagen wie diesen, wenn er wie ein Gott aussieht, frage ich mich, ob er wirklich mit seinem jetzigen Leben zufrieden ist. Reicht ihm der kleine Wohlstand, den ihm übrig geblieben ist? Die teure Kleidung und sein Auto. Stört es ihn nicht, dass er nun in einer kleinen Wohnung mit seinem besten Freund wohnt, in einer unteren Position arbeiten muss und nicht so viel Geld verdient, wie er es gewohnt war?
»Und du willst das wi-«
Ich packe seinen Hals und tue so, als würde ich ihm das Genick brechen wollen. »Lass das!«, zische ich und beuge mich grinsend vor, um ihn zu küssen.
Bevor er es sich noch anders überlegen kann, betätige ich die Klingel und halte ihn fest, damit er nicht davonlaufen kann.
»Das wird lustig werden«, muntere ich ihn auf, auch wenn ich selbst nicht weiß, wie ich das alles eigentlich finden soll.
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Bully
General Fiction'Alles ist nun Geschichte. Doch die Dämonen sind es nicht. Genauso wenig wie Sasha selbst. Um ihn dreht sich immer noch die Welt. Er ist die Sonne und ich bin nur ein Zwergplanet.' Würden seine früheren Mobber Myles heute sehen, würden sie wohl gena...