Goldherz Part I

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Zu sagen draußen wäre es kalt, wäre die Untertreibung des Jahrhunderts gewesen. Die Luft war klar und der Wind scharf und eiskalt, dazu kam, dass es vor ein paar Stunden angefangen hatte zu schneien.


Ziva David liebte den Schnee. Sie fand es beruhigend zuzuschauen, wie er lautlos, fast schon hypnotisierend, auf die Erde fiel. Es hatte etwas Friedliches und das unberührte Weiß einer zugeschneiten Landschaft schien so unendlich. Und trotzdem war sie froh, den Schneefall vom Fenster aus zu beobachten, einen von Tonys übergroßen Pullis und Sweatpants tragend und mit einer heißen Tasse Tee in den Händen. Sie nippte kurz an ihrem Tee und riss sich dann von den Schneeflocken los. Leicht fröstelnd machte sie sich auf den Weg zum Kamin. Die flackerten Flammen hatten fast dieselbe Wirkung auf sie wie der fallende Schnee. Sie zogen sie in einen Bann, genau wie das Knacken des verbrannten Holzes. Das Feuer war das einzige Licht im Raum. Die Flammen tauchten das Wohnzimmer in ein sanftes Rot und warfen skurrile Schatten an die Wände. Vor dem Kamin lag ein weicher Teppich, weiter hinten stand ein Sofa. Ziva stellte ihre Tasse ab und holte sich ein paar Decken, bevor sie sich vor dem Sofa auf den Bodens setzte. Sofort umgab wohlige Wärme ihre Körper und die junge Frau entspannte sich. Am Freitag waren sie hier in Alaska angekommen, als Wölfe natürlich. Eine Autofahrt hätte zu lange gedauert und ein Flug wäre unnötig gewesen. Als erstes hatte Tony ihr eine Tour von seinem, ihrem gemeinsamen Haus gegeben. Es war gemütlich eingerichtet und voller Stolz hatte Tony ihr jedes einzelne Zimmer gezeigt.


Sie konnte die Tür aufgehen hören und wenig später spürte sie wie jemand sich neben sie setzte und einen Teil ihrer wertvollen Decken beanspruchte. „Du musst lernen zu teilen, Sweetcheeks." Sie öffnete ihre Augen, schaute ihn kurz an und gab dann nach. „Grazie." Statt etwas zu sagen, rückte Ziva nur näher an ihren Gefährten, der einen Arm um sie legte während sie ihren Kopf an seiner Schulter ablegte. „Ich hab dir doch gesagt, dass wir irgendwann mal so hier sitzen werden." Die Israeli brummte zustimmend. „Wir haben aber keine Kekse, Tony." Bei seinem entgeisterten Gesichtsausdruck musste die junge Frau unwillkürlich Grinsen. Entschuldigend tätschelte sie mit ihrer Hand seinen Bauch. „Es ist trotzdem wunderschön, Ahava. Hauptsache du bist bei mir." Liebevoll küsste er ihr Haar. „Sauber gerettet." Ziva lachte kurz, schlug aber gleich darauf einen ernsteren Ton an. „Tony, du hast mir gestern dein Ha-" Sanft unterbrach er sie. „Unser Haus." Ein kleines Lächeln stahl sich auf ihre Lippen. „Unser Haus, ja...es ist immer noch so unglaublich. Hätte mir jemand vor einen halben Jahr gesagt, dass ich heute hier sitzen würde, mit meinem Mann neben mir-" - „Deinem Mann, Sweetcheeks? Hab ich ihn verpasst? Wenn er noch hier ist, will er dann mit uns Abendessen?" Ziva schlug ihm sanft aber bestimmt auf die Brust. „Du weißt genau, dass ich dich meine. Mein 'Freund' klingt einfach nach zu wenig. Und du bist so viel mehr." Als Antwort küsste er sie. Langsam bewegte er seine Lippen über ihren und bevor er sich endgültig löste, küsste er ihre sanften Lippen noch einmal für den Bruchteil einer Sekunde. „Du bist auch alles für mich." Ziva kuschelte sich noch näher an den Halbitaliener, soweit das überhaupt möglich war. Zärtlich fing Tony an seine Hand unter 'ihren' Pulli zu schieben und begann dann sanft über ihre Hüfte zu streichen. „Du wolltest vorhin noch etwas sagen, oder?" Die Israeli nickte. Seine sanfte Berührung und der intensive Hautkontakt hatten sie für einen Moment aus der Bahn geworfen. „Ich wollte dich fragen, warum du hier zwei extra Zimmer hast?" Tonys Mund formte ein 'O'. „Du kannst mich einen hoffnungslosen Romantiker nennen, aber ich hab immer gewusst, dass ich dich eines Tages finden würde. Und...ich bin dann immer davon ausgegangen, eine Familie zu gründen. Mit zwei Kindern, ein Mädchen und einen Jungen. Gewissermaßen ist das der amerikanische Traum, nur ohne den weißen Zaun und den Hund." Ihr Gesichtsausdruck wurde weich und sie strich sanft mit ihrem Daumen über seine Wange. „Tony...", ihre Stimme war kaum ein Flüstern und so unendlich sanft. „Du willst Kinder? Mit mir?" Seine Mundwinkel zuckten nach oben, als er seine freie Hand über ihre an seiner Wange legte. „Es gibt nichts was mich glücklicher machen würde." Vorsichtig streckte die Israeli sich ihm entgegen und küsste ihn leidenschaftlich. Mit ihrer Hand fuhr sie immer wieder durch seine Haare, während seine Hand sich in ihren Locken verfing. „Wir könnten jetzt damit anfangen", flüsterte Tony ihr heftig atmend ins Ohr und wollte schon zu einem erneuten Kuss ansetzten, doch ihre Hand auf seiner Brust stoppte ihn. „Nein." - „Nein? Willst du keine-" Ihre Augen weiteten sich. „Doch, Tony, natürlich. Aber vielleicht sollten wir erst darüber reden, bevor wir uns einfach Hals über Kopf reinstürzen." Tony hatte sich inzwischen wieder aufgesetzt und hatte Ziva mit sich gezogen. „Du willst Kinder. Ich will Kinder. Was gibt es da jetzt noch zu bereden?" Ob er sich dumm stellte oder ob er wirklich nicht wusste, dass man so ein heikles Thema lieber nicht überstürzte, vermochte Ziva nicht zu sagen. „Tony, eine Schwangerschaft bei Werwölfen ist bestimmt ganz anders als bei Menschen. Woher sollen wir wissen, wie lange ich schwanger sein werde oder wie viele Babys... oder Jungen ich bekomme?" - „Warte mal, Jungen? Plural?" Ziva nickte. „Ein Wurf Wölfe besteht im Durchschnitt aus zwei bis drei Jungen, manchmal sogar vier. Und wenn sie als Wölfe zur Welt kommen? Ab wann werden sie sich verwandeln können? Wie schnell werden sie altern?" - „Du lässt es nicht halb so romantisch klingen, wie es sein könnte." Ziva legte den Kopf schräg. „Wie würde es den romantischer klingen?" Unbeholfen zuckte Tony mit den Achseln. „Vielleicht wenn du so was gesagt hättest wie... Du weißt schon... Romantischer halt. Du bist dafür verantwortlich eine Schwangerschaft romantisch klingen zu lassen. Männer lassen Heiratsanträge romantisch klingen." Die Israeli zog eine Augenbraue hoch. „Und wenn ich dir einen Heiratsantrag mache?" - „Dann würde ich ja sagen, auch wenn ich nicht verstehen würde, warum du nicht solange warten konntest, bis ich dich gefragt hätte." Er grinste sie schief an. „Und wie würde Anthony DiNozzo einer Frau den perfekten Heiratsantrag machen?" - „Oh, nein, nein, nein, nein, nein. Ich werde dir ganz sicher nicht sagen, wie ich dir einen Antrag mache. Dann wäre es ja nichts Besonderes mehr, keine Überraschung." Zivas Blick richtete sich in die Ferne und nachdenklich legte sie die Stirn in Falten. „Tony, ist das unsere Art über die Zukunft zu reden? Über uns? Übers Heiraten und über Kinder?" Auch Tonys Miene wurde ernst. „Sieht so aus, hm. Aber wenn's nach mir geht, dann denke ich, dass wir eine blühende Zukunft vor uns haben."

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