Myles
Ich beobachte aufmerksam Jacob dabei, wie er in Ruhe seinen Wagen an anderen vorbeiziehen lässt. Aufmerksam liegen seine Augen auf der Straße und mustern mögliche Unfallverantwortliche. Er meidet sie und überholt mit Bedacht. Ich habe noch nie jemanden so gut fahren gesehen. Andererseits bin ich bis jetzt auch nur mit meiner Mutter gefahren.
»Wohin fahren wir?«, frage ich vorsichtig, um ihn nicht zu stören.
Seine Hände krallen sich in dem Lenkrad fest, als er vor einer roten Ampel zum Stehen kommt. Er dreht den Kopf und lächelt mich charmant an. »Essen. Ich habe bei meinem Lieblingsrestaurant einen Platz reserviert. Ich hoffe, es wird dir gefallen.«
»Bestimmt«, sage ich lächelnd und sehe mich um. Die Sonne ist bereits unter gegangen und mein Magen knurrt verdächtig laut.
Ich habe Sasha zehn Dollar hinterlassen, nachdem er mir berichtet hat, dass er in der Nähe sich gerne Jibaritos holen möchte. Ich muss endlich wieder für ihn kochen. Er ernährt sich in letzter Zeit nur von nicht ganz so gesunden Lebensmitteln.
»Wir sind gleich da«, verkündet er mir und fährt auf einen großen Wolkenkratzer zu. Er hält vor einem Garagentor, lässt das Fenster herunterfahren und holt eine Keycard aus seinem Handschuhfach. Er hält sie an den Sensor und langsam öffnet sich das Tor.
»Ehm. Warum fahren wir in einer Garage? Hat das Restaurant eine?«, frage ich verwirrt und sehe mich misstrauisch um.
Er lacht kehlig und schüttelt den Kopf. »Nein, ich möchte mein Auto nur hier parken. Ich dachte, ein Spaziergang vor und nach dem Essen täte uns gut. Noch dazu habe ich jetzt einen Grund, dich später mit der Einladung auf einen Drink Nachhause zu mir zu locken.«
So bekommt er sie also alle ins Bett. Ich nicke verwirrt und warte darauf, dass er parkt, bevor ich die Autotür aufreiße und in die Freiheit springe. Ich spüre die bekannte Angst in meinen Beinen, die mit jeder Fahrt kommt. Ich schüttle sie schnell ab und setze mir ein freundliches Lächeln auf, damit er nicht denkt, ich wäre unhöflich.
»Mal schauen«, murmle ich und folge ihm zum Ausgang.
Eine Weile gehen wir schweigend nebeneinander her. Ich ziehe die Jacke enger um mich und weiche einem kleinen Kind aus. Dabei komme ich ins Stolpern, kann mich jedoch noch rechtzeitig fangen. Jacob scheint es nicht einmal bemerkt zu haben. Er hat sein Handy aus der Tasche gezogen und schreibt jemanden.
Ich fühle mich unwohl. Bis jetzt läuft es genauso ab, wie ich es mir vorgestellt habe. Er scheint keine Interesse an mir zu haben und fängt auch kein Gespräch an. Er schreibt lieber mit irgendwelchen Mädchen und wird wahrscheinlich mitten im Essen aufstehen und abhauen, um mit einer von ihnen die Nacht zu verbringen.
Ich ziehe ebenfalls mein Handy aus der Tasche und erwische mich dabei, wie ich breit grinse, als ich sehe, dass ich eine Nachricht von Sasha bekommen habe. Ich klicke ohne zu zögern darauf und lache leise, als sein Gesicht auf meinem Bildschirm aufpopt. Er hat ein Foto von sich und dem Essen gemacht. Darunter schreibt er, dass mir etwas übrig lässt, damit ich es auch probieren kann.
Ich schicke einen Smiley zurück und überlege gerade, ob ich ebenfalls ein Foto machen soll, da reißt mich Jacob aus meiner Bubble. Er nimmt mir mein Handy aus der Hand und steckt es zurück in meine Jackentasche.
»Genug jetzt. Wir sind da«, sagt er und zwinkert mir zu, doch etwas in seinem Blick ist komisch. Etwas liegt darin, dass ich nicht ganz deuten kann, aber es gefällt mir nicht.
»Tut mir leid«, entschuldige ich mich, auch wenn ich gar nicht weiß, für was ich es tue. Immerhin war er der Erste, der auf seinem Handy herumgespielt hat. Ich bin seinem Tun nur gefolgt.
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Bully
General Fiction'Alles ist nun Geschichte. Doch die Dämonen sind es nicht. Genauso wenig wie Sasha selbst. Um ihn dreht sich immer noch die Welt. Er ist die Sonne und ich bin nur ein Zwergplanet.' Würden seine früheren Mobber Myles heute sehen, würden sie wohl gena...